Dabei hatte sich Miloslav Janovsky vor der Partie gegen die Schwaben durchaus noch etwas ausgerechnet: „Die Auswärtsniederlage gegen Unterhaching haut uns nicht um. Wir müssen die Punkte für den Klassenerhalt gegen die anderen Teams erkämpfen. Augsburg gehört dazu.“ Und für das Vorhaben, den dritten Heimsieg einzufahren, stand dem Hofer Coach auch nahezu die Bestbesetzung zur Verfügung. Lediglich Tobias Benker fiel mit Erkältung aus. Dafür stand Schlussmann Jiri Bertelmann wieder zur Verfügung, obwohl Neuzugang Lukas Krbecek erstmals spielberechtigt war. Nach guten Leistungen in den letzten Wochen erhielt der Stammkeeper aber weiter den Vorzug vor dem neuen Mann. Im Vergleich zur Vorwoche rutschte daneben nur noch Felix Strößner für Tobias Benker in die Startelf. Gästetrainer Christian Wörns musste dagegen schon mehr an seiner Anfangsformation basteln, nachdem mit Julian Günther-Schmidt und Marco Richter nicht nur die beiden erfolgreichsten Torschützen ausfielen, sondern mit Yannic Thiel und Tim Rieder sowie Ex-Profi Dominik Reinhardt noch drei weitere Spieler. Der ehemalige Nationalspieler veränderte sein Team daher auf drei Positionen im Vergleich zum Bayern-Spiel und brachte mit Efkan Bekiroglu und Mustafa Duman zwei neue Angreifer sowie mit Max Reinthaler einen neuen Verteidiger. Allesamt Volltreffer wie sich später herausstellen sollte.
Kein Vorbeikommen gab es für Kagan Yildirim (gelb) an dem Augsburger Außenverteidiger Chima Okoroji.
Thomas Nietner
Und Christian Wörns hatte sich einiges einfallen lassen. Ein Alibi gab es für den ehemaligen Dortmunder für die Ausfälle nicht: "In der Liga kann bis auf Unterhaching jeder jeden schlagen. Unterschätzen dürfen wir niemand. Genau darin besteht die Gefahr. Klar, sind wir leicht favorisiert, aber letztendlich müssen wir uns auf uns konzentrieren und nicht auf den Gegner." So zog Augsburg von Beginn an sein Ding durch und wechselte munter die taktische Aufstellung: Mal Viererkette, mal eine Dreierkette mit Ballbesitz und einem Sechs-Mann-Mittelfeld. Das schmeckte den Hofer Bayern, die allerdings druckvoll in die Partie starteten, auf Dauer gar nicht. "Wir haben uns die ersten 20 Minuten schwer getan. Da hatte Hof ein paar Halbchancen. Aber danach lief es für uns immer besser", sprach auch Augsburgs Co-Trainer Andre Niebler noch von einer ausgeglichenen Anfangsphase, wenn auch ohne Torchancen auf beiden Seiten. Den Gastgebern gelang es aber immerhin die Gäste vom Tor fernzuhalten. Dazu zog Miloslav Janovsky seinen Kapitän Christian Schraps zwischen die beiden Innenverteidiger zurück. "Gegen so einen Gegner muss man lange die Null halten und vorne Nadelstiche setzten", wusste der Hofer Scout Jochen Kauper. Doch es blieb letztendlich bei dem Vorhaben. Das lag zu einem daran, dass sich die Augsburger immer weiter ein Übergewicht erspielen konnten und noch vor der Halbzeit ansatzlos durch Efkan Bekiroglu in Führung gingen und auf der anderen Seite die Hofer vor dem Gästetor harmlos blieben. Mal ein Fernschuss da, mal eine hohe Flanke da: Mehr fiel den Hofer Bayern gegen taktisch hervorragend aufgestellte Gäste nicht ein. Der Weg zum Tor war aus einer dicht gestaffelten Abwehr sicherlich weit, aber den Gelb-Schwarzen fehlte es nicht nur an Spielwitz, sondern auch am notwendigen Tempo. Mit Flanken aus dem Halbfeld war der sicheren Augsburger Hintermannschaft, die über durchweg über Gardemaß verfügte, nicht beizukommen. Auch wenn Augsburg bis auf einen Eckball, den Andreas Knoll noch auf der Torlinie klären konnte, keine weiteren dicken Möglichkeiten hatte, war Miloslav Janovsky mit dem Ergebnis zur Halbzeit noch zufrieden: "Augsburg fährt nicht umsonst 300 Kilometer, um hier die Punkte abzuliefern. Die haben uns taktisch große Probleme bereitet. Wir waren daher oft zu Umstellungen gezwungen. Aber das hat nicht alles funktioniert. So konnten wir mit dem 0:1 zur Pause noch zufrieden sein." Mit der Leistung seiner Elf konnte er dagegen nur bedingt einverstanden gewesen sein. Die Augsburger waren immer einen Schritt voraus und konnten immer wieder Überzahl im Mittelfeld herstellen. "Wir sind nur hinterhergelaufen", merkte Jochen Kauper an.
Mustafa Duman bleibt im Duell mit Andreas Knoll (gelb) Zweikampfsieger.
Thomas Nietner
Daran änderte sich auch in der zweiten Hälfte und der Hereinnahme von Eduard Root und die damit verbundene Systemumstellung nichts. Zwar gingen die Gelb-Schwarzen phasenweise nun aggressiver in die Zweikämpfe, doch letztendlich liefen nahezu alle Pressingversuche ins Leere. Augsburg konnte sich immer wieder frei spielen, weil nicht alle Hofer mitzogen. "Wir haben versucht gegen sie Pressing zu spielen, aber das ist ging ins Leere", musste auch Miloslav Janovsky feststellen. Und so kam es letztendlich wie es kommen musste: Die Qualität der Augsburger setzte sich durch. Wenn auch mit Hilfe der Gastgeber. Denn sowohl dem zweiten als auch dem dritten Gegentreffer ging jeweils ein dicker Patzer der Hofer Hintermannschaft voraus. "Da leisten wir uns natürlich zwei Fehler, die so nicht passieren dürfen", so Jochen Kauper über zwei Szenen, als die Hofer Bayern den Ball hinten raus spielen wollten, aber dabei zwei Gegentore kassierten. Spätestens nach dem dritten Tor und dem Doppelpack des quirligen Mustafa Duman war die Partie gelaufen. Auch die Einwechslung eines zweiten Stürmers wirkte sich bei der Heimelf nicht aus, weil Augsburg darauf sofort reagierte und mit Emre Kurt einen weiteren Verteidiger brachte, der Alassane Kane an die Kette legte. Die Hofer Angriffsbemühungen blieben weiter harmlos, weil es den Gastgeber nicht gelang hinter die Abwehrkette der Schwaben zu kommen. Die Chance von Eduard Root blieb daher die einzige Möglichkeit der Hofer Bayern. Doch der aufmerksame FC-Schlussmann Florian Kastenmeier verkürzte rechtzeitig den Winkel. Aber auch in der Luft war die FC-Abwehr nicht zu bezwingen. Der Hofer Torjäger Martin Holek konnte sich daher kaum in Szene setzen und hing weitgehend in der Luft. Einfacher hatte es da schon Albion Vrenezi, als er in der Schlussminute ungestört durch den Hofer Strafraum kurven und den vierten Gästetreffer erzielte.
Alassane Kane (gelb) gewinnt zwar das Laufduell gegen Chima Okoroji, bleibt aber dennoch in der FC-Abwehr hängen.
Thomas Nietner
0:4: Man muss lange in der Statistik der Gelb-Schwarzen wälzen, um eine ähnlich hohe Heimpleite zu finden. Zuletzt verloren die Saalestädter 2009 gegen den Würzburger FV (1:5) mit vier Toren Unterschied. Aber die Niederlage ging auch in dieser Höhe in Ordnung. Nach der Partie musste man von einem Qualitätsunterschied sprechen. Von einem Duell auf Augenhöhe konnte nur in den Anfangsminuten die Rede sein. Letztendlich waren die Schwaben eine Nummer zu groß für die Hofer Bayern, die vor eigenem Publikum nur wenig Eigenwerbung für das Kellerduell gegen Ingolstadt 2 machen konnten. Vielmehr muss man befürchten, dass die Gelb-Schwarzen dem Abstieg unaufhaltsam entgegen taumeln. Unter den Augen von Ex-Coach Daniel Felgenhauer, der zum Geburtstag seiner Mutter in Hof weilte, machte die Leistung wenig Hoffnung für die kommenden Aufgaben und auch Schlussmann Jiri Bertelmann konnte nicht an seine starke Leistung gegen die kleinen Bayern anknüpfen. Damals hielt der Tscheche die Null. Da die Hofer Bayern aber hinten aktuell zu anfällig sind und auch vorne harmlos bleiben, spricht wenig für eine Trendwende vor der Winterpause. Auch Gästespieler Marco Schuster hatte sich das nicht so leicht in Hof vorgestellt: "Wir haben uns wenig Fehler geleistet und Fußball ist nun einmal ein Fehlerspiel: Wer weniger macht, gewinnt. Und das waren heute eben wir!" Dem war nichts hinzuzufügen.
Spielbericht eingestellt am 15.10.2016 20:34 Uhr