Die Hausherren hatten zuletzt ihre kleine Schaffenskrise mit fünf sieglosen Spielen in Folge mit dem 6:0-Erfolg gegen die Hofer eindrucksvoll weggeballert. Da sollte natürlich heute entsprechend nachgelegt werden, um mit einem Erfolgserlebnis in die Rückrunde zu starten. Der Gast aus Schweinfurt schien auf dem Papier der passende Gegner dafür zu sein, ist doch die Mannschaft von Gerd Klaus momentan nicht unbedingt ein Ausbund an sportlichem Erfolg und muss zusehen, dass man Abstand zu den direkten Abstiegsrängen hält.
Daniel Mache (li.), Carl Murphy (re.)
Michael Horling
Das Spiel begann zunächst etwas zäh, keine der beiden Mannschaften wollte sich aus der Reserve locken lassen. Die taktische Maßgabe von Würzburgs Coach Dieter Wirsching war "sehr kompakt hinten zu stehen, das Spiel kommen zu lassen und mit langen Bällen auf Christopher Bieber für Gefahr und Entlastung zu sorgen." Einziges Problem dabei, Wirschings Gegenüber Gerd Klaus hatte eine ähnliche Idee und stellte seine Mannschaft eher auf Toreverhindern ein. So verteidigten die Schweinfurter bei gegnerischem Ballbesitz mit einer engen Fünferkette, der ballführende Gegner wurde stets von zwei oder drei Akteuren umringt und in seinen Aktionen eingeschränkt. Stefan Seufert, der defensive Mittelfeldmann der Schweinfurter, ließ sich bei eigenen Angriffen beinahe auf Liberoposition fallen und leitete so die Spielzüge ein. Dieses Konzept von Verteidigen und Angreifen im kompletten Mannschaftsverbund ging gut auf, die Schweinfurter hatten zu Beginn mehr vom Spiel. Bereits nach zwei Minuten sorgte Tom Jäckel mit einem direkten Freistoß aus etwa 25 Metern für erste Torgefahr, die Kugel flog knapp rechts am Kasten von Tsiflidis vorbei. Nur drei Minuten später, wieder Freistoß, wieder Gefahr. Stefan Seufert legte den Ball flach in den Rückraum der Abwehr, wo Florian Hetzel lauerte und unbedrängt abziehen konnte. Sein Schuss geriet aber aufgrund zu starker Rücklage viel zu hoch. Danach verflachte das Spiel etwas, die Kickers kamen aber besser in die Partie und zu einigen zaghaften Torannäherungen. Vor allem Manuel Duhnke initiierte einige sehenswerte Offensivaktionen, wirkte aber in letzter Konsequenz etwas zu verspielt. Doch der Aufschwung im Kickers-Spiel sollte sich schon bald in Zählbarem niederschlagen. In der 25. Minute war urplötzlich Marco Haller zentral vor dem Strafraum am Ball. Er fackelte nicht lange und schoss aus 22 Metern den Ball in die Maschen. Matthias Gumbrecht im Kasten der Schweinfurter wurde kalt erwischt und erstarrte zur Salzsäule. Zudem holte er sich auch noch die Gelbe Karte ab, seine Proteste gingen dem Unparteiischen wohl etwas zu weit. Die Partie wurde nun immer ausgeglichener, ohne jedoch die ganz großen Torchancen hervorzubringen. Schweinfurt fing sich in der Folge des Gegentores wieder etwas. Tom Jäckel ackerte bis tief in die eigene Hälfte, Seufert sorgte für Struktur im Spiel nach vorne. Auch Daniel Mache zog immer wieder starke Sprints über die rechte Aussenbahn an, sein Gegenspieler Pascal Bieler hatte immer wieder das Nachsehen. Aus eben so einer Situation entstand dann auch der Ausgleich. In der 34. Minute brach Mache wieder durch und brachte eine gute Flanke in den Sechzehner. Dort lauerte Tom Jäckel und machte das, was er am besten kann - Kopfballtore. Jäckel sprang trotz schlechter Position zum Ball höher als sein Gegenspieler und konnte das Leder im Netz unterbringen. Bis zur Pause kamen die Hausherren dann wiederum zu Möglichkeiten, doch sowohl Karsanidis mit seinem Schuss aus 20 Metern (40.) als auch Frank Wirsching mit einem Freistoß auf das Tornetz (45.) konnten nichts mehr am Pausenstand von 1:1 ändern.
