"Katastrophe"! Mehrfach benutzte Florian Hetzel dieses Wort. In Erinnerung an die beiden Auswärts-Niederlagen zuletzt mit 1:8 Toren. Aber in erster Linie meinte Schweinfurts Kapitän damit die ersten 45 Minuten der Grün-Weißen (diesmal nur in Weiß spielend). "Das war eine Frechheit, einfach unerklärlich", bewies sich Hetzel erneut als Mann der deutlichen Worte und des kompletten Eingeständnisses. "Wir trainieren die ganze Woche gut - und dann so eine erste Halbzeit noch dazu auf unserem eigenem Platz!"
Memmingens Doppeltorschütze Burak Tastan gegen den Schweinfurter Bastian Lunz.
Michael Horling
Was war los? Ganz einfach: Die Memminger spielten den FC 05 in Grund und Boden! Obwohl die Gastgeber mit 1:0 in Führung gingen durch Bastian Lunz und seinen Schuss unter die Latte. "Ihr macht einen Mist da hinten", schimpfte ein Anhänger aber bereits in der ersten Minute. Verunsicherte Hausherren schauten schon vor dem 1:0 nach nur fünf Minuten zu beim Memminger Kombinationsfußball. Im Nachschus gelang Burak Tastan nach einer Viertelstunde das fällige und hochverdiente 1:1. Nach Sebastian Bonferts Rückgabe war es derselbe Spieler, der nach rund einer halben Stunde zum 1:2 einnetzte. "Reißt euch a ma zamm", grantelte einer der Stammplatz-Rentner von der Tribüne nach dem Führungstor der Gäste. "Wir waren alle zu weit weg, junge Spieler wie alte, scheißegal wer. Das kann doch gar nicht sein", grantelte hinterher auch Florian Hetzel angesichts der Partie, die zur Pause durchaus auch 2:5 hätte stehen können angesichts des furiosen FCM.
Memmingens Matthias Bader kommt gegen den Schweinfurter Peter Heyer zum Kopfball.
Michael Horling
Doch Fußball kann manchmal seltsam sein. Mit einem Doppelwechsel griff Schweinfurt neu an. Torschütze Lunz wie auch Startelf-Debütant Max Schebak mussten vom Feld. Es hätte auch jeden anderen treffen können. "Das hat ja gezeigt, dass wir etwas ändern müssen", erklärte Innenverteidiger Hetzel. "Und wir wollten eigentlich schon eher das 2:2 machen, um vielleicht sogar noch zu gewinnen."
Nach diesem 2:2 sah es freilich lange nicht aus. Ganz lange nicht. Die Memminger beschränkten sich allerdings in erster Linie auf das Verwalten, hätten dennoch das 1:3 machen können. Die beste Chance hatten sie durch Erkan Esen, der bei einem Abwehrversuch das Leder in der 73. Minute an die eigene Latte beförderte. "Wenn ich gut drauf gewesen wäre, hätte ich ihn rein gemacht", konnte der Schweinfurter hinterher schon wieder schmunzeln.
Aluminium war auch auf der anderen Seite im Spiel. In Halbzeit eins schon, als Peter Heyer in Minute 24 seiner Rückennummer nur die Latte traf. Sportdirektor Rüdiger Mauder erkannte hinterher beim Videostudium, dass der auf den Boden springende Ball sogar die Linie überschritten haben soll. Pech also für die Schnüdel, insbesondere für Heyer, der nach Hereiungabe von Simon Häcker in der 79. Minute auch noch den Pfosten traf.
Und so gesehen war´s irgendwie halt doch gerecht, dieses 2:2 in der 90. Minute. Tom Jäckel, der vorher glücklos rackerte, staubte nach einem Freistoß von Steffen Krautschneider ab. Sein Saisontor sieben löste vor den 891 Zuschauern jedoch keine Euphorie aus. Zu sehr enttäuschten die Schnüdel über weite Strecken. Doch sie bewiesen wieder einmal Moral. "Jetzt kommen die entscheidenden Wochen. Wir geben wieder Gas im Training und verlieren sicher nicht die nächsten sieben Partien", verspricht Florian Hetzel. Beim seit 11. August ungeschlagenen FC Augsburg 2 werden die Trauben noch hoch hängen. Doch dann geht es gegen Rosenheim und Heimstetten, gegen hinter Schweinfurt liegende, direkte Abstiegsrivalen. Das Pokalspiel am Einheitstag in Selbitz rutscht noch dazwischen.
Spielbericht eingestellt am 28.09.2013 18:23 Uhr