Dass das 2:0 im Frankenderby aber nahezu im Schongang gelingen sollte, hätte sich Starke an diesem 4. Februar sicher nicht ausgemalt. Des einen Freud, des Geschlagenen Leid: Die Gallier aus dem Grabfeld wirkten dafür so, als wäre zuvor der gesamte Zaubertrank verschüttet gegangen. Auch die vierte Heimniederlage war wieder eine ganz furchtbare. Eine, die befürchten lässt, dass noch im März die Lichter ausgehen könnten im Kampf der Unterfranken um den Klassