von Stephan Landgraf
Das „Wunder von der Vils“ ist ausgeblieben – nach nur einer Saison in der Regionalliga muss der FC Amberg wieder in die Bayernliga absteigen. Am Samstag unterlag die Mannschaft von Trainer Timo Rost vor 1112 Zuschauern nach einer erneut nicht schlechten Vorstellung dem FC Bayern München II mit 1:4 (0:2) und beendete die Spielzeit 15/16 auf dem vorletzten Tabellenplatz. Selbst ein Sieg hätte den Gelb-Schwarzen nicht mehr zur Relegation gereicht, denn zeitgleich setzte sich der FC Augsburg II gegen den FC Memmingen mit 7:2 durch.
„Meine Jungs haben alles versucht, und das nicht nur gegen Bayern. Dass wir die Liga nicht gehalten haben, liegt an vielen Gründen. Die werden wir jetzt in aller Ruhe analysieren. Fakt ist aber, dass wir nur zwei Tore in der gesamten Rückrunde geschossen haben, was eindeutig zu wenig ist“, sagte Rost nach dem Schlusspfiff. Der 37-Jährige, der in der kommenden Saison einen Platz zur Ausbildung zum Fußball-Lehrer bekommen hat, wagte dann auch gleich einen kleinen Blick nach vorne. „Wir werden alles dafür tun, um den sofortigen Wiederaufstieg anzupeilen. Und wer mich kennt, weiß, dass ich alles dafür tun werde, um diese Scharte auszuwetzen“, gab sich Rost kämpferisch. Auf die Frage, ob er dann in der Bayernliga auf der Bank sitzen werde, meinte er: „Das ist eine Entscheidung des Präsidiums, aber ich habe einen Zwei-Jahres-Vertrag, den ich erfülle.“
Bei den Gastgebern waren alle Mann an Bord, nur die Stürmer Benjamin Werner und Michael Dietl sind wegen ihrer fünften gelben Karte gesperrt gewesen. Sven Seitz hingegen stand nicht im Kader, ebenso Junior Torunarigha. Rost wählte so in diesem ungemein wichtigen Spiel auf eine defensivere Anfangsformation und brachte mit Tobias Wiesner nur einen nominellen Stürmer. Münchens Coach Heiko Vogel hingegen veränderte seine Startelf gegenüber dem 2:1 gegen Augsburg II gleich auf vier Positionen: Steeven Ribery, Matthias Strohmeier und Mario Crnicki traten die Reise in die Oberpfalz erst gar nicht mit an, Sebastian Bösel saß lediglich auf der Ersatzbank. Für sie begannen Philipp Steinhart, Korbinian Burger, Felix Pohl und Angelos Oikonomou.
Die Gastgeber begannen engagiert, standen trotz der eher etwas defensiveren Ausrichtung hoch und gut gestaffelt und ließen den Gästen kaum Entfaltungsmöglichkeiten. So kamen die Gelb-Schwarzen schon nach 120 Sekunden zu ersten Mini-Chance, als Tobias Wiesner nach einem Pass von Thomas Schneider im FCB-Strafraum gerade noch abgedrängt wurde. Die beste Möglichkeit für den FC hatte Julian Ceesay in der siebten Minute, als Julian Ceesay aus 16 Metern nach einer Wiesner-Hereingabe frei stand, seine Volleyabnahme aber etwas zu hoch ansetzte.
Das 1:0 musste dann Schneider machen, als er aus zwölf Metern mit seinem Schlenzer mit dem linken Fuß nur knapp am linken Pfosten vorbeizielte (10.). Sekunden später konnte sich München bei seinem Keeper Andreas Rößl bedanken, der Ceesays Schuss aus sechs Metern gerade noch über die Latte lenkte. Von den Oberbayern war bis dato gar nichts zu sehen. Erst nach einem Freistoß gaben sie das erste Lebenszeichen von sich, als Karl-Heinz Lappe das Leder an die Unterkante der Latte köpfte, FCA-Keeper Matthias Götz noch irgendwie dran war und vom Aluminium aus der Ball ins Feld zurücksprang (18.).
Keine Chance hatte Götz eine Minute später bei Patrick Weihrauchs Foulelfmeter. Zuvor hatte Kevin Kühnlein einen Münchener im Strafraum zu Fall gebracht. Und im Stile einer Spitzenmannschaft machte Bayern dann das 2:0: Nach einem schnell ausgeführten Freistoß reagierte Lappe am schnellsten, hielt aus acht Metern seinen Fuß hin und schob zum 2:0 ein (28.). Nach einer kurzen Erholungsphase nahm Amberg dann wieder Tempo auf. Wiesner hatte die nächste Chance, als er aus elf Metern flach den Pfosten anvisierte (37.) – so blieb es beim 0:2 nach 45 Minuten.
In die zweiten gingen beide Mannschaften in veränderten Aufstellungen: Die Bayern mussten verletzungsbedingt Torhüter Rössl durch Leo Weinkauf ersetzen. Beim FC setzte Rost alles auf eine Karte und brachte mit Andreas Graml und Sebastian Hauck zwei frische Kräfte. Allerdings zunächst ohne Erfolg, denn der FCB erhöhte in der 49. Minute auf 3:0. Mit einem Doppelpass hebelten die Gäste die FC-Abwehr ganz einfach aus, so dass Lappe aus zwölf Metern keine Mühe hatte, zum 3:0 einzuschieben – die Vorentscheidung.
Die Münchener verwalteten den Großteil des zweiten Durchgangs das Ergebnis, während bei der Rost-Elf nach dem dritten Gegentor offensichtlich die Luft raus war. Dennoch rappelten sich die Gastgeber nochmals auf: Bei einer Flanke von Ceesay stieg Hauck am höchsten und köpfte ungehindert zum 1:3 (69.) ein – mehr sprang aber nicht heraus, zumindest für die Amberger. Die leisteten sich in der 83. Minute in Person von Ceesay einen verheerenden Abwehrfehler, den Lappe zum vierten Münchener Treffer nutzte.
Spielbericht eingestellt am 23.05.2016 09:42 Uhr