Während Regensburgs Trainer Christian Brand der zuletzt erfolgreichen Mannschaft sein Vertrauen schenkte, baute Christoph Starke im Gegensatz zur unglücklichen Niederlage gegen Bayern München 2 wie angekündigt um. Michael Eckert rückte für Steffen Jainta in die Startformation, Daniel Gareis begann für Marius Strangl. Im 4-3-3-System wollte Starke die Zentrale gegen spiel- und offensivstarke Oberpfälzer dicht bekommen und über Dominik Schmitt und eine schnelle Umschaltbewegung nach eigenen Ballgewinnen die bekannte Regensburger Schwäche ausnutzen.
Tayfun Özdemir - wieder einmal agierte er auf sehr hohem Niveau.
Patrick Strätz
Die Hausherren hatten einigen Respekt vor Bayreuth. "Ich habe sie am Dienstag noch einmal gesehen", erzählte Heimtrainer Brand "und wir wussten um ihre Stärken." Wirklich einbremsen konnte auch der Tabellenführer die Altstädter Stärken nicht. Insbesondere der nach seiner bärenstarken Leistung vom Dienstag erneut mit unzähligen Laufkilometern und abgefangenen Bällen auffällige Dominik Schmitt und der nie zu bremsende "Bulldozer" Tayfun Özdemir hinterließen in der Jahn-Hintermannschaft Spuren und den ein oder anderen in die Beine gespielten Knoten. Doch auch der Gastgeber spielte munter mit: Vor allem Kai Hesse über die Flügel und Kolja Pusch, in der letztjährigen Winterpause auch im Fokus der Altstädter Macher, sorgten für einigen Wirbel. Ein leichtes spielerisches Plus hatten, wenig überraschend, die vor Selbstvertrauen strotzenden Hausherren. Doch Ligatorjäger Ziereis scheiterte an Daniel Freiberger (7.), der Glück hatte, dass nach einem von ihm nach vorne prallen gelassenen Pusch-Schuß Ziereis zu überrascht war und per Kopf vorbeizielte (16.). Auf der Gegenseite war es das nie zu bremsende Duo Schmitt und Özdemir, das erste Chancen hatte: Beide visierten am Kasten vorbei. Besser machte es Tobias Ulbricht. Ausgerechnet Ulbricht, der nach dem Bayern-Spiel noch freimütig eingestand, dass er aktuell selbst nicht daran glaubt zu knipsen, wenn er in Tornähe kommt. Fehlendes Selbstvertrauen sieht anders aus, als das, was er in Regensburg machte: Sehenswert behauptete er das Spielgerät, nahm Özdemir mit und netzte nach dessen feiner Ablage eiskalt ein - die Jahn-Manndeckung versäumte es, zu übernehmen und wurde dafür eiskalt bestraft (26.). Die Antwort des SSV Jahn ließ aber nicht lange - genau viereinhalb Minuten - auf sich warten. Michael Eckert verteidigte gegen den bulligen aufgerückten Außenverteidiger Marcel Hofrath einen Tick zu zögerlich, dessen scharfe Hereingabe spitzelte Markus Ziereis im Stile eines echten Torjägers in die Maschen. "Momentan gibst du ihm halt den Ball, wenn er auf dem Klo sitzt. Und auch dann macht er noch ein Tor", schmunzelte und staunte Altstadts Co-Trainer Jörg Pötzinger, einst selbst ein Vorzeigestürmer in Bayerns Vorzeigeklassen. Dem Spiel tat der Treffer extrem gut. Beide Mannschaften ließen nichts anbrennen. Während die Altstädter vor der Pause offensiv sogar die klareren Aktionen spielten, Christoph Starke bemängelte die Präzision im letzten Spielfelddrittel, blieben die Regensburger über ihre pfeilschnellen Individualisten stets gefährlich. Glück hatten die Gelb-Schwarzen kurz vor dem Pausenpfiff: Erst wurde Ziereis‘ Schuss aus 20 Metern abgeblockt, kurz darauf retteten Chris Wolf und Mario Zitzmann in höchster Not auf der Linie und verhinderten einen Rückstand.
Tobias Ulbricht feiert sein Traumtor.
