Dabei überraschten beide Trainer. Viktoria-Coach Slobodan Komljenovic, eigentlich ein Freund gepflegten Offensivfußballs, ließ ungemein defensiv agieren und suchte sein Heil in nadelstichartig gesetzten Kontern. Sein Gegenüber Christian Brand setzte nicht wie erwartet auf das beim 2:1-Sieg über den 1. FC Nürnberg praktizierte 4-4-2, sondern ließ seine Elf in einem 4-2-3-1 (wie schon gegen Augsburg in der selben Formation gespielt) einlaufen.
Oliver Hein sorgte immer wieder für Alarm auf der rechten Bahn, setzt sich hier
einmal mehr durch.
Andreas Bär
Der Jahn versuchte von Beginn an, Druck zu machen und wäre nach sieben Minuten beinahe in Führung gegangen, als Aschaffenburgs Sascha Wolfert seinen Torhüter Stefan Steigerwald nach einer Flanke von Oliver Hein mit einer gefährlichen Kopfball-Rückgabe prüfte. Ansonsten agierten die Jahnler nach vorne zu wenig präzise, ließen ein ums andere Mal den finalen Pass vermissen. Vor allem die linke Aschaffenburger Abwehrseite war mit den starken Vorstößen Oliver Heins und dessen kongenialem Partner Uwe Hesse komplett überfordert. Da der Jahn im Eröffnungsspiel die nötige Präzision (noch) nicht aufwies, kam es, wie es kommen musste. Mitten in die Regensburger Angriffsbemühungen hinein gingen die Gäste nach 17 Minuten in Front, als Johannes Gerhart im Anschluss an eine Ecke aus vier Metern zentraler Position per Kopf erfolgreich war - der Spielverlauf war auf den Kopf gestellt, aber die diszipliniert organisierten Aschaffenburger hatten ihr Ziel erreicht. Die Regensburger setzten weiter auf Offensive und konnten nach einer knappen halben Stunde den Ausgleich durch Markus Ziereis bejubeln, der eine feine Ablage Uwe Hesses von der linken Seite schön abtropfen ließ, Keeper Steigerwald im Stile eine Topstürmers ausguckte und das Leder präzise ins lange Eck schlenzte. Die Freude war jedoch von kurzer Dauer, denn nur wenig später bekam der SVA nach einem Tritt des am Boden liegenden Marcel Hofrath gegen Fabian Galm und den Ball einen Elfmeter zugesprochen, den Simon Schmidt sicher in die Maschen setzte (36.). In der 42. Minute zeigte Schiedsrichter Dietz wegen eines vermeintlichen Fouls von Sascha Wolfert an Jann George - der Ex-Wormser hatte den ehemaligen Fürther nicht getroffen - auch auf der Gegenseite auf den Punkt. Kolja Pusch ließ sich die Chance zum 2:2 nicht entgehen und schickte Steigerwald ins falsche Eck. Ausgleichende Gerechtigkeit: Zwei Minuten vor dem Elfmetergeschenk pfiff Christian Dietz den Hausherren einen regulären Treffer ab. Marvin Knoll hatte sich im Duell mit dem in dieser Situation ganz schlecht verteidigenden Denis Löhr zwei Etagen höher geschraubt und wuchtete den Ball unhaltbar in die Maschen - Glück für die Viktoria, dass der Unparteiische da ein Foulspiel sah.
Fabian Galm im Duell mit Jahns Torjäger Markus Ziereis - packende Duelle auf
hohem Niveau.
Andreas Bär
Die ersten Möglichkeiten im zweiten Abschnitt lagen bei den Regensburgern. Zunächst scheiterte der bärenstarke Uwe Hesse mit einem Drehschuss an Stefan Steigerwald (51.), dann wurde ein Versuch des auf der linken Aussenbahn oftmals verschenkt wirkenden Sturmtanks Jann George im letzten Moment geblockt (55.). Markus Ziereis war es schließlich in der 60. Minute vorbehalten, für die erstmalige Jahn-Führung zu sorgen, als er nach einer Linksflanke von Marcel Hofrath mit dem Kopf zur Stelle war und eindrucksvoll einsandte. Die Heimelf kontrollierte in der Folgezeit das Geschehen, musste aber immer wieder bei den gefährlichen Kontern der Unterfranken auf der Hut sein - die waren zwar selten, aber stets brandgefährlich. So auch in der 82. Minute, als Torwart Philipp Pentke in allerhöchster Not und spektakulär gegen Johannes Gerhart klären konnte. Der hätte allerdings anstelle des eigenen Abschlusses das Leder auch auf Salvatore Bari querlegen können. Der wäre alleine vor dem verlassenen Tor gestanden und hätte vermutlich ausgeglichen. "Fußball ist nicht gerecht" so Komljenovic hernach "und deswegen hätten wir da tatsächlich noch ausgleichen können." Am Ende ließen die Regensburger jedoch nichts mehr anbrennen und konnten einen gelungenen Saisonauftakt feiern.
Beide Trainer wussten die für die Zuschauer höchst ansehnliche Partie realistisch einzuschätzen. Während Viktoria-Coach Komljenovic seine Elf in Partien gegen andere Gegner gefordert sieht, kann Christian Brand ebenfalls noch Potenzial erkennen. Sowohl mit dem Umschaltspiel als auch mit dem finalen Passspiel zeigte er sich nicht zufrieden. Und auch im physischen Bereich sieht er noch Luft nach oben.
Spielbericht eingestellt am 17.07.2015 08:38 Uhr