Lange hielt sich Christoph Starke mit Wasserstandsmeldungen zur Aufstellung zurück, am Ende standen genau die elf Mann auf dem Feld, die man als aufmerksamer Beobachter der Vorbereitung erwarten konnte. Keeper Andreas Sponsel zurück im Kasten, Rückkehrer Julian Pötzinger rechts defensiv, Philipp Hannemann für den gesperrten Kapitän Florian Ascherl in der Innenverteidigung, der wiedergenesene Kristian Böhnlein neben Dominik Schmitt auf der doppelten Sechs, der emsige Friedrich Lieder auf der rechten Bahn und Tayfun Özdemir und Interimskapitän Tobias Ulbricht als Sturmduo. Erstmals stand auch Simon Russ wieder im Kader - allerdings mehr der U23-Regelung geschuldet, da mit Florian Hofmann, Mikel Seiter und Keeper Florian Veigl drei U23-Kicker fehlten. Auf Bayern-Seite hütete Leo Weinkauf für den gesperrten Andreas Rössl die Kiste, für den verletzten Karl-Heinz Lappe übernahm der nach seiner Verletzungspause wiedergenesene Innenverteidiger und Routinier Nicolas Feldhahn die Kapitänsbinde.
Anton Makarenko (gelb) behält gegen Philipp Steinhart die Oberhand.
Andreas Bär
Eine Halbzeit lang war die Partie extrem geprägt von ebenso extremen Bedingungen. Das Geläuf im legendären Grünwalder Stadion, von den Bayern-Anhängern liebevoll Hermann-Gerland-Kampfbahn gerufen, war mit zentnerweise Sand spielfähig getrimmt worden. "So etwas schlechtes habe ich als Trainer noch nie erlebt", schimpfte Bayern-Coach Heiko Vogel - der den Platz allerdings nicht als Alibi gelten lassen wollte. Auch den böigen Wind nicht. Der machte beiden Teams zu schaffen, die Münchener konnten allerdings aus der Windunterstützung vor dem Pausentee kein Kapital schlagen. Im Gegenteil: Die nach vorne zu verspielten Bayern bissen sich an der sattelfest stehenden Abwehr um den überragenden Philipp Hannemann, der kaum einen Zweikampf verlor, und den nicht minder starken Mario Zitzmann ein ums andere Mal die Zähne aus. Ebenfalls hervorragend disponiert: Bastian Horter, der US-Nationalspieler über weite Strecken zum Statisten degradierte und auch Steeven Ribery einige Male alt aussehen ließ. Einzig Philipp Steinhart auf der linken Bahn konnte offensiv den ein oder anderen Münchener Akzent setzen und stellte Julian Pötzinger einige Male vor die Nagelprobe. Auch Fabian Benko durfte im Duell mit Dominik Schmitt eine Halbzeit lang Punktvorteile verzeichnen, ehe der offensiv ausgerichtete Sechser nach der Pause weitaus besser ins Spiel fand und der Partie noch den ein oder anderen Stempel aufdrückte. Tormöglichkeiten waren in Hälfte Eins absolute Mangelware. Zu sicher standen beide Mannschaften im hinteren Bereich, weshalb ein Versuch von Milos Pantovic, den Hannemann klären konnte, die dickste Möglichkeit auf beiden Seiten blieb.
Tobias Ulbricht im Duell mit dem ehemaligen Hofer Sebastian Bösel, noch einer der besseren Münchner Kicker.
Andreas Bär
Das Bild sollte sich nach dem Pausentee grundlegend ändern. Es war plötzlich Musik drin in einer mit Spannung erwarteten Partie. Nach fünf starken Bayreuther Minuten übernahmen die Bayern, in der Vorbereitung immerhin 2:1-Sieger über den Zweitligisten aus Heidenheim, das Kommando kurzfristig. Hannemann musste gegen Ribery klären, Makarenko gegen Steinhart und Sponsel entschärfte Riberys Kracher - drei Minuten lang zeigten die Roten ihre offensiven Qualitäten. Die hat aber auch die Altstadt. Und zeigte das im direkten Anschluss eindrucksvoll. Tayfun Özdemir bediente seinen Sturmpartner Tobias Ulbricht mustergültig, dessen abgefälschter Schuss landete auf dem Netz - Glück für Keeper Weinkauf, der Sekunden später doch hinter sich greifen musste. Der Eckball landete bei Philipp Hannemann, dessen von der Latte zurückprallenden Kopfball Tobias Ulbricht artistisch verwandelte. Die Altstädter schnupperten am Auswärtscoup gegen zu Hause zuletzt fünf Mal in Folge sieglose kleine Bayern. Und nur eine Minute später hätte Dominik Schmitt den Deckel schon draufmachen können. Seine sehenswerte Direktabnahme nach Bastian Horters Flankenball parierte Weinkauf in höchster Not sehenswert (62.). Die verpasste Vorentscheidung sollte danach für das ein oder andere graue Haar bei Trainer Christoph Starke sorgen. Keeper Andreas Sponsel sorgte dafür, dass die Pulsfrequenz bei Trainer, Anhängern und Verantwortlichen auf gerade noch überschaubarem Niveau blieb. Scholl per Freistoß drüber (69.). Bösel aus der zweiten Reihe ebenso (72.), Feldhahns Kopfballtorpedo nach einem Eckball aus kurzer Distanz wurde Sponsels Beute (74.), der Scholls Freistoß humorlos wegfaustete (79.) und gegen Greens Kopfball ebenfalls Sieger blieb (80.) - der Ausgleich lag zwar in der Luft, die Altstädter blieben aber ruhig und hätten die Partie vorzeitig entscheiden können. Die vielzähligen Kontermöglichkeiten spielte die Starke-Elf nur selten konsequent aus. Die dickste Möglichkeit verzeichnete Anton Makarenko, der nach einem feinen Doppelpass von Strangl mustergültig bedient wurde und das Leder aus kurzer Distanz am leeren Tor vorbeibugsierte (89.).
Durch den Sieg kletterten die Altstädter auf den achten Platz, entledigten sich wohl schon endgültig der letzten Abstiegssorgen. Für die Bayern-Reservisten ist die Saison ebenfalls gelaufen. Durch die neuerliche Heimpleite ist der Zug um die Meisterschaft endgültig abgefahren. "Das war er schon vorher", so ein auch in der Niederlage großer Sportsmann Heiko Vogel. Für die Altstädter geht es am kommenden Samstag zum nächsten Spitzenteam. Dann wartet der 1. FC Nürnberg als Gastgeber. Nicht mit an Bord ist dabei Marius Strangl, der sich seine fünfte Gelbe Karte abholte.
Spielbericht eingestellt am 21.02.2016 21:41 Uhr