Der Tabellensiebte empfängt den Zwölften, das klingt eigentlich nicht sonderlich spannend. In diesem Fall kann man dies jedoch nicht sagen, denn angesichts der momentanen Gegebenheiten bei der Eintracht und den Kickers war dieses Duell vor dem Anpfiff sehr heikel: Beide Mannschaften hatten zuletzt schwache Resultate, vor allem die Gastgeber hatten nach der desaströsen Pleite gegen Memmingen vor Wochenfrist etwas gut zu machen. Aber auch abgesehen davon sind Spiele zwischen Bamberg und Würzburg immer etwas Besonderes, war bei dieser Partie doch auch ein Derbycharakter zu spüren. So konnte man ein rassiges Spiel mit vielen Zweikämpfen erwarten, in dem beide Mannschaften einen erneuten Rückschlag unbedingt wollen vermeiden würden.
Johannes Bechmann (re.) und Frank Wirsching (li.) lieferten sich packende Zweikämpfe.
Gerd Gätzschmann
Wie erwartet begann die Partie verhalten, beide Mannschaften wollte zunächst defensiv kompakt agieren und neutralisierten sich daher meist im Mittelfeld. Von den Gastgebern war in der Anfangsphase offensiv noch nichts zu sehen, aber auch die Gäste hielten sich in ihren Angriffsbemühungen deutlich zurück. Nach zehn Minuten kamen die Kickers dann aber doch mal gefährlich vor das Tor des FCE, doch Christopher Bieber setzte seinen Kopfball aus etwa acht Metern nach Flanke von Pascal Bieler knapp links neben den Pfosten. Nach dieser Szene sollte es deutlich länger bis zur nächsten erwähnenswerten Situation dauern, denn beide Mannschaften konnten ihre Nervosität auch weiterhin nicht ablegen. Es war in einigen Aktionen offensichtlich, dass die vergangenen Spiele Narben hinterlassen haben, beide Teams wollten Fehler unbedingt vermeiden und dementsprechend risikofrei traten die 22 Akteure auch auf. Viele Zweikämpfe prägten das Geschehen, beide Mannschaft versuchten mit weiten Bällen, das Mittelfeld zu überbrücken, der Erfolg dieser Varianten blieb jedoch erstmal aus. In der 29. Minute zeigte Eintracht dann endlich mal eine schöne Kombination über mehrere Stationen und kam auch prompt zu seiner ersten guten Gelegenheit, welche Daniel Schäffler nach schönem Zuspiel von Sven Wieczorek jedoch vergab. Diese Szene läutete die beste Phase des Spiels an, es wurde nun direkter und mit mehr Tempo gespielt und nur zwei Minuten später fiel dann auch der erste Treffer: Würzburgs Manuel Duhnke spielte steil auf Frank Wirsching, welcher das Leder schön mitnahm und sofort abzog, Bambergs Schlussmann Mario Aller konnte aber zunächst noch abwehren. Der Abpraller dieser Rettungstat flog jedoch unglücklich zurück Richtung Tor, weshalb Wirsching plötzlich alleine vor dem leeren Tor das Leder bekam und aus Nahdistanz nur noch zur Gästeführung einschieben musste. Die Gastgeber reagierten mit wütenden Angriffen und überbrückten nun mit einigen weiten Bällen schnell das Mittelfeld. In der 34. Minute war es dann FCE-Stürmer Alexander Deptalla, der einen dieser Bälle annehmen konnte und sich plötzlich im Strafraum in aussichtsreicher Position befand. Damit er diese Szene nicht nutzen konnte, griff Kickers-Verteidiger Jens Trunk zum letzten Mittel und foulte ihn elfmeterwürdig, weshalb Schiedsrichter Patrick Hanslbauer zu Recht auf den Elfmeterpunkt den Protesten der Gäste zum Trotz auf den Punkt zeigte. Die Entscheidung war richtig, Trunk kam in dieser Situation zu spät und holte Deptalla von den Beinen. Der Eintracht bot sich damit die große Gelegenheit zum Ausgleich und tatsächlich konnte Daniel Schäfler diese Möglichkeit nutzen und schoss den Strafstoß souverän ins linke Eck zum 1:1 ein. Nach dem Ausgleich sortierten sich beide Mannschaften vor allem defensiv wieder und waren um die Wiedererlangung der defensiven Stabilität bemüht. In Minute 39 fasste sich Würzburgs Marco Haller nach einem kurzen Sololauf im Mittelfeld ein Herz und zog aus 30 Metern ab, sein Schuss strich jedoch über den Querbalken des Bamberger Tors. Mehr passierte dann bis zum Pausenpfiff aber nicht, weshalb es nach kurzer Nachspielzeit beim Spielstand von 1:1 in die Halbzeit ging.
