Das war heute ein schöner Tag!", gab sich Aalens Trainer Rainer Scharinger zufrieden, aber auch erleichtert nach der Partie und meinte damit nicht nur die lange vermissten Sonnenstrahlen, sondern vor allem natürlich den Sieg seiner Elf beim Auswärtsspiel in Bamberg. Sahnehäubchen für die Gäste war die gleichzeitige Niederlage des ärgsten Verfolgers FC Nürnberg II, der ein deutliches 1:5 in Frankfurt kassierte. Damit beträgt der Aalener Vorsprung - bei einem weniger bestrittenen Spiel - bereits fünf Punkte. Ebenso groß ist der Abstand der Bamberger auf den Hauptkonkurrenten im Abstieg, den SV Darmstadt 98. Die "Lilien" trotzten dem SSV Ulm einen Zähler ab und konnten damit auf Bamberg verkürzen.
Markus Fischer lässt das Leder mit der Brust abtropfen und hält sich Benjamin Barg vom Leib.
Bernd Riemke
Regelrecht zurückhaltend absolvierten die Konkurrenten die Anfangsphase der Partie. Der Gast aus Aalen hatte zwar mehr Ballbesitz und übte auch die Spielkontrolle aus, ohne aber mit letzter Konsequenz den Weg nach vorne anzutreten oder zu viel Risiko im Spiel nach vorne zu gehen. Scheinbar gewarnt durch die jüngsten Erfolge der Heimelf gegen Spitzenteams der Liga, wollte man den Bambergern und ihren Stärken nicht in die Karten spielen. Die Elf von Dieter Kurth dagegen stand gut organisiert und abwartend in der Defensive, lauernd auf Ballgewinne, die man dann mit schnellem Überbrücken des Mittelfelds und schnellem Umschalten ausnutzen wollte. In der 13.Minute hätte genau dies beinahe zu einer Riesenchance geführt, als Alexander Deptalla einen Freistoß Mitte der eigenen Hälfte zügig ausführte und Peter Heyer auf die Reise schickte, der frei auf Torhüter Daniel Bernhardt hätte zulaufen können. Bundesliga-Referee Christian Schößling pfiff ihn jedoch zurück, da der Ball bei Ausführung des Freistoßes noch nicht "ruhte". Der starke Andre Laurito erahnte kurze Zeit später einen Aalener Pass, nahm Tempo auf und schickte Heyer über rechts, dessen Flanke fand in der Mitte aber keinen Abnehmer. Nun nahm die Partie Fahrt auf und nach einer Flanke von Tim Bauer prüfte Marco Grüttner Stephan Essig per Kopf und zwang ihn zu einer Glanzparade. Ab Mitte der ersten Halbzeit kam es zu einer ganzen Serie von Eckbällen für die Aalener, die selten aber einmal richtig gefährlich wurden, die Bamberger Verteidigung zeigte sich zweikampf- und kopfballstark. Knapp eine halbe Stunde war gespielt, als der FC Eintracht Bamberg zwei aussichtsreiche Gelegenheiten bekam. Zunächst antizipierte Laurito hervorragend, lief in den Passweg und nahm Fahrt auf, sein präzises Zuspiel auf Heyer nahm dieser auf der rechten Seite auf und spielte sofort auf den zentral mitgelaufenen Alexander Deptalla, der aber fünf, sechs Meter vor dem Kasten von zwei Verteidigern im letzten Moment am Torschuss gehindert werden konnte. Zwei Minuten nach diesem bisher schönsten Angriff der Partie, brachte Tobias Dalke eine Freistoßflanke aus dem Halbfeld ans lange Fünfereck, der Aalener Torhüter zögerte, aber Peter Heyer verpasste den Ball haarscharf. Nach einer halben Stunde hätten die Bamberger gegen einen optisch überlegenen, aber nicht allzu zwingenden Gegner also getrost schon in Führung liegen können. In der 33. Minute ließ der Tabellenführer dann doch seine Gefährlichkeit aufblitzen, als Andreas Schön Fabian Liesenfeld einsetzte, Stephan Essig sich im Herauslaufen verschätzte, der Heber des Aaleners aber neben das Tor ging. Wie stark Essig auf der Linie ist, konnte er nach einem prima Schuss von Thomas Scheuring zeigen, dessen Schuss er aus gut zehn Metern aus dem Winkel kratzte - allerdings ging zuvor die Fahne des Schiedsrichter-Assistenten wegen einer Abseitsstellung nach oben. Vier Minuten waren in Halbzeit Eins noch zu spielen, da hätte die Partie für Joe Bechmann schon beendet sein können, wenn nicht gar müssen. Im Fallen stoppte er den Ball vor seinem Gegenspieler Marco Grüttner mit der Hand, ansonsten wäre der Aalener Stürmer alleine auf Essig zugelaufen. Schiedsrichter Schößling erkannte das absichtliche Handspiel zwar, zeigte dem Bamberger Innenverteidiger jedoch lediglich Gelb. Berechtigte Proteste der Gäste, mit der Verwarnung war Bechmann gut bedient. Fast ein Schockerlebnis für die Heimelf kurz vor dem Halbzeitpfiff, als Markus Fischer den Ball in Richtung eigenes Tor in den Lauf eines Aalener Angreifers spielte, aber Andre Laurito hatte gut aufgepasst und bügelte den Fehler seines jungen Mannschaftskollegen in höchster Not aus.
