von Andreas Schales
Andreas „Bobo" Mayer erschien dem jungen Torhüter der SpVgg Greuther Fürth II Alexander Skowronek (17) vermutlich noch im Traum. Der doppelt so alte Routinier des FC Memmingen hatte sein Visier voll auf den jungen Schlussmann eingestellt und trug maßgeblich zum 3:2 (2:1) Heimsieg bei. Damit gelang den Memmingern in diesem Kellerduell ein gewisser Befreiungsschlag. „Alles war sicher nicht optimal, aber was heute zählt sind die Punkte“, lautete das Fazit von Trainer Christian Braun, der erleichtert war, dass seine Mannschaft nach dem 0:5 gegen Unterhaching die entsprechende Reaktion gezeigt hatte.
Unterhaltsam war es für die Zuschauer von der ersten Minute weg. Schon allein Mayers Kunstschüsse wärmten bei nasskühler Witterung die 741 Fanherzen. Dabei stand sein Einsatz wegen der schmerzhaften Oberschenkelprellung von der Haching-Heimpleite lange auf der Kippe. Daniel Eisenmann musste direkt vor dem Anpfiff abwinken. Auch er hatte bis zuletzt versucht, auflaufen zu können. „Bobo hat in der Woche alles getan, um heute spielen zu können. Da ist er Profi durch und durch. Ein absolutes Vorbild“, lobte denn auch Brauns Kollege Thomas Reinhardt. Mayer marschierte als Leitwolf voran, gab seinen Mitspielern die Marschroute vor und versenkte gleich zwei seiner gefürchteten Freistöße aus gut und gerne 30 Metern zum 1:0 (12.) und 2:1 (25.) Zwischenstand. Sehr zum Leidweisen von Fürths Skowronek, der auch bei den weiteren Kunstschüssen des Routiniers seine liebe Mühe und beinahe auch noch aus der Distanz von 45 Metern (45.) das Nachsehen hatte.
Stefan Maderer hatte zwischendurch zum 1:1 (19.) getroffen. Der Gästestürmer hatte selbst noch drei hochkarätige Möglichkeiten, scheiterte aber wie Daniel Steiniger, Tim Bodenröder und andere in der zweiten Halbzeit entweder an FCM-Torhüter Martin Gruber oder am eigenen Unvermögen. In der Defensive war bei Memmingen schon eine gehörige Portion Dusel mit dabei, dass nichts anbrannte. Gut, dass der sehr stark aufspielende Vinko Sapina gleich nach der Pause schon das 3:1 (48.) vorgelegt hatte. Michael Geldhauser war zuvor der Winkel zu spitz geworden, der Ball lief weiter über Dennis Hoffmann zu Sapina, der seinen zweiten Saisontreffer machte.
Auf dem äußerst tiefen Boden mühten sich die Fürther Talente anschließend redlich, taten sich von Minute zu Minute auf dem morastigen Untergrund schwerer. Der 2:3 Anschlusstreffer von Johannes Golla (90.) nach einer Ecke kam zu spät. In der Nachspielzeit trugen die Memminger Hoffmann und Kevin Ruiz untereinander noch einen verbalen Zwist aus, weil eine 5:2-Kontersituation nicht zum vierten Treffer geführt hatte. Braun wollte den Disput nicht überbewerten, sah es sogar positiv: „Emotionen gehören im Fußball dazu. Man hat gesehen, dass in der Mannschaft Leben steckt“.
Der Heimsieg war ein gewisser Befreiungsschlag und der Sprung zurück ins Mittelfeld, wenngleich punktemäßig bis auf die Spitzengruppe alles ganz eng zusammenliegt. Jedenfalls dürften die Memminger Verantwortlichen wieder deutlich ruhiger schlafen als Fürths deprimierter Trainer Thomas Kleine („wir haben uns heute nicht belohnt“) und sein Schlussmann Skowronek, der für den erkrankten, kürzlich von Bayern München verpflichteten Leopold Zingerle eingesprungen war.
Spielbericht eingestellt am 21.09.2015 15:05 Uhr