Christian Beetz (re.) hat in dieser Szene gegen Christopher Bieber (li.) das Nachsehen. Dieser kann den Ball mit dem Knie vorbeilegen.
Gerd Gätzschmann
Der zweite Durchgang begann ähnlich wie der Erste, es passierte kaum etwas. Leider blieb die erhoffe Steigerung auch nach den ersten Minuten aus, das Spiel fiel auf ein äußerst überschaubares Niveau, es häuften sich Fehlpässe und Ballverluste auf beiden Seiten. Die Eintracht hatte Schwierigkeiten, einen geordneten Spielaufbau durchzuführen, oftmals ging der Ball beim Pass in die Spitze verloren. Aber auch die Gäste zeigten mittlerweile kaum noch gelungene Aktionen, sie offenbarten eine gewisse Ideenlosigkeit und fanden nicht die geeigneten Mittel, um Torchancen herauszuspielen. In der 67. Minute war ein Fernschuss von Ricardo Borba noch die gefährlichste Szene der Gäste bis dahin in der zweiten Halbzeit, sein Versuch aus etwa 25 Metern stellte jedoch keine Gefahr für das Tor von Aller dar. Nach dieser Szene wurde das Spiel dann für längere Zeit unterbrochen, da Lukas Görtler sich in einem Zweikampf ernsthafter am Rücken verletzte und behandelt werden musste. Da er sich davon nicht erholte und letztlich mit einer Trage abtransportiert wurde, musste er ausgewechselt werden. Durch diese Unterbrechung war dann natürlich auch das letzte bisschen Spielfluss dahin, der nun einsetzende Wolkenbruch tat sein Übriges. Dennoch kamen die Gastgeber in der 75. Minute dann doch zu ihrer ersten Torchance nach der Halbzeitpause, aber nachdem ein Freistoß von Marco Hillemeier nicht richtig geklärt werden konnte, und letztlich bei Christian Beetz landete, zielte er aus 13 Metern ein wenig zu hoch. Zwei Minuten später kam bei den Kickers dann doch mal ein Pass auf die Stürmer durch und der eingewechselte Joannis Karsanidis konnte das Leder am linken Flügel erlaufen, seinen Schuss von der Strafraumgrenze konnte Aller aber über die Querlatte lenken. Danach tat sich jedoch nicht mehr viel, beide Mannschaften konnten mit dem Remis offensichtlich leben und schienen nicht mehr den unbedingten Willen zu haben, dieses Spiel noch zu gewinnen. So steuerte man auf den Schlusspfiff zu, nach Ablauf der regulären Spielzeit trug Schiedsrichter Hanslbauer den vielen Unterbrechungen Rechnung und ließ sage und schreibe sieben Minuten nachspielen. Plötzlich erwachten beide Mannschaften auch nochmal. Das Spiel wurde nochmal spannend, da das Geläuf durch den Regen aufgeweicht war und den einen oder anderen langen Ball unberechenbar machte. Dadurch kam Würzburg in der 93. Minute nochmal zu einer Torchance, die Wirsching nach Zuspiel von Karsanidis jedoch nicht nutzen konnte. Wenig später hatte dann nochmal Marco Haller eine gute Gelegenheit, aber nachdem er sich gegen zwei Gegenspieler durchsetzen konnte, zirkelte er das Leder von der Strafraumgrenze am linken Torwinkel vorbei. Das war es dann aber auch, die letzten Sekunden liefen von der Uhr und nach 97 gespielten Minuten hatte dann auch Hanslbauer ein Einsehen und beendete die Partie.
Letztlich ist das Unentschieden das gerechte Ergebnis, keine der beiden Mannschaften hätte den Sieg verdient gehabt, dafür gelang offensiv einfach zu wenig. Defensiv zeigten sich jedoch vor allem die Gäste stark verbessert und ließen aus dem Spiel heraus kaum Torchancen zu. Die Eintracht präsentierte sich dahingehend zwar ähnlich stark, für ein Heimspiel war die gezeigte Leistung dennoch dürftig. Schlussendlich werden die Gäste mit dem Punkt wohl besser leben können, denn mit nun 22 Zählern konnten sie sich ein kleines Polster zu den Abstiegsrängen aufbauen. Die Bamberger Eintracht konnte sich mit dieser Partie wieder stabiler zeigen und bleibt weiter im oberen Mittelfeld, der Anschluss an die Spitzenplätze ist jedoch erstmal in weite Ferne gerückt. So steht man nun in gewisser Weise im Niemandsland der Tabelle, ob damit die gesteigerten Erwartungen des Bamberger Umfeld zu erfüllen sind, bleibt festzustellen. Man wird sehen, wie sich der FCE in Zukunft präsentiert, dass sie es besser können als gegen Würzburg, haben sie in dieser Spielzeit schon mehrfach gezeigt.
Spielbericht eingestellt am 16.10.2013 01:33 Uhr