Wir haben gegen die Mannschaft der Stunde in der Regionalliga gespielt“, ließ Christoph Starke keinen Zweifel daran aufkommen, dass das 2:2-Remis beim SV Darmstadt 98, der seit sieben Spielen nicht mehr verloren hatte, letztlich als Punktgewinn gewertet werden darf. Und das gilt , obwohl die Gäste wieder einmal hauchdünn vor dem ersten Auswärtssieg in der laufenden Spielzeit standen. Am 27. Mai, dem vorletzten Auswärtsspiel der vergangenen Serie, gab es einen solchen zuletzt zu bejubeln, beim 1:0 in Reutlingen. Seither gab es freilich auch nur vier Niederlagen auf des Gegners Platz.
Maximilian Mehring lässt das Leder nicht aus den Augen, Thomas Dotterweich (li.) hat keine Chance, an das Leder zu kommen.
Christian Fiedler
Personell änderte das Bamberger Trainerduo nichts im Vergleich zur Vorwoche, als die kleinen Löwen des TSV 1860 München niedergekämpft wurden. Christian Hassa fehlte ohnehin noch krankheitsbedingt und auch die in den Kader zurückgekehrten Sebastian Müller sowie Marco Hillemeier nahmen zunächst auf der Bank Platz. Die neu formierte Viererkette bekam in den ersten zwanzig Minuten kaum Gelegenheit , einmal durchzuschnaufen. Insbesondere über die linke Seite mit dem agilen Sven Sökler versuchten die Lilien immer wieder , zum Erfolg zu kommen. Josef Pickel zog sich gegen ihn zwar häufig abgebrüht aus der Affäre, konnte die eine oder andere Flanke jedoch nicht verhindern. Diese wiederum wurden von Michi & Michi , die im eigenen Strafraum die Lufthoheit besaßen, souverän geklärt. Klare Torchancen sprangen für die Gastgeber daher selten heraus. Die eigene Offensive fand auf Bamberger Seite in dieser Phase indes kaum statt. Aus der Viererkette fanden Pickel rechts und Esen links kaum Gelegenheit , sich ins Angriffsspiel einzubringen , und so flogen ein ums andere Mal weite Befreiungsschläge in die Sturmspitze, wo Peter Heyer phasenweise gänzlich auf sich allein gestellt war und folglich keine Akzente setzen konnte. Nach dieser ersten Drangphase befreiten sich die Domstädter jedoch zusehends und konnten die Begegnung offener gestalten. Christoph Kaiser sicherte dabei im Mittelfeld die Bälle und leitete gemeinsam mit Thomas Dotterweich manchen Angriff ein. Eben jene Protagonisten waren es dann auch, die für die Führung sorgten. Ein weiter Flankenball von Dotterweich von der rechten Seite fand am langen Pfosten Christoph Kaiser, der am höchsten stieg und das Leder direkt neben das Aluminium platzierte. „Wir waren nun sehr gut drin im Spiel“, resümierte Christoph Starke anschließend und stellte zufrieden fest, dass dieses Tor seiner Elf die nötige Sicherheit gab. Das war die Sicherheit, um den SVD auch in der Folgezeit vom eigenen Tor fernzuhalten. Kurz vor dem Pausenpfiff segelte noch eine Flanke in den Fünfmeterraum, die Stephan Essig routiniert herunterpflückte. Zum Leidwesen der Bamberger Nummer 1 bekam er dabei jedoch den Ellenbogen eines Gegenspielers derart unglücklich an die Schläfe, dass er eine Platzwunde davontrug, die zunächst genäht wurde. „Mir war schwindelig und da wollte ich nichts riskieren“, konstatierte der Keeper, der folgerichtig in der Kabine blieb, so dass Christian Horcher zu seinem ersten Einsatz in der laufenden Saison kam.
Der spielstarke Sven Sökler (li.) sucht nach einer Anspielstation, Alex Deptalla greift ihn an.
Christian Fiedler
Dieser stand zu Beginn der zweiten Hälfte auch prompt im Blickpunkt des Geschehens. Der für frischen Wind sorgende eingewechselte Varol Akgoez prüfte Bambergs Schlussmann mit einem platzierten Rechtsschuss, den Horcher mit einer Hand zur Ecke klären konnte. Bei jenen Ecken, zehn Stück insgesamt, war die Gäste-Defensive zwar deutlich besser organisiert als noch in manchem Spiel vorher, doch in der 51. Minute fiel Ermin Melunovic im Anschluss an eine solche Ecke das Leder dennoch im Fünfmeterraum vor die Füße. Eisaklt jagte er selbiges zum ohne Zweifel verdienten Ausgleich unter die Latte. „Kompliment an Christian Horcher, der eine tolle Leistung gezeigt hat. Wir hatten keinerlei Bedenken, ihn zu bringen“, fand Starke anerkennende Worte für seine „Nummer 2“, die am Gegentor keine Schuld traf. Viel zu halten, hatte er in der Folgezeit zunächst nicht. Zwei strittige Entscheidungen ahndete der Unparteiische zugunsten des FCE. Ein Foul- und wenig später ein Handspiel von Michael Krämer verlegte Stefan Brauer jeweils unmittelbar an die Strafraumgrenze. Beide Standards verpufften wirkungslos, doch das Darmstadter Publikum war endgültig aufgehetzt und forderte bei jeder noch so harmlosen Attacke lautstark einen Strafstoß. Den knock-out schienen allerdings die Gäste setzen zu können. Starke/Dumpert bewiesen wieder einmal nicht nur Mut, sondern auch ein glückliches Händchen. Anstelle , den wertvollen Punkt zu verteidigen, setzte das Trainerduo ein deutliches Signal: Wir wollen gewinnen. So kam in der 80. Minute Nicolas Görtler in die Partie. „Wir haben darauf spekuliert, dass Peter Heyer sich dadurch mehr über die Flügel durchsetzen kann“, legte Starke die Entscheidung dar, die nur drei Minuten später zum Erfolg führen sollte. Görtler flog unwiderstehlich in einen Flankenball und wuchtete das Leder per Flugkopfball aus nächster Distanz zur erneuten Führung in die Maschen. Die Freude darüber währte freilich nur kurz, denn keine zwei Zeigerumdrehungen später hatte der Unparteiische offensichtlich ein „Einsehen“. „Es war klar, dass er bei der nächsten Situation pfeifen würde“, kommentierte Christoph Starke die Elfmeterentscheidung, die in der 85. Minute zum Ausgleich führte. In den Schlussminuten war dann noch einmal alles möglich. Zunächst hätte Alexander Deptalla per Doppelchance das Siegtor erzielen können, dann traf Elia Soriano quasi mit dem Schlusspfiff nur den Außenpfosten.
So bleib es beim 2:2-Unentschieden, mit dem die Gäste zufrieden die Heimreise antreten konnten. „Es war eine äußerst dynamische und spannende zweite Halbzeit, in der beide Teams auf Sieg spielten“, lobte Bambergs Trainer auf der Pressekonferrenz die kämpferisch und läuferisch hervorragende Einstellung seiner Mannschaft, die einen weiteren klaren Aufwärtstrend im Vergleich zu den verkorksten Vorwochen erkennen ließ. Zum Vorrundenabschluss gastiert nun am kommenden Samstag der krisengeschüttelte, in den Wettskandal verwickelte SSV Ulm im Fuchspark-Stadion – die große Chance für den FCE , einer stark durchwachsenen Vorrunde einen versöhnlichen Abschluss zu verschaffen.
Spielbericht eingestellt am 29.11.2009 11:35 Uhr