Gruselige erste 45 Minuten legten die gastgebenden Schnüdel hin. "Das war grausam. Wir haben Abspielfehler gemacht wie in der C-Jugend", fand Klaus. Und dann machte Ingolstadt nach einer 4:1-Führung zur Pause nach dem Seitenwechsel nahezu alles falsch, was nur ging. "Ich bin froh, dass es beim 4:4 geblieben ist", amtmete Leitl tief durch angesichts eines furiosen Schweinfurter Stumlaufs. "Ich weiß nicht, was wir in der Halbzeit in den Getränken hatten", rätselte Ingolstadts Coach über die Wende. "Ich habe in der Pause gesagt, bringt unsere Getränke von vor dem Spiel in die Kabine zum Stefan rüber", warf der FC 05-Trainer den zugspielten Ball dann doch gut gelaunt zurück.
Ingolstadts Giuseppe Leo (links) gegen den zweifachen Torschützen Tom Jäckel.
Michael Horling
Alle Vorhaben der Grün-Weißen, möglichst sicher zu stehen, torpedierte Ingolstadts frühes 0:1 bereits in der zweiten Minute. Nach etwas mehr als einer Viertelstunde und einem Angriff über links traf Marcel Schiller das erste Mal für die Gäste. Es hieß 0:2 - und zwei weitere Male sollte danach die Schweinfurter Abwehr furchtbar nachlässig agieren. Selbst nach der frühen Auswechselung von Innenverteidiger Manuel Müller, der wie Florian Wenninger breits vor der Pause zum Duschen musste. Krass war, dass keine 100 Sekunden nach dem an sich Mut machenden Anschluss-Abstaubertor von Tom Jäckel Ingolstadt auf 1:3 erhöhte und mit dem Halbzeitpfiff sogar auf 1:4. Die Hintermannschaft der Hausherren hatte dabei einen rabenschwarzen Samstag erwischt. Oder besser: dunkelschwarze erste 45 Minuten. "Zieht eure grüne Trikots aus!", rief ein erboster Zuschauer. Rufe gegen den Trainer, wie in den letzten Wochen übrlich, gab es diesmal aber kaum zu hören.
Ingolstadts Mario Götzendörfer am Ball gegen Schweinfurts Tom Jäckel.
Michael Horling
Wer hätte gedacht, was nach dem Seitenwechsel passieren sollte? Sicher kaum jemand. Doch Michael Kraus markierte ganz schnell nach Flanke von Marco Janz das 2:4. Von nun an stürmten nur noch die Schweinfurter, die nach der wohl schlechtesten Halbzeit seit dem Regionalliga-Aufstieg die nun wahrscheinlich beste folgen ließen. Mit derartiger Leidenschaft könnte man künftig wieder mehrere tausend Fans ins Stadion locken. Es dauerte allerdings bis rund 20 Minuten vor dem Ende, ehe Tom Jäckel nach einer Ecke von Steffen Krautscheider zum 3:4 einköpfte. Und dann legte fünf Minuten später Thomas Blomeyer im Strafraum Daniel Diroll. Krautschneider verwandelte den Strafstoß und hatte in den folgenden Minuten gleich zwei Mal mit Schüssen sogar den Siegtreffer auf dem Fuß. Keeper Florian Schwaiger rettete Ingolstadt aber einen Punkt. Nur Trainer Gerd Klaus ging diesmal zu den Fans und zog vor dem Block symbolisch seinen Hut für die Unterstützung von den Rängen. Die Spieler des FC 05 verzichteten diesmal auf den Weg zur Gegengerade. Vielleicht waren sie nach der Aufholjagd auch schlicht und einfach zu kaputt.
Die Schnüdel sind nur deshalb nicht wieder Letzter, weil Augsburg 2 seinen Vorsprung beim Spiel in Aschaffenburg noch aus der Hand gab. Doch das rettende Ufer befindet sich nach wie vor in Sichtweite. Nun steht ausgerechnet gegen Tabellenführer Jahn Regensburg am kommenden Freitagabend nochmals zu Hause das letzte Spiel im Jahr 2015 an. "Das wird eine wahnsinnig schwere Aufgabe. Aber wir sind in der Rückrunde noch unbesiegt. Und ich habe schon in Regensburg gesagt, dass es nicht unmöglich ist, den Jahn zu Hause zu schlagen. Das können wir, wenn wir uns so präsentieren wie heute in den zweiten 45 Minuten. Wir werden genauso spielen wie Ingolstadt 2 letzte Woche in Regensburg", möchte Gerd Klaus das 2:0 des FC 04 2 vom vergangenen Wochenende nachmachen.
Spielbericht eingestellt am 21.11.2015 18:51 Uhr