"Fußballmärchen", nennt man sowas wohl. Da brachte Trainer Gerd Klaus in der 90. Minute erst den Neuzugang Ingo Feser. Der 19-Jährige schnappte sich in seiner ersten Szene das Leder, flankte auf den ebenfalls erst eingewechselten Marino Müller. Und dessen Flugkopfball brachte das Flutlicht-erleuchtete Schweinfurter Willy-Sachs-Stadion zum Beben. Da war sie wieder, diese Magie im altehrwürdigen Rund an einem späten Abend. Müllers Goldenes Tor bedeutete den ersten Sieg des FC 05 seit Mitte Juli.
Schweinfurts Marino Müller (links) gegen den Münchner Sertan Yegenoglu.
Michael Horling
Mit Tom Jäckel für den am Oberschenkel angeschlagenen Daniel Diroll begannen die Schnüdel, denen mit Steffen Krautschneider auch der beste Torschütze fehlte. Tief stehend begannen die Hausherren, doch es deutete sich früh an, dass diese Partie ein Kampf auf Augenhöhe werden könnte. In der bereits recht interessanten ersten Halbzeit hatten beide Teams je zwei gute Chancen. Die beste der Löwen besaß Sertan Yegenoglu in der 32. Minute, als FC 05-Keeper Chris Pfeiffer seinen Kopfball aus dem Winkel holen musste. Auf der anderen Seite verpasste kurz vorher der offensiv wieder bärenstarke Marco Janz einen langen Ball nur knapp, wäre ansonsten freistehend gewesen. Wie in der 39. Minute Kevin Fery, der aber mit seinem Schuss an Schlussmann Michael Netolitzky scheiterte.
Halb Schweinfurt bejubelte Marino Müllers Siegtor.
Michael Horling
Nach Wiederanpfiff wurde es in den letzten 20 Minuten hochdramatisch. Und das lag mit an Emanuel Taffertshofer. Der Löwe konnte es nicht ertragen, dass der zuvor eingewechselte Marino Müller sich ein Foul an Sertan Yegenoglu leistete. Taffertshofer schubste Müller und und flog folgerichtig mit Gelb-Rot vom Feld, weil er schon verwarnt war. Nun entwickelte sich ein heißes Match mit einem offenen Schlagabtausch. Joe Bechmann köpfte fast das 1:0, im Gegenzug scheiterte Nico Karger erst an Keeper Pfeiffer, ehe beim Nachschuss von Andreas Scheidl Feldspieler Florian Wenninger auf der Torlinie rettete. Wiederum 60 Sekunden später parierte Netolitzky beim Schuss von Marco Janz. Ehe so langsam die Nachspielzeit nahte und Ingo Feser über rechts das Goldene Tor vorbereitete, das irgendwie immer in der Luft lag. "Das war ein guter Einstand von ihm. Er ist ein toller Fußballer, der aber erst drei Einheiten bei uns absolvierte. Samstag fährt er mit der Zweiten Mannschaft nach Ansbach, dann darf er dann mal 90 Minuten zeigen, was er kann", lobte Gerd Klaus den Torevorbereiter. Und Schweinfurts Coach erklärte, warum es zuletzt lief. In erster Linie auch, weil die zum Saisonstart verletzten und angeschlagenen Innenverteidiger Joe Bechmann und Andreas Bauer der Abwehr nun Stabilität verleihen. "Wir waren uns eigentlich einig, dass wir gegen Illertissen, 1860 und in Bayreuth wahnsinnig wenig Punkte holen werden. Aber nun haben wir alle drei Partien nicht verloren", strahlte Gerd Klaus.
Riesenjubel hinterher beim Fanblock, in dem die Anhänger auch noch ihren Spaß hatten, als die Schnüdel längst wieder in Richtung Kabine unterwegs waren. Denn die Löwen liefen auf dem Hauptplatz aus und kamen mehrfach am Block vorbei. Natürlich fielen da nicht nur freundliche Worte. Doch es war auch viel Häme dabei. Kein Wunder, hatten es die Gäste mit sechs Gelben und einer Ampelkarte doch bisweilen auch ein bisschen übertrieben mit der Härte. Der FC 05 hielt aber dageben und verdiente sich unterm Strich den Dreier in dieser intensiven Partie. Nun geht´s für die Schweinfurter nach Buchbach, wo sie letzte Saison wertlos siegten wegen des Dopinfalls Joe Mensah. Am Freitag danach brennt gegen Aufsteiger Rain am Lech dann wieder das Flutlicht im Willy-Sachs-Stadion....
Spielbericht eingestellt am 12.09.2015 11:30 Uhr