Im Gegensatz zur Vorwoche hievte Altstadt-Trainer Christoph Starke den wiedergenesenen Erik Arkenberg zurück ins Tor, Andreas Sponsel nahm erstmals wieder auf der Ersatzbank Platz. Hachings Trainer Claus Schromm, vor vielen Jahren gemeinsam mit Starke auf der Schulbank bei der Trainer-A-Lizenz gesessen, tauschte im Gegensatz zum fulminanten 5:1-Pokalerfolg gegen Regensburg gleich auf einigen Positionen, schonte unter anderem seinen Torjäger Vitalij Lux, Sascha Bigalke und den ebenfalls zielsicheren Nicolas Hinterseer, Neffe von Schlagerstar Hansi und Bruder des Ingolstädter Stürmers Lukas.
Unterhachings Markus Einsiedler kommt vor Marius Strangl ans Leder.
Andreas Bär
Gegen nach den jüngsten zwei Siegen überraschend nervös wirkende Altstädter setzten die Unterhachinger dabei erste Ausrufezeichen. Angeführt vom bärenstarken Ulrich Taffertshofer, zusammen mit Ex-Bundesligakicker Maximilian Nicu für die Hachinger Zentrale verantwortlich, präsentierten die Gäste zielstrebigen Tempofußball, dem die Bayreuther Hintermannschaft nicht gewachsen war. Immer wieder suchte Unterhaching den direkten Weg in die Spitze, um über seine schnellen Offensivleute zum Erfolg zu kommen. Fast wäre es soweit gewesen, als Ulrich Taffertshofer Nicu steil in die Gasse schickte - der scheiterte am super reagierenden Erik Arkenberg (15.). Auf der Gegenseite verlebte Stefan Marinovic eine halbe Stunde lang einen verregneten Nachmittag ohne jegliche Mühe: Das Altstädter Offensivspiel krankte, da die langen Bällen aus dem Defensivverbund überall landeten - nur nicht beim Mitspieler. "Es gab in der Halbzeit ein schönes Donnerwetter", so Trainer Christoph Starke nach dem Spiel, "da war ich überhaupt nicht zufrieden." Daran konnte auch ein schön herausgespielter Treffer von Tobias Ulbricht nichts ändern. Der später schwer verletzt ausgewechselte Sturmtank der Bayreuther musste nach Marius Strangls präziser Hereingabe nur noch den Schlappen hinhalten und markierte die Führung. Doch so überraschend dieser Treffer fiel, so überraschend klapperte es auch auf der Gegenseite. Nur noch zu zehnt kickende Gäste, der bis dahin dominierend auftretende Taffertshofer sah nach einem harten Einsteigen in einem Kopfballduell mit Bastian Horter die Ampelkarte, bestraften die Altstädter Lethargie. Irgendwie kam das Leder zu Maximilian Nicu, der das Leder Erik Arkenberg sauber servierte. Zum Entsetzen der Altstädter Anhänger ließ der bis dahin starke Tscheche, auch gegen Steinherr (26.) blieb er Sieger, den Ball durch die Weste flutschen.
Tayfun Özdemir im Duell mit Joker Vitalij Lux (rot).
Andreas Bär
Auch nach der Pause sah es in Überzahl nicht gut aus für die Hausherren: Unterhaching wirkte wacher, ideenreicher und galliger. Doch die Altstädter nahmen den Kampf an und kamen so zurück ins Spiel. Hatten dabei freilich auch das nötige Glück auf ihrer Seite. Das kann man bei Tobias Ulbricht nicht behaupten. Nach einem Zweikampf blieb er liegen, musste schwer verletzt - ein Bruch steht im Raum - ausgewechselt werden. Die Verletzung Ulbrichts wirkte dennoch wie ein Hallo-Wach. Fortan waren die Altstädter präsenter, auch wenn Unterhaching in Führung hätte gehen müssen. Einen Querschläger Ascherls nahm Arkenberg in die Hand, den fälligen Freistoß leitete der auffällige Sascha Bigalke direkt auf Maxi Nicu, der das Leder von der Strafraumkante über das leere Tor jagte (59.). Auf der Gegenseite machte es Stefan Kolb besser. Und wie! Sehenswert setzte er sich, von Özdemir in Aktion gespielt, gegen Josef Welzmüller durch, legte das Leder vom rechten auf den linken Fuß, um spektakulär aus spitzem Winkel ins lange Eck abzuschließen - ein Treffer, der aus rein physikalischen Aspekten eine richtig hohe Unwahrscheinlichkeit aufweist. Richtig turbulent wurde es schließlich in der Schlussphase. Nachdem die Hachinger binnen einer Minute gleich drei Mal an Arkenberg und dem gedankenschnell blockenden Gareis scheiterten, hatte Friedrich Lieder im Gegenzug die Entscheidung vor Augen: Doch scheiterte er alleine vor Marinovic auftauchend am Hachinger Torsteher (85.). Sekunden später die nächste hochkarätige Chance: Schels fällte Stefan Kolb im Strafraum. Der Gefoulte trat selber an. Doch Marinovic zeigte seine Qualitäten, verzögerte und irritierte den ebenfalls verzögernden Schützen damit vollends - er fischte den zu schwach getretenen Ball mühelos. Die Partie blieb offen. Und entschädigte in dieser Phase für viel Leerlauf. Einsiedlers Kopfball nach feiner Bigalke-Flanke wurde spektakuläre Beute Arkenbergs (87.), auf der Gegenseite sorgte Stefan Kolb nach neuerlicher Özdemir-Vorarbeit für die scheinbare Vorentscheidung. Doch weit gefehlt: Nur Sekunden später verkürzte Einsiedler erneut - zu spät, um dem Spiel noch eine Wende zu geben.
Daran, dass am Ende beide Trainer gute Laune hatte, hat vor allem die dritte Liga schuld. Durch den Sieg der Kickers aus Würzburg und die gleichzeitige Pleite des VfL Osnabrück stehen die Rothosen mit einem Bein im DFB-Pokal, für den sich die ersten vier Teams der dritten Liga qualifizieren. Sollte das eintreten, wäre die SpVgg Unterhaching als bayerischer Finalgegner der Kickers automatisch für den Pokal auf Bundesebene qualifiziert - und dort sorgte man in dieser Saison für Furore. Kein Wunder, dass Präsident Manfred Schwabl, in dieser Woche 50 Jahre alt geworden und Trainer Claus Schromm, der am Donnerstag seinen 47. Geburtstag feierte, trotz der Niederlage strahlten. Und die Altstädter? Die wollen jetzt die 50-Punkte-Marke aus dem Vorjahr knacken. Bei noch vier ausstehenden Spielen ein nicht abwegig erscheinendes Ziel.
Spielbericht eingestellt am 23.04.2016 19:43 Uhr