Endlich sollte die lange Winterpause der Regionalliga Bayern ein Ende haben, das erste Pflichtspiel im Jahr 2015 stand für den FC Eintracht Bamberg auf dem Programm und es sollte direkt ein eminent wichtiges Duell sein, empfing man doch den Tabellenvorletzten aus Seligenporten zum Abstiegsgipfel. Angesichts von acht bzw. sieben Punkten Rückstand auf die Relegationsränge kam diese Begegnung schon einem Endspiel nahe, nur bei einem Sieg dürfte eines der beiden Teams nochmal ernsthaft in den Kampf um den Klassenerhalt eingreifen. Dementsprechend klar war auch die Zielvorgabe beider Trainer, drei Punkten sollten eingefahren werden, damit der Kontakt zum rettenden Ufer wieder hergestellt werden und ein Lebenszeichen an die Konkurrenz gesendet werden kann. Man konnte also eine von beiden Teams offensiv geführte Partie erwarten, in der beide Mannschaften den Erfolg suchen würden und sich angesichts der tabellarischen Konstellation absolut nichts schenken würden.
Bambergs Andre Jerundow (hinten) stört hier Seligenportens Offensivmann Vignon Amegan bei der Ballannahme.
Markus Schütz
Bei herrlichem Frühlingswetter sollte die Partie dann auch ohne große Eingewöhnungsphase starten, von Beginn an suchten beide Teams den Weg nach vorne und überbrückten das Mittelfeld mit schnellen Zuspielen in die Spitze, was angesichts der widrigen Platzverhältnisse auch Sinn machte. Nach nur drei Minuten bot sich dann den etwas offensiver auf- und eingestellten Gästen aus Seligenporten schon die erste gute Torchance, doch nachdem Sturmspitze Marcel Mosch an der Strafraumgrenze mit einem Steilpass gefunden wurde und er aus zehn Metern frei zum Abschluss kam, verkürzte der neue Bamberger Schlussmann Christian Berchthold clever den Winkel und konnte den Schussversuch von Mosch parieren. In der Folge gab es nun hüben wie drüben diverse kleinere Möglichkeiten, die absolute Torgefahr sollte aber nicht aufkommen, viele scharfe Hereingaben verpassten die lauernden Abnehmer in beiden Strafräumen dabei teilweise nur haarscharf. Die Gäste hatten dabei insgesamt mehr vom Spiel und gaben das Tempo vor, während Bamberg zunächst ein paar Abstimmungsprobleme in der umformierten Elf offenbarte und noch nicht genügend Druck auf den SVS aufbauen konnte. Im Laufe der Partie sollte sich das dann aber ändern, die Gastgeber fanden nach und nach besser in die Partie und kamen in der 33. Minute dann auch zu ihrer ersten Großchance, doch nach einer kurz gespielten Ecke und der scharfen Hereingabe vom neuen Kapitän Dominik Schmitt verpasste der aufgerückte Andre Jerundow nur minimal und konnte das Leder aus vier Metern nicht mehr entscheidend berühren. Der FCE schien aufgewacht, die Kombinationen liefen nun flüssiger und vor allem durch das zentrale Mittelfeld liefen in dieser Phase diverse Angriffsversuche, die in der 36. Spielminute dann auch den gewünschten Erfolg bringen sollten, denn nach einer schnellen Kombination durch die Spielhälfte der Gäste wurde Neuzugang Nico Haas am rechten Strafraumeck freigespielt und schloss aus 13 Metern mit einem satten Schuss ins linke Eck zum umjubelten 1:0-Führungstreffer für die Hausherren ab! Der Jubel der 703 Zuschauer hatte sich kaum gelegt, da sollte es auch schon das zweite Mal klingeln, das Gegentor hatte den SVS offensichtlich einen Schlag versetzt und so führte ein Ballverlust nach Wiederanstoß in der eigenen Hälfte direkt zum 2:0, denn nachdem Gästekeeper Dominik Brunnhübner einen Schuss von Schmitt zunächst noch abblocken konnte, setzte der Bamberger Spielführer nochmal nach und grätschte das Leder aus gut zehn Metern ins Tor der Gäste zum zweiten Treffer des Tages! Ein Doppelschlag binnen einer Minute stellte die Weichen hier also scheinbar frühzeitig auf den ersehnten Heimsieg und die restlichen Minuten des ersten Durchgangs ging es für Seligenporten vor allem darum, sich wieder zu sammeln und dann in der Pause Kraft für den zweiten Durchgang zu tanken, denn aufgeben wollte der SVS sich noch nicht. So passierte dann bis zum Halbzeitpfiff des guten Schiedsrichters Johannes Hartmeier auch nichts Nennenswertes mehr und es ging beim Stand von 2:0 in die Kabinen.
Im letzten Moment wird Bambergs Stürmer Nicolas Görtler (li.) von Gästespieler Dominik Röder gestoppt.
