von Andreas Schales
Mit dem Temperatursturz ging auch die Laune bei den Verantwortlichen des FC Memmingen am Samstagabend gehörig in den Keller. Das schlechte Wetter machte am sechsten Regionalliga-Spieltag zunächst einen Strich durch die Zuschauerkalkulation. Statt einer wiederum erwartet schönen Kulisse machten sich im Regen nur 715 Fans in die Arena auf. Sportlich erwies sich der TSV Rain als großer Spielverderber und gewann das Schwaben-Duell überraschend mit 2:1 (2:1). „Diesen Abend haben wir uns ganz anders vorgestellt“, zeigte sich der FCM-Vorsitzende Armin Buchmann genauso tief enttäuscht wie Trainer Christian Braun.
Ohne die Leistung des Gegners schmälern zu wollen: An diesem Tag haben sich die Memminger selbst geschlagen. „Wir waren langsam, pomadig, teilweise überheblich“, vermisste Braun all die Tugenden, die seine Mannschaft normalerweise auszeichnen, „wir haben keine Leidenschaft und Laufbereitschaft gezeigt. Dann hat man den Sieg auch nicht verdient“.
Rain spielte quasi mit dem letzten Aufgebot, kämpferisch ordentlich im Rahmen der noch gebotenen Möglichkeiten. Gerade noch drei Feldspieler saßen auf der Bank. Torhüter Dominik Jozinovic ist intern eigentlich nur dritte Wahl, die Stammkeeper waren verletzt. Auch wenn beim FCM mit Kapitän Sebastian Bonfert (Adduktorenprobleme) und Daniel Eisenmann (Urlaub) zwei belebende Elemente fehlten, eine Niederlage hatte niemand auf der Rechnung. Als Fabian Krogler nach einer halben Stunde den 1:2 Anschlusstreffer erzielte (im Bild), dachten wohl auch die Memminger Spieler, dass es schon noch irgendwie für sie laufen würde. Rain bot sich zwar allein durch Christian Doll und Christian Habermeyer ein halbes Dutzend bester Kontergelegenheiten.
Aber die Gäste verteilten noch mehr Geschenke, die der FCM freilich nicht zu nutzen wusste. Jozinovic warf beispielsweise nach einer Stunde Fabian Krogler den Ball regelrecht vor die Füße. Krogler legte quer auf seinen Sturmpartner Michael Geldhauser, der am leeren Tor vorbeischoss. Eine Szene, die symptomatisch für den gesamten FCM-Auftritt war. Dass das Schiedsrichtergespann nicht nur bei zahlreichen Abseitsentscheidungen gründlich daneben lag, passte dazu. Was blieb, war ein vergebliches Anrennen mit angezogener Handbremse auf dem tiefen Boden gegen Rückstand, während die Stadionuhr unerbittlich weitertickte. Als Jozinovic in der sechsten (!) Nachspielminute beim letzten Mayer-Freistoß entscheidend seine Finger dran hatte, war’s endgültig gelaufen.
So durften sich die Nordschwaben diebisch über den Überraschungscoup freuen, weil Doll (17. Minute) und Matthias Kühling (22.) mit einem Doppelschlag getroffen hatten. TSV-Trainer Jürgen Steib räumte denn auch ein, „dass vielleicht der Glücklichere gewonnen hat“. Für Braun war die Pleite ein herber Rückschlag: „Ich dachte, dass wir weiter sind“. Auch wenn der FCM-Trainer nicht so sehr auf die Tabelle schielt („das sind nur Momentaufnahmen“), Fakt ist, dass die Memminger den möglichen Sprung auf Rang drei verpasst haben. Die beiden nächsten Punktspielgegner kommen genau aus dieser Tabellenregion, in der auch der FCM stehen könnte.
Spielbericht eingestellt am 18.08.2015 09:42 Uhr