Wenn Dynamo Dresden bei Greuther Fürth spielt oder aus der letzten Bundesligasaison mag man als waschechter "Fädder" solche Einsätze kennen. Nicht aber bei einer Regionalligapartie vor insgesamt nur 308 Zuschauern. Ungefähr die Hälfte davon kam aus Schweinfurt. Auf der Gästetribüne machten die Anhänger der Schnüdel mächtig Stimmung. Ein paar Anhänger der Hausherren fanden auf der Gegenseite ihren Platz. Und wie fast immer beim Fußball war der gewaltige Aufgebot an Einsatzkräften und vom Sicherheitsdienst, die im Vorfeld das Stadion abriegelten und alle Besucher kontrollierten, am Ende nicht in der Lage, das Aufeinandertreffen beider Gruppen komplett zu vermeiden. Noch dazu stürzte ein Schweinfurter Anhänger von einem Zaun und zog sich Kopfverletzungen zu, wurde vor dem Match eine Container-Toilette in Brand gesteckt. Zwei Ordnungskräfte zogen sich dabei Rauchverletzungen zu und mussten von einem Notaruz behandelt werden. Das wirft natürlich wieder ein schlechtes Licht auf die Fans der Schnüdel.
Schweinfurts Michael Kraus (links) gegen den Fürther Sebastian Tyrala.
Michael Horling
Ach ja: Fußball wurde auch gespielt. 90 Minuten lang, wonach gesagt werden kann: Die Gäste waren zunächst alles andere als chancenlos, letztlich aber mit einem 4:1 sogar noch gut bedient. An selber Stelle verloren sie vor rund elfeinhalb Jahren ihre Zweitligapartie noch "nur" mit 0:2. Damals reisten 1200 Anhänger in einem Sonderzug an. Lang, lang ist´s her. Dazwischen gab´s an diversen Orten in und um Fürth mal einen 6:1-Sieg der Schweinfurter bei Greuther Fürth 2 und auch mal ein vernichtendes 1:9. Das alles zu gemeinsamen Bayernliga-Zeiten.
Zuvor verlor am Samstag die U15 der Schweinfurter im benachbarten Eltersdorf ihre Bayernliga-Partie genauso mit 0:1 wie später die U19 ihr Match bei Quelle Fürth unter Flutlicht und auf Kunstrasen. Es war also nicht der Tag der Gäste aus Schweinfurt. Auch wenn die in der Trolli-Arena richtig gute erste 30 Minuten hinlegten und zwei, drei Mal richtig gefährliche Angriffe fuhren. Die Partie war komplett offen, Fürths Keeper Tom Mickel hatte sogar ein bisschen mehr zu tun als sein Gegenüber Matthias Gumbrecht, der unter der Woche noch beruflich in Dubai weilte bei 33 Grad. Im düsteren, sonnenlosen Fürth musste der 32-jährige dann doch eher als gewollt hinter sich greifen. Nach einer Verkettung von Fehlern stand Bastian Lunz nach einer Hereingabe nicht dicht genug an Stefan Lex. Der schob ein zum 1:0.
Michael Kraus (links), beobachtet vom Schweinfurter Teamkollegen Steffen Krautschneider, bringt Fürths Sebastian Tyrala zu Fall.
Michael Horling
"Das war der Knackpunkt", fand Gästetrainer Gerd Klaus. Doch es gab auch einen zweiten, gar einen dritten. Als Simon Häcker gleich nach Wiederanpfiff flankte, kam Peter Heyer mit dem Kopf nicht an den Ball. Sieben Minuten später machte Jann George wie aus dem Nichts und höchst glücklich das 2:0. Hoffnung keimte auf, als der Ball, abgefeuert von Bastian Lunz und deutlich abgefälscht, quasi im Gegenzug zum Anschlusstor einschlug. Doch es dauerte wieder nur sechs Minuten, bis Fürth auf 3:1 erhöhte. Wieder war´s ein recht billiges Tor, ein Abstauber; ein Treffer aber, der sich ankündigte wie das finale 4:1 durch den eingewechselten Lino D´Adamo. Danach beendeten die Gästefans ihren Dauersupport, rollten die Fahnen und Banner ein und machten sich bereit für die dritte Halbzeit.
"Da beobachtet man die Fürther - und dann laufen sie mit einer anderen Mannschaft auf. Heute waren fünf Profis dabei - im Gegensatz zur Vorwoche", haderte Gerd Klaus mit dem Aufstellungspech. Michael Häfele ("der ist hinten schon eine Bank") oder Sebastian Tyrala ("im Zentrum eine Wucht") mischten bei Fürth mit, ebenso Keeper Mickel, Kevin Schulze und Stefan Lex. "Dafür haben wir bis zum 2:0 super gespielt. danach hatten wir keine Chance mehr, auch wenn das 2:1 ein kleiner Hoffnungsschimmer war", so Schweinfurts Trainer.
Der eingewechselte Fürther Florian Bauer habe zu Klaus gesagt, dass in dieser Saison noch keine Mannschaft im Ronhof antrat, die den Gastgeber in der ersten Halbzeit so beschäftigt habe wie der FC 05. "Klar spielen die erst noch gegen die Münchner Mannschaften, und wir können uns auch nichts davon kaufen, wenn wir jede Woche hören, dass wir locker da hinten raus kommen werden", weiß Gerd Klaus. "Doch heute habe ich zur Mannschaft zur Pause gesagt, dass das echt super aussah!" Obwohl danach mit Tom Jäckel und Max Schebak frische Offensivleute kamen, konnten die Schweinfurter das Spiel nicht mehr drehen. Auf die Einwechslung von Philipp Kleinhenz verzichtete Klaus am Ende, um mit Erkan Esen für Michael Krämer besser noch eine defensive Absicherung zu bringen.
Womöglich muss es nach der Winterpause der gleiche Kader richten. "Neuzugänge müssen erstmal finanziert werden. Und unser Sponsor des Sicherheitsdienstes ist ja wegfefallen. Markus Wolf muss das nun auch aus eigener Tasche zahlen", weiß Gerd Klaus, der seine Truppe auch ohne Verstärkungen für stark genug halten würde, um die Regionalliga zu halten. Zerschlagen haben sich bereits die Hoffnungen, die ins Auge gefassten Bamberger Abgänge zu bekommen. Verteidiger Joe Bechmann kann aufgrund seiner Arbeit bei der Bamberger Tageszeitung nicht nach Schweinfurt pendeln, und auch Mittelfeldspieler Christoph Kaiser signalisierte, dass ihm der Weg nach Schweinfurt zu weit und der Aufwand einfach zu groß sei.
Aus Sicht der Schweinfurter ist die Niederlage in Fürth in erster Linie deshalb zu verkraften, weil mit Hof (bei Ingolstadt 2) und Rosenheim (gegen Augsburg 2) die direkten Rivalen ebenso verloren. Trotzdem sollten die Grün-Weißen, die diesmal ganz in Schwarz spielten, besser nächsten Samstag zum Jahresabschluss zuhause gegen Ingolstadt 2 punkten, um vielleicht sogar auf einem Nichtabstiegsplatz zu überwintern. Gelingt das nicht, dann wird im Verein trotzdem Ruhe herrschen und nicht "der Baum brennen", wie das zur Weihnachtszeit so schön heißt. Dafür aber brannte in Fürth ja auch schon die Toilette....
Spielbericht eingestellt am 24.11.2013 10:33 Uhr