Markus Schütz
Gästetrainer Florian Schlicker hatte seiner Elf in der Kabine offensichtlich einen guten Plan für den zweiten Durchgang mit auf den Weg gegeben, denn abgesehen von der Umstellung eine Dreierabwehrkette und eines personellen Wechsels trat der SVS nach Wiederbeginn wie verwandelt auf. Seligenporten wirkte entschlossen und schien an die Wende zu glauben, sie setzten die Gastgeber sofort unter Druck und kamen schon nach wenigen Minuten zu der ein oder anderen Halbchance, die jedoch noch nicht den gewünschten Erfolg brachten. In Minute 54 aber sollte es dann passieren, nach feinem Zuspiel des agilen Vognin Amegan tauchte wie schon zu Beginn des Spiels Mosch frei vor FCE-Torhüer Berchthold auf, doch dieses Mal behielt er die Nerven und schoss aus zwölf Metern im linken Eck zum Anschlusstreffer für die Gäste ein! Das Spiel sollte also nochmal deutlich an Fahrt gewinnen und bei den Hausherren war nun die Angst förmlich greifbar, den sicher geglaubten Sieg zu verspielen. Zeit zur Stabilisation gewährten die in dieser Phase drückend überlegenen Gäste den Hausherren aber nicht und so schlugen sie nur drei Minuten später nach einem Eckball erneut zu, denn nachdem diese Standardsituation im Strafraum nicht richtig bereinigt werden konnte, war es SVS-Kapitän Christopher Schaab, der die Kugel im Nachsetzen aus wenigen Metern über die Linie stocherte und damit auf 2:2 stellte! Bitter für die Eintracht, die komfortable Pausenführung war binnen drei Minuten dahin und der Gegner im Aufwind, die meisten Zuschauer erwarteten nun wohl das völlige Einknicken der unsortiert wirkenden Bamberger Elf. Doch nachdem erneut Mosch in der 61. Minute nach Kopfballablage von Amegan aus 15 Metern knapp links vorbeizielte, fingen die Domstädter sich allmählich wieder und wirkten nun wieder etwas gefestigter. Die nun angebrochenen letzten 30 Minuten sollten also über den Ausgang dieser völlig offenen Partie entscheiden und so entwickelte sich einiges an Dramatik, die ganz großen Torgelegenheiten gab es aber nicht mehr zu sehen. Durch einige Auswechslungen und Verletzungsunterbrechungen, musste doch beispielsweise Bambergs Nino Dirnbek per Krankenwagen zu weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus transportiert werden, kam der ganz große Spielfluss in der Folge nicht mehr auf, die Angst vorm Verlieren schien wohl beiden Teams ein wenig den Mut zu nehmen. Erst in der Nachspielzeit sollten die Hausherren plötzlich nochmal die Gelegenheit auf den Siegtreffer bekommen, doch nach einem weiten Ball an das linke Strafraumeck zu Daniel Schäffler, konnte Brunnhübner im Kasten der Gäste dessen Flachschuss auf das lange Eck noch zur Ecke abwehren, die keine Torgefahr mehr mit sich brachte. Wenig sollte dann der Schlusspfiff ertönen und die Akteure beider Teams sanken enttäuscht zu Boden, denn am Ende stand ein Remis, das wohl keiner der Mannschaften wirklich weiterhilft.
Schiedsrichter Johannes Hartmeier hatte nicht nur mit der Partie kaum Probleme, sondern erwies sich auch sicher im Umgang mit dem noch ungewohnten Freistoß-Spray.
Markus Schütz
Letztlich geht das das Unentschieden durchaus in Ordnung, beide Teams hatten ihre guten Phasen und erzielten Tore, waren defensiv jedoch nicht stabil genug und leisteten sich zu viele Aussetzer, um einen Sieg zu erringen. Für die Eintracht das Unentschieden jedoch sicherlich einen Tick bitterer, denn einerseits spielte man zu Hause und andererseits führte man zur Pause eben schon mit 2:0, konnte den Vorsprung aber nicht über die Zeit retten. Hätte man die erste Drangphase der Gäste nach Wiederanpfiff überstehen können, der Sieg wäre wohl so gut wie in der Tasche gewesen. Doch wenn man unten steht, hat man in diesen Situationen zu oft nicht das nötige Quäntchen Glück und so musste man sich auch heute mit einem Unentschieden zufriedengeben. Dass die Mannschaft nach dem Ausgleich jedoch nicht komplett zusammengebrochen ist und sich wieder aufgerappelt hat, lässt jedoch auf die kommenden Spiele hoffen, die Moral und der Teamgeist scheinen intakt und auch den Willen kann man den Akteuren jedenfalls nicht absprechen. Gleiches gilt auch für Seligenporten, die Gäste hinterließen einen ordentlichen Eindruck, wirkten fußballerisch gefällig und waren stets in der Lage, Torgefahr zu erzeugen, was auch in der Oberpfalz das Licht noch am Brennen erhalten sollte. Damit die letzte Hoffnung nicht völlig erlischt, brauchen beide Teams aber schleunigst Siege, ansonsten dürfte bereits Ende März sowohl in Bamberg, als auch in Seligenporten die letzte Chance vertan sein.
Spielbericht eingestellt am 07.03.2015 23:12 Uhr