Der eingewechselte Andreas Hofmann fährt Bambergs Antreiber Michael Krämer in die Parade und bringt ihn regelwidrig zu Fall.
Bernd Riemke
Nicht nur der eine oder andere der knapp 620 Zuschauer dürfte noch nicht wieder auf seinem Platz gewesen sein, als der Referee die zweite Hälfte eröffnete. Auch der FC Eintracht schien noch nicht wieder richtig bei der Sache. Nur eine Minute nach Wiederbeginn drang Robert Lechleitner über links in den Bamberger Strafraum ein, nahm Fahrt auf und umspielte Johannes Bechmann, der keinen Strafstoß riskieren wollte und "zurückziehen" musste. Aalens Lechleitner blieb cool und vollendete aus kurzer Distanz über den herausstürzenden Essig hinweg zum 0:1. Kurth reagierte und brachte kurz darauf Thomas Dotterweich für Markus Fischer. Aalen war nun, noch mehr als in der ersten Halbzeit, vor allem auf Ballsicherung bedacht und darauf, nichts zuzulassen. Dies gelang auch bis zur 66. Minute, als Bamberg endlich einmal hinter die von Kapitän und Innenverteidiger Aytac Sulu gut organisierte Abwehrkette kam. Alexander Deptalla legte den Ball von der Grundlinie zurück, allerdings etwas in den Rücken des schon zu weit eingelaufenen Peter Heyer, so dass dieser den Pass nicht mehr ordentlich verarbeiten und die Situation vom Gegner bereinigt werden konnte. Kurz danach versetzte Bambergs Kapitän seinem Gegenspieler Tim Bauer, seine anschließende Flanke war allerdings einen Tick zu hoch für den zum Kopfball bereiten Alexander Deptalla. Fast die Vorentscheidung dann eine Viertelstunde vor Schluss, als Josef Pickel mit einem etwas zu kurzen Rückpass seinen Torhüter Stephan Essig unter Druck setzte, so dass dessen Befreiungsschlag nur bis zu Marco Grüttner in der Mitte der Bamberger Hälfte kam. Nach einem kurzen Antritt zirkelte Grüttner den Ball aus 20 Metern mit dem Außenrist knapp am rechten Torwinkel vorbei. Zwölf Minuten vor dem Ende kam Michael Mirschberger in die Partie, der sich sofort ins Sturmzentrum orientierte. Die Marschroute war nun klar, der hochaufgeschossene "Wandspieler" Mirschberger sollte durch seine Präsenz im Kopfball die langen Bälle in die Spitze auf die nachrückenden Zentrumsspieler ablegen, oder in den Lauf von Heyer beziehungsweise der beiden nun offensiveren Außen Gorgiev und Fleischer, der für Dalke kam, verlängern. Diese Funktion erfüllte er auch das eine oder andere Mal, zu einer richtig brenzligen Situation sollte es allerdings bis zum Ende für die unermüdlich kämpfenden Bamberger nicht mehr reichen. Dass die Partie bis zum Schluss offen und spannend blieb, lag zum Teil auch an den Aalenern, die einige Kontergelegenheiten zumeist schon im Ansatz verpuffen ließen. Als auch Torhüter Essigs Ausflug in den gegnerischen Strafraum kurz vor Ablauf der zweiminütigen Nachspielzeit nichts mehr einbrachte, war die Partie endgültig entschieden.
Gästetrainer Rainer Scharinger sprach von einem am Ende "insgesamt glücklichen, aber nicht ganz unverdienten Sieg aufgrund der größeren Spielanteile" seiner Mannschaft. Wichtig sei gewesen, dass seine Elf "Geduld und Ruhe gegen einen tiefstehenden Gegner" bewiesen habe. Bambergs Coach Dieter Kurth resümierte, seine Mannschaft hätte "heute einen Punkt verdient gehabt, der einzige Unterschied zum Tabellenführer war heute, dass sie aus ihren zwei, drei Gelegenheiten einen Treffer erzielt haben und wir eben nicht!" An Schiedsrichter Christian Schößling aus Leipzig ließ der Trainer der "Domreiter" kein gutes Haar: "Er hat nicht nur alle zweifelhaften Entscheidungen gegen uns getroffen, er hat sich auch unmöglich aufgeführt! Eine glatte Note 6!"
Spielbericht eingestellt am 17.04.2010 21:37 Uhr