Patrick Strätz
Was nach der Pause folgte, war eine kleine Galavorstellung des Jahn. Und eine des Daniel Freiberger, der sich in Richtung Spiel des Lebens steigerte. Die erste Aktion war aber Joker Steffen Jainta vorbehalten, der nicht einmal eine Minute nach Wiederbeginn einen ersten Vorstoß wagte: Am Ende jagte Ulbricht das Leder drüber. Die Altstadt übernahm daraufhin den Vereinsnamen der Gastgeber. Die Abwehr der Gäste avancierte zum Spiel- und Schwimmverein. Nicht aus eigenem Verschulden. Vielmehr forcierten die Jahnler das offensive Tempo noch einmal und sorgte damit für die ein oder andere hochbrisante Situation. Aber da war ja noch Daniel Freiberger. Nach einer Unsicherheit bei einem scharfen Schuss Kolja Puschs aus der zweiten Reihe (48.) und dem über das Quergebälk gehämmerten Nachschuss von Knoll steigerte er sich in einen Spielrausch. Die Krönung dabei in der 56. Minute. Nach einer Ecke zwang Markus Ziereis ihn zunächst zu einer ersten Glanztat, Lais köpfte, Freiberger reagierte sensationell und Kolja Pusch setzte den zweiten Nachschuss daneben - das war eng. "Bayreuth war unser bislang stärkster Gegner", gestand Jahn-Coach Brand unumwunden ein. Auch wenn die Regensburger mit etwas Matchglück den Sieg hätten feiern können. Das fehlte den Altstädtern zuletzt immer wieder, weshalb Christoph Starke analysierte: "Irgendwann müssen wir das auch einmal haben." Was folgte, sorgte für einige graue Haare beim SpVgg-Coach. Etwaiges Taktieren oder Abwarten wurde beiderseits abgelegt. Es entwickelte sich ein zehnminütiger offensive Schlagabtausch auf allerhöchstem Niveau, was Tempo und Präzision in den Mittelfeldreihen anging. Einzig die Genauigkeit vor den Toren ging beiden Teams ab. "Ich hatte keine Möglichkeit mehr, von außen einzuwirken", gestand Starke unverblümt ein. Der Selbstläufer auf dem Feld war schlichtweg großes Kino beider Mannschaften - was bei den ausgeruhteren Regensburgern nichts Ungewöhnliches war, dafür verdienten sich die Altstädter nach der Materialschlacht gegen die Münchener Bayern drei Tage vorher allerhöchsten Respekt. Jainta scheiterte an Keeper Pentke, der das Leder über die Latte kratzte (67.), im Gegenzug zielt Kurz knapp vorbei. Es war Highlife im neuen Jahn-Stadion. 7000 Zuschauer in Partystimmung, 22 Kicker in bester Fußballlaune - was für ein Kick. Am Ende wollten die Regensburger den Sieg mit aller Macht. Mit der Einwechslung von Fabian Trettenbach noch einmal neuer Schwung. Der Blondschopf wirbelte auf der linken Seite druckvoll, seine Eingabe verpasste Joker Schöpf nur knapp (91.), zwei Minuten später unterband Kapitän Ascherl nach einem weiteren Flankenball den Angriff. Nach 98 Minuten war es schließlich soweit. Die Altstädter Kicker durften jubeln. Über einen hochverdienten und hart erkämpften Punktgewinn. Gut 400 Fans feierten lautstark mit der Mannschaft.
Jetzt gilt es für die Altstädter, eine Woche Pause sinnvoll zu nutzen. Da das Pokalspiel in Seligenporten verschoben wurde auf 22. September (noch nicht endgültig fixiert, der SVS würde gerne noch einmal verlegen), haben Trainer Christoph Starke und seine Elf erstmals seit Wochen mehr als vier Tage Pause zwischen den Spielen. Zeit, die auf der einen Seite der Regeneration gewidmet sein wird, auf der anderen Seite auch spielerischen Aspekten. Gespannt darf man sein, ob die Wagnerstädter es gegen Schweinfurt wieder schaffen, auf solch hohem Niveau zu agieren wie in den Spielen gegen die beiden Topteams zuletzt.
Spielbericht eingestellt am 29.08.2015 10:45 Uhr