Im Gegensatz zum siegreichen Spiel aus der Vorwoche rotierte Michele Rinchiuso für den gelbgesperrten Michael Eckert in die Startformation. Auf der Gegenseite rutschte Keeper Martin Gruber nach seiner abgesessenen Rotsperre für Philipp Beigl in den Kasten, die angeschlagenen Martin Wende und Fabian Rupp ließen sich von ihren Blessuren nicht stoppen.
Stark bleiben, Dieter! Bayreuths Fans mit einer Botschaft an ihren Trainer.
Andreas Bär
In der Anfangsphase erwischten die Hausherren die Wagnerstädter auf dem falschen Fuß. Von Nervosität war bei den Allgäuern nach vier zuletzt sieglosen Spielen so überhaupt nichts zu spüren. Im Gegenteil. Mit schnellem und direktem - noch dazu äußerst ansehnlichem - Passspiel zogen sie den Gelb-Schwarzen den Zahn und erspielten sich eine Viertelstunde lang ein drückendes Übergewicht. Nur einmal, als Manuel Hiemer in der zweiten Minute vorbeivisierte, konnten sich die Altstädter aus der Umklammerung befreien. Ansonsten spielte nur der FCM. Schon nach wenigen Sekunden visierte Wende knapp vorbei, nach neun Minuten verpasste Hoffmann eine Hereingabe Jochams nur um einen Fuß breit. Der überragende Akteur der Anfangsphase war dabei Andreas "Bobo" Mayer, der auf der rechten Außenbahn nach Belieben wirbelte und immer wieder ins Zentrum ziehend die sich bietenden Räume trefflich ausnutzte. Der Kardinalfehler der Altstädter: Chris Wolf als einziger Sechser war immer wieder auf sich alleine gestellt, da alle drei offensiveren Rautenspieler ihre Defensivarbeit nur allzuoft vernachlässigten - zwar versuchte Kristian Böhnlein, noch die ein oder andere Lücke zu schließen, die fehlende Unterstützung aber sorgte ein ums andere Mal für gefährliche Situationen. Als Mayer nach einem Eckball an Keeper Sponsel scheiterte, schien der Memmingen Anfangselan verpufft (10.). Und Tatsache: Allmählich kamen die Bayreuther auch geistig auf dem Feld an, sortierten sich und suchten ihrerseits den Weg nach vorne. Nach feiner Rinchiuso-Vorarbeit setzte sich Strangl im direkten Duell auf der Halbposition durch und verzog nur um Haaresbreite (17.). Elf Minuten später lag die Führung in der Luft: Nach Foul von Bonfert an Strangl, zischte ein Böhnlein-Freistoß nur um Nuancen am Tor vorbei. Das sollte erst der Anfang vom Ende einer unter dem Strich neuerlich katastrophalen Chancenverwertung sein. Und Memmingen sagte artig danke. Einer von unzähligen völlig unnötigen Fehlpässen aus der zentralen Abwehr heraus endete in einem Eckball für die Hausherren. Den von Mayer getretenen Ball wuchtete Innenverteidiger Fabian Rupp vehement in die Maschen (28.) - wobei Keeper Sponsel sich da eine Teilschuld geben musste. Schließlich nahm Rupp das Leder nur drei Meter vor dem Tor ab. Ein Torwartball. Wenn auch eine tückische Situation. Memmingen war es recht. Nur nur fünf Minuten später hatten die Gastgeber nachgelegt. Während Geldhauser aus 16 Meter knapp vorbeivisierte (32.) und Jocham nach einem neuerlichen Angriff über die rechte Seite an Sponsel scheiterte (33.), machte Geldhauser es im nächsten Versuch besser. Wieder rollte ein Angriff über die Außen, nachdem der komplett indisponierte Zitzmann das Leder in der Vorwärtsbewegung dilletantisch verspielte. Geldhauser bediente Jocham, dessen Flankenball der Initiator des Angriffs in die Maschen wuchtete (36.) - der Käse schien gegessen. Doch Branko Nikolic, größter Unsicherheitsfaktor der Gastgeber, machte es kurz vor der Pause noch einmal spannend. Einen Konter über Rinchiuso und Ulbricht klärte Keeper Gruber eigentlich mühelos. Nur faustete er seinen Manndecker an, der das Leder dankend über die Linie bugsierte - dummerweise halt auf der falschen Seite des Spielfeldes.
