Dass ein dunkelhäutiger Spieler namens Green die an sich Grün-Weißen abschießen wird, musste allerdings schon befürchtet werden. Sieben Mal traf der 18-Jährige mit dem Vornamen Julian in dieser Saison zuvor bereits. Nun hat er sein Konto auf zweistellig erhöht, traf drei Mal in Schweinfurt und ärgerte den Regisseur des Abends maßgeblich. Nach neun Minuten hatte es Green bereits zweifach klingeln lassen. Und in der 67. Minute machte er dem Aufmucken des FC 05 eiskalt ein Ende mit dem 0:3.
Matchwinner Julian Green (links) und Vladimir Rankovic (am Ball) gegen Schwienfurts Florian Hetzel (Nummer 17)
Michael Horling
"Klar war uns der überragende FC Bayern in allen Belangen überlegen, hatte uns von Anfang an im Griff", gab Gerd Klaus frank und frei zu. "Die ersten zehn Minuten streichen" würde Schweinfurts Coach am liebsten. "Weil die ersten Tore einfach zu schnell fielen!" Denn danach war´s ein Duell halbwegs auf Augenhöhe. "Das war unser bestes Spiel bis jetzt. Wir haben es bestimmt von der ersten Minute an", signalisierte Erik ten Hag als Trainer der anderen Seite zwei Aussagen: Einerseits mussten die Münchner schon 90 Minuten Gas geben gegen alles andere als enttäuschende 05er. Andererseits aber entschied die Anfangsphase das Match. Mitch Weiser auf Green - Tor! Innenverteidiger Edwin Schwarz auf Green - Treffer! So hatten sich die Schnüdel die ersten 5400 Sekunden natürlich nicht vorgestellt.
Vor den Augen des Ex-Leistungsträgers Sebastian Kneißl hatte das, was die 05er danach zeigten, durchaus Format für mehr als Abstiegskampf in der Regionalliga. Oder auch nicht, wenn man es chancentechnisch sieht. Peter Heyers Geschoss gleich nach dem 0:2 streifte den Außenpfosten, Steffen Krautschneiders Ball, als die 05er nach einer Stunde erstmals richtig mutig wurden, fischte Leopold Zingerle zur Ecke. Und gleich danach lief Heyer alleine aufs Tor zu und scheiterte am Keeper. "Wenn er da den Fuß sucht von Gegenspieler Stefan Buck, dann kann es Elfmeter geben und Rot. Vielleicht kippt dann die Partie. Auch wenn das nicht verdient gewesen wäre", analysierte Gerd Klaus. "Da hat unser Torwart phantastisch gehalten. Ein Moment kann so ein Spiel ja ändern. das man zuvor total im Griff hat", gab Erik ten Hag zu und klang dabei wie einst Louis van Gaal. Rein vom Akzent her!
Schweinfurts Michael Krämer gegen Münchens Benno Schmitz
Michael Horling
Farbenfroh, genau: Dass Edwin Schwarz das 0:2 vorbereitete, passte dazu nicht. Der Name Mitchell Weiser auch nicht unbedingt. Wohl aber die Fanblöcke, die beiderseits optisch wie akustisch auffielen. "Hoeneß in den Knast", riefen irgendwann die Schweinfurter, als die Partie endgültig entschieden war. "Schweine in den Stall", antworteten die Münchner Sympathisanten. "Gegen Bayern kann man mal verlieren", riefen die Roten als Antwort auf das "In Europa kennt euch keine Sau" von den Grünen. Bisweilen war´s richtig witzig.
Einen Spaßabend hatte Tom Jäckel freilich gar nicht. Seinen bislang besten Torschützen wechselte Gerd Klaus schon nach 26 Minuten aus. "Er war die Woche über angeschlagen und nicht so spritzig. Da musste ich reagieren", argumentierte der Trainer. Freilich hatte Jäckel keine guten Szenen, doch auch viele seiner bislang fünf Treffer erzielte er aus dem Nichts. Für Jäckel kam Dominik Zehe zu seiner Premiere im offensiven Mittelfeld. "Ihn wollte ich mal sehen und so ein Spiel schenken. Er hat das richtig gut gemacht und 70 Minuten keinen Fehlpass gespielt", lobte der Coach.
In Rain am Samstag dürfte Zehe zumindest wieder im Kader stehen, nicht aber Bastian Lunz nach Saison-Gelb Nummer fünf in Minute 87. "Dafür ist er ja dann gegen Seligenporten wieder dabei. Diese Partie ist genauso wichtig", sagt Kapitän Florian Hetzel mit Blick auf das folgende Flutlichtspiel am Freitag, den 13. September. Fraglos werden dann nicht wieder 6215 Zuschauer kommen, eher wohl ähnlich viele wie am Dienstag beim Match der Regionalliga Südwest zwischen Ulm und Homburg. 1427 Fans sahen das 1:1 zwischen den beiden Ex-Bundesligisten und ein paar tausend Zuschauer mehr im TV. Sport 1 übertrug diesen "Knaller" live und hatte sich gegen Schweinfurt gegen München entschieden.
Letztlich wäre die bundesweite Werbung aus dem Willy-Sachs-Stadion zumindest rein ergebnistechnisch auch nicht gerade gut ausgefallen für die Schnüdel. "Mir hat´s richtig Spaß gemacht zuzuschauen", bezog Gerd Klaus diese Aussage nicht nur auf den schönen Fußball der Gäste. "Die Art und Weise, wie wir uns präsentiert haben", so der seit Montag 43-Jährige, "freut mich sehr. Das war ein 0:4, auf das man aufbauen kann."
Spielbericht eingestellt am 04.09.2013 12:01 Uhr