Die Zwangspause nach der Spielabsage in der vergangenen Woche nutzten die Hofer Bayern zur intensiven Vorbereitung auf die Partie gegen den kleinen Club. "Wir haben extra ohne Ball trainiert, damit wir im Spiel keinen Schock bekommen, wenn wir den Ball nicht sehen", verriet der Hofer Coach Miloslav Janovsky mit einem Schmunzeln. Was er damit sagen wollte: Er erwartete einen spielstarken Gegner. Gegen die Nürnberger waren daher vor allem ihre kämpferischen Tugenden gefragt. Der tiefe und rutschige Platz sollte den Gastgebern daher entgegenkommen. "Angesichts des Hinspiels in Nürnberg ist mir nicht bange", gab sich der Tscheche kämpferisch. Musste er auch - was blieb ihm anderes übrig angesichts der Aufstellung der Gäste, die mit nicht weniger als fünf Akteuren aus dem Profikader angereist waren. "Das bot sich an", verriet Michael Köllner bei seiner Rückkehr an die frühere Wirkungsstätte. Als Reaktion auf die jüngste 3:4-Pleite gegen Schalding-Heining wollte er dies indes nicht verstanden haben: "Dort haben wir 80 Minuten einen starken Fußball gespielt." Nach der Rotsperre von Steffen Eder und dem Ausfall von Jonas Carls musste der FCN-Coach seine Hintermannschaft umbauen. Wohl dem, der Akteure wie Ivan Knezevic und Georg Margreitter in der Hinterhand hat. Im Tor begann ebenfalls ein Spieler mit Profierfahrung: Patrick Rakovsky. Der Augsburger Shwan Parker und Philipp Hercher rundeten das Profipaket ab. Mit Maximilian Krauß rutschte zudem ein weiter neuer Spieler in die Startelf. "Das ist sein Stadion", versprach sich Michael Köllner an alter Wirkungsstätte von Maximilian Krauß besonders viel. Eine derartige Ersatzbank stand Miloslav Janovsky auf der Gegenseite nicht zur Verfügung: Nachdem mit Harald Fleischer (Schambeinentzündung), Tobias Benker (Erkältung) und Jan Kralik (Rotsperre) sowie Torhüter Lukas Krbecek (Schulterprellung) gegenüber dem Derby gegen Bayreuth drei Spieler der Startelf ausfielen, rutschten Erik Arkenberg, Eduard Root und Alexander Bareuther in die Anfangsformation.
Glück für Nürnberg, Pech für Hof: Gästekeeper Patrick Rakovsky fälscht den Schuss von Felix Strößner noch entscheidend ab.
Thomas Nietner
Wie im Hinspiel ging es gleich munter los. Die Hofer Bayern versteckten sich keineswegs, sondern begegneten den Favoriten auf Augenhöhe. Aber nicht nur das: Wie vor knapp dreieinhalb Monaten im Grundig-Stadion gingen die Hofer Bayern prompt in Führung. Eduard Root sorgte nach acht Spielminuten nach einer Antonyuk-Ecke per Kopf für Hofer Glücksgefühle. Nicht nur FCN-Angreifer Domenic Baumann fühlte sich da irgendwie an das Spiel in der Vorrunde erinnert. Aber auch da reichte den Hochfranke letztendlich eine Führung nicht zum Sieg. Und die Gäste machten gleich deutlich, dass sie keineswegs die Punkte in der Saalestadt lassen wollten. "Wir mussten uns erst einspielen, nachdem wir in der Konstellation noch nie zusammengespielt hatten", so FCN-Angreifer Domenic Baumann. Aber noch scheiterte Shawn Parker in der 20. Spielminuten am Pfosten, nachdem Schlussmann Erik Arkenberg noch die Finger an das runde Leder bekam. Wenig später musste der Hofer Schlussmann gegen den durchgebrochenen Philipp Hercher gleich noch einmal ran, während auf der Gegenseite bei einem Schuss von Felix Stößner nicht viel fehlte. Der zweite Treffer fiel dann jedoch auf der Hofer Seite, als Abdelhamid Sabiri am Strafraum mit links abziehen konnte, nachdem er Spielführer Christian Schraps versetzt hatte. Aber die Hofer Bayern zeigten sich keineswegs geschockt, sondern boten den Gästen weiter die Stirn. Einziges Manko: Die Chancenverwertung. Während der Schuss von Alexander Bareuther nur knapp am Nürnberger Kasten vorbeistrich, fanden Felix Strößner und Eduard Root ihren Meister in Patrick Rakovsky. Gleich zweimal reagierte der Gästekeeper stark. Als Erik Arkenberg auf der Gegenseite bei einer Flanke danebengriff, zeigte sich der Unterschied. "Da muss er nicht rauskommen", wurmte Miloslav Janovksy der Gegentreffer besonders. FCN-Torjäger Domenic Baumann nutzte den Fehlgriff des Hofer Keepers prompt zur Führung, den die Gäste jedoch nicht mit in die Halbzeitpause nehmen konnten. Denn mitten am Samstagnachmittag gelang Felix Strößner ein Sonntagsschuss. Der Ex-Bayreuther traf im Nachschuss aus gut 18 Metern an die Unterkante, von wo der Ball ins Gästetor sprang. Was für ein Hammer von Strößner! Der ehemalige Bayreuther ließ seiner Freude mit einem Sprint über das halbe Feld entsprechend freien Lauf. Ein Ausgleich zur rechten Zeit: Ansonsten hätten die Hofer Bayern einmal mehr mit dem Pech und den eigenen Fehlern hadern müssen, nachdem ihnen erneut zwei Patzer die Führung kosteten.
