„Wir wollten früh Druck machen, denn wir wissen aus eigener Erfahrung, dass es schwer ist, nach so einer langen Anreise gleich hellwach auf dem Feld zu sein,“ erklärte der Coach der Frankfurter U23, Frank Leicht, in der anschließenden Pressekonferenz. Aus logistischen Gründen wurde diese in dem kleinen, aber feinen Dopingraum des Volksbank-Stadions am Bornheimer Hang verlegt, was von den Teilnehmern mit einem Schmunzeln quittiert wurde.
Thomas Dotterweich hat sich die Murmel geschnappt und treibt das Spiel nach vorne an.
Christian Fiedler
Die Marschroute, die ihr Übungsleiter ausgegeben hatte, setzte der Nachwuchs der Frankfurter Eintracht bestens um, denn schon nach sechs Minuten klingelte es im Kasten von Stephan Essig. Eine Ecke von Fachat, dessen gefährliche Standards die Bamberger Innenverteidigung ein ums andere Mal vor Probleme stellten, nickte der sprunggewaltige Martin Hess zur 1:0-Führung ein. Der frühe Rückstand verunsicherte die Violetten in der Anfangsphase, trotz der zuletzt guten Leistungen und unerwarteten Punktgewinne gegen Kassel und Aalen fanden die Domstädter um den weitgehend abgemeldeten Sturmführer Peter Heyer kaum zu ihrem Spiel. Viele Stockfehler im Spielaufbau auf der einen, laufintensives Flügelspiel auf der anderen Seite, insbesondere über den pfeilschnellen Marcel Heller auf rechts, so ließ sich die Anfangsphase wohl treffend beschreiben.„Wir haben heute gerade die Standardsituationen schlecht verteidigt,“ konstatierte Christoph Starke nach Spielende und hatte damit recht, denn nur zehn Minuten nach der Führung hatten die lautstarken Anhänger der Gastgeber zum zweiten Male den Torschrei auf den Lippen, doch der angeschnittene Kunstschuss von Abdessamad Fachat nach kurz ausgeführter Ecke sprang von der Querlatte nach unten in den Fünfmeterraum, wo er schlussendlich von Andre Laurito geklärt werden konnte. Erst nach 20 Minuten sorgte der nach seiner Gelbsperre ins Team zurückgekehrte Alex Deptalla mit seinen Tempovorstößen für Entlastung. Er sah sich jedoch gegen eine massive Frankfurter Defensive um den umsichtigen „Sechser“ Jürgen Mössmer oft allein auf weiter Flur. Bitter in dieser Phase, in der der FC Eintracht gerade im Begriff war, sich aus der Umklammerung zu befreien: Eine erneute Standardsituation brachte die Vorentscheidung. Wieder war es Fachat, der eine Freistoßflanke gefährlich vor den Essig-Kasten schnibbelte und zum Schrecken der eigenen Mitspieler verlängerte Bambergs Abwehrchef Laurito die Pille per Kopf unglücklich in die eigenen Maschen: 0:2 nach 31 Minuten. „Wir konnten vergangenen Freitag zum ersten Mal in dieser Saison richtig Standards trainieren, da wir alle an Bord hatten. Das hat gefruchtet,“ freute sich Frank Leicht nach Spielende darüber, dass sein Konzept aufgegangen war.Immerhin setzte die Bamberger Offensive nach diesem erneuten Nackenschlag so etwas wie ein Lebenszeichen mit einem Müller-Freistoß, der fein getreten aus rund 23 Metern sein Ziel nur knapp verfehlte (35.). Insgesamt wirkte der Gastgeber den viel zitierten Tick aggressiver, zog den sporadischen Kontern der Gäste geschickt mit taktischen Fouls im Mittelfeld den Zahn und hatte in Heller und Fachat in Durchgang eins zwei Aktivposten im Offensivbereich.
Schneller als das menschliche Auge folgen kann fliegt Alex Deptalla an der Kamera vorbei, gefolgt von Frankfurts Yannick Stark.
Christian Fiedler
Dennoch wollten sich die tapferen Bamberger den Mut nicht nehmen lassen und kamen fest entschlossen aus der Kabine, die kleine Serie von drei Spielen ohne Niederlage aufrecht zu erhalten. Und beinahe wären die rund 15 mitgereisten, eisenbereiften Anhänger der Violetten für den weiten Weg entlohnt worden. Wer weiß, hätte die Heyer-Hereingabe in der 48. Minute einen Abnehmer gefunden, vielleicht wäre vor der stimmgewaltigen Kulisse von 480 Zuschauern am Bornheimer Hang ein Punkt drin gewesen. Doch so rauschte die Kugel an Freund und Feind vorbei und die bis dato beste Gelegenheit der Starke-Schützlinge blieb ungenutzt.Auf der Gegenseite machte es die Heimelf nur drei Minuten später besser. Einen Stockfehler im Spielaufbau von Innenverteidiger Michael Krämer nutzte der bundesligaerfahrene Heller kaltschnäuzig zum 3:0 und damit zur endgültigen Entscheidung. „Der Ballverlust vor dem 0:3 war natürlich symptomatisch,“ analysierte Christoph Starke anschließend. „Im Prinzip haben wird drei Geschenke verteilt und dadurch verloren.“ Frankfurt schaltete logischerweise ob der englische Woche einen Gang herunter, so dass vor allem der neu ins Spiel gekommene Harald Fleischer auf Bamberger Seite noch die eine oder andere Torszene verzeichnen konnte, doch sein Schuss nach einer feinen Einzelaktion verfehlte das Gehäuse von Jan Zimmermann (71.). An eben jenem Zimmermann, der bereits einen Bundesligaeinsatz in der laufenden Serie verzeichnen kann, scheiterte er in den Schlussminuten nach feiner Vorarbeit des ebenfalls eingewechselten Esen aus aussichtsreicher Position nochmals. Selbst der Ehrentreffer blieb der Starke-Elf gegen eine starke U23 des Bundesligisten versagt, die letzten Endes verdientermaßen den Anschluss ans Tabellenmittelfeld der Regionalliga Süd herstellen konnte, wie auch Christoph Starke zugeben musste: „Wir haben nach den starken Auftritten zuletzt nicht gut gespielt, der Gastgeber war heute die bessere Mannschaft. Daher Glückwunsch an Frankfurt und Frank Leicht.“
Und auch dieser hatte versöhnliche Worte parat und gab den Bambergern ein Quäntchen Hoffnung mit auf den Weg: „Ich kenne Christoph Starke und daher weiß ich, dass er trotz meines Wunsches einer guten Heimfahrt eine solche nicht haben wird. Aber Bamberg wird seine Punkte holen und ich sehe den Ligaverbleib der Gäste in keiner Weise gefährdet.“ Dieses Lob dürfte den diesmal unterlegenen Domstädtern doch ein Stück weit Zuversicht für die gut drei Stunden Busfahrt gen Bamberg gewesen sein, wo sich Starke und Co-Trainer Heiner Dumpert wohl bereits Gedanken ob der nächsten beiden Partien gemacht haben: Denn mit den Club-Amateuren und den Stuttgarter Kickers haben die „elf Davids“ nun zwei echte Aufgaben vor der Brust, denen es mit den gleichen Tugenden wie zuletzt Kassel und Aalen zu begegnen gilt.
Spielbericht eingestellt am 06.10.2009 23:58 Uhr