Tom Jäckel (li.), Alexander Konjevic (re.)
Michael Horling
Zur zweiten Hälfte reagierte Dieter Wirsching umgehend personell, wechselte Ricardo Borba für den glücklosen Karsanidis ein. Borba sollte mit seiner Dynamik und Durchsetzungskraft für eine zündende Idee sorgen. Und es begann vielversprechend für die Hausherren. In der 49. Minute segelte eine Ecke direkt auf den Kopf von Niklas Weißenberger. Dessen wuchtiger Kopfstoß fand allerdings nicht ins Ziel, denn Matthias Gumbrecht wehrte mit einem tollen Reflex dieses Geschoss aus kürzester Distanz ab. In der Folge wogte die Partie dann hin und her, ohne die ganz großen Szenen. Beiden Mannschaften war der unbedingte Wille zum Sieg nicht anzumerken, viele halbgare Aktionen und überhastete Angriffe waren die Folge. Bis zur 54. Minute passierte nicht viel, dann allerdings gab es einen Wachmacher. Christopher Bieber, der bislang nicht wie gewohnt große Präsenz ausstrahlen konnte, fiel die Kugel nach einem Freistoß etwas überraschend vor die Füße. Wohl selbst etwas verdutzt ob dieser aussichtsreichen Position geriet sein Abschluss etwas zu unkonzentriert, sein Schlenzer verfehlt knapp das Tor. Dann kam es zu einer kuriosen Situation. In der 60. Minute unterbrach der Unparteiische Rainer Pongratz plötzlich die Partie, die Akteure gingen zu den Auswechselbänken und schauten sich fragend an. Die Aufklärung folgte durch den Stadionsprecher, der Schiedsrichter hatte sich verletzt und sah sich nicht mehr in der Lage, das Spiel zu leiten. Ein Vertreter des BFV, der hastig von der Tribüne gewunken wurde, übernahm die Position des Linienrichters, der seinerseits den Hauptschiedsrichter vertrat. Nach zehnminütiger Unterbrechung ging es dann weiter mit Fußball. Die Kickers erarbeiteten sich weitere Möglichkeiten, ein Kopfball von Weißenberger an den Pfosten war darunter die größte (71.). Beide Teams wirkten nun von der Körpersprache so, als hätten sie sich mit dem Remis abgefunden, das Spiel war nun auf einem mäßigen Niveau. Bis kurz vor Schluss passierte folglich nichts mehr, dann aber hatte Bieber sogar noch die große Chance zum Siegtreffer. Aber es sollte am heutigen Tag nicht mehr drin sein für beide Mannschaften, es blieb beim letztlich leistungsgerechten Unentschieden. Die Trainer und Spieler gaben sich nach Abpfiff auch versöhnlich und waren durchaus mit dem Ergebnis zufrieden. Im Gegensatz zu einigen Schweinfurter Fans, die nach Abpfiff kleinere Ausschreitungen in ihrem Block anzettelten. Doch es war viel Lärm um Nichts, die Polizei hatte die Störenfriede schnell unter Kontrolle gebracht.
Die Beteiligten beider Mannschaften äußerten sich unisono zufrieden mit dem Spielverlauf. Freilich ist das 1:1 ein Ergebnis, das beide Teams tabellarisch nicht wirklich weiterbringt. Doch in so einem mit Spannung erwarteten Derby muss man auch mal mit einem Punkt zufrieden sein. Für die Würzburger geht es in der nächsten Woche dann nach zwei Heimspielen in Folge nach München zum Spiel gegen den Spitzenreiter, bevor es dann am heimischen Dallenberg gegen das Schlusslicht aus Rain/Lech geht. Die Schweinfurter spielen am nächsten Wochenende gegen die andere Mannschaft aus München, die Löwen.
Spielbericht eingestellt am 26.10.2013 22:53 Uhr