Der tiefe Platz sollte den Hofer Bayern entgegen kommen: Martin Holek packte da schon mal die Grätsche aus.
Thomas Nietner
Doch nach dem Seitenwechsel sollte sich das Blatt zugunsten der Gäste wenden. "Wir waren in der ersten Hälfte schlecht gestaffelt und waren noch nicht so gut in der Partie. Danach haben wir uns besser ausgerichtet", erklärt Micheal Köllner die Leistungssteigerung seiner Elf im zweiten Durchgang, nachdem es zuvor noch im Umschaltspiel hakte. "Wir konnten nun endlich unsere Dominanz ausspielen", sah auch Domenic Baumann eine deutlich stärkere Clubelf. Und die Hofer Bayern halfen einmal mehr bei der erneuten Gästeführung nach. SpVgg-Verteidiger Andre Biermeier brachte Domenic Baumann an der Torlinie unnötig zu Fall. Dem Schiedsrichter blieb gar nichts anderes übrig, als auf Elfmeter zu entscheiden. "Auch Tor drei darf so nicht passieren", blieb Miloslav Janovsky hierfür nur Kopfschütteln übrig. Nachdem Abelhamid Sabiri den fälligen Strafstoß sicher verwandelte, gerieten die Saalestädter einmal mehr auf die Verliererstraße. "Die Fehler bekommen wir eben nicht raus. Dabei hatten wir in der ersten Hälfte die besseren Chancen. Wir belohnen uns nur nicht. Das ist tödlich, wenn man seine Chancen nicht macht", sah Miloslav Janovsky das nahende Unheil. Denn die Nürnberger kamen nun richtig ins Rollen. So hatte sich Michael Köllner das schon eher vorgestellt: "Wir haben das auf diesem Rasen ganz gut gemacht." Als Ivan Knezevic schließlich nach gut einer Stunde zum 4:2 für die Clubelf traf, war die Partie vorzeitig entschieden. "Zwei Treffer kannst du vielleicht wettmachen, aber vier ist fast nicht möglich", hatte der Hofer Coach danach nur noch wenig Hoffnung. Der vierte Treffer hatte sich aber zuvor schon abgezeichnet. Zu sehr drückten die Gäste schon in den Minuten davor auf das Hofer Tor. Die Hofer Bayern konnten nur noch reagieren. In der zweiten Halbzeit konnten sie sich nicht mehr die Chancen der ersten Hälfte herausspielen. "Wir hatten heute durchaus die Mittel, die Nürnberger zu knacken. Solange der Kopf oben war bei uns, waren wir konkurrenzfähig", sah der Hofer Coach aber im zweiten Durchgang eine chancenlose Elf, die der spielerischen Überlegenheit der Nürnberger nur noch wenig entgegenzusetzen hatte. Folgerichtig fiel kurz vor dem Spielende auch noch der fünfte Gästetreffer, nachdem Ivan Knezevic durch den Hofer Strafraum spazieren konnte und Teamkollege Abdelhamid Sabiri mustergültig servierte.
Da fehlte nicht viel: Thomas Stock (gelb) bekommt den Ball jedoch nicht im Tor unter.
Thomas Nietner
"Heute hat nicht unbedingt die schlechtere, sondern die dümmere Elf verloren", stand für Miloslav Janovsky fest. Damit lag er vollkommen richtig, denn die ersten drei Treffer legten die Hofer Bayern wieder einmal dem Gegner quasi auf. Und während die Mittelfranken ihre Chancen nutzten und die Tore zum richtigen Zeitpunkt erzielten, ließen die Gastgeber zu viele gute Möglichkeiten liegen. Wie schon im Hinspiel kosteten individuelle Fehler und die schlechtere Chancenauswertung den möglichen Sieg, auch wenn letztendlich die Gäste die spielstärkere Mannschaft stellten. Aber wieder einmal konnten die Hofer Bayern sich dafür nicht belohnen. "Ich erzähle jetzt schon zum zehnten Mal an dieser Stelle das gleiche. Wir bekommen diese Fehler einfach nicht aus unserem Spiel", verzweifelt der frühere Weidener langsam aber sicher. Nun bleiben den Hofer Bayern nur noch zwei Möglichkeiten, das Kalenderjahr mit einem Erfolgserlebnis abzuschließen: In Rosenheim und im Nachholspiel gegen Schweinfurt. Die Gäste konnten sich dagegen für die Pleite in Passau rehabilitieren.
Spielbericht eingestellt am 20.11.2016 21:05 Uhr