Und wieder bleibt Mino Kayser an Branko Nikolic hängen.
Andreas Bär
Nach der Halbzeit schienen die Altstädter, beim Aufwärmen mit "Dieter!"-Shirts in Gedanken bei ihrem Trainer, auf dem Feld zu sein. Mit Hannemann und Kolb hatte man die nötige Präsenz und trotz der etwas offeneren Grundaufstellung auch die Hohheit im Mittelfeld. Eine Tatsache, die dem Spiel eine komplette Wende verlieh. Memmingen plötzlich nur noch auf dem Papier in der Partie, die vor dem Wechsel so glänzend kombinierende Offensivabteilung war quasi nicht mehr präsent, die mitunter bereits wacklig und hypernervös wirkende Hintermannschaft ließ sich ein ums andere Mal übertölpeln. Schon nach fünf Minuten war der Ausgleich fällig. Nach Kaysers feinem Ball in die Spitze, legte Kolb das Spielgerät quer auf Strangl, der per Direktabnahme auch seinen zweiten Hochkaräter versiebte. Drei Minute später zeigte er sich als starker Vorbereiter antizipierte einen Memminger Angriffsball und bediente Ulbricht, der nach seinem Solo am stark reagierenden Gruber scheiterte (53.). Und keine drei Zeigerumdrehungen später war es erneut Strangl, der Böhnlein auf dem Flügel schickte. Dessen Flankenball wuchtete Ulbricht knapp neben das Kreuzeck - der Ausgleich lag in der Luft und wäre mittlerweile auch hochverdient gewesen. Gegen sehr hoch agierende Bayreuther konnten die Memminger nur noch ganz wenige Akzente setzen. Einen gefährlichen Konter jagte der durchgebrochene Joker Krogler an Keeper Sponsel aber auch weit am langen Pfosten vorbei (72.). Ein Bilderbuchangriff sorgte schließlich für den Torschrei auf den Altstädter Lippen. Böhnlein schickte Stolz, dessen Flanke Kolb erst nicht richtig unter Kontrolle brachte. Seine Lösung der Situation aber war nahezu perfekt. Nach einer Drehung visierte er aus 20 Metern punktgenau und scharf auf den Winkel. Bitter, dass er einen Tick zu genau Maß nahm und das Spielgerät ans Lattenkreuz nagelte (77.). Pech hatte der im Gegensatz zu seinen letzten Auftritten nicht wiederzuerkennende Kolb, als Schmeisser seine Spielidee durchkreuzte. Anstatt des eigenen Abschlusses, wollte Kolb eine Wolf-Vorlage per Brust zu Stolz ablegen, Memmingens Manndecker klärte im allerletzten Moment. Und als Strangl mit einer neuerlich risikoreichen Direktabnahme erneut drüber zielte (87.), war die Partie entschieden, zumal die Gastgeber die dreiminütige Nachspielzeit clever gestalteten und in den am Ende insgesamt fünf Minuten (!) weit über die Hälfte nach kleinen taktischen Fouls auf dem Boden lagen.
So bitter das für die Altstädter nach einer in der zweiten Hälfte sehr starken Vorstellung war: Jetzt zählen nur noch Punkte. Durch den Memminger Sieg ist ein weiterer Kontrahent vorerst enteilt, die Club-Reserve zog in der Tabelle an den Bayreuthern vorbei. Mit dem zuschauerträchtigen Aufeinandertreffen gegen die Zweite Mannschaft des FC Bayern München am Freitag wartet der erste Versuch. Dann geht es nicht mehr um ein schönes Spiel, sondern nur um Zählbares. Denn eines ist klar: Rechnet man die zehn Zähler aus zwölf Spielen auf die Saison hoch - dann heißt es wieder Bayernliga. Auf der anderen Seite weiß man auch gut genug, dass viele Zähler leichtfertig liegen gelassen wurden. Die richtungsweisenden Spiele stehen im Oktober auf dem Programm: Mit Garching und Nürnberg 2 hat man zwei Partien vor der Brust, die unbedingt gewonnen werden müssen. Fünf Partien absolviert man in der Vorrunde noch. Dann sollte man zumindest die 20-Punkte-Marke erreicht haben.
Spielbericht eingestellt am 27.09.2014 10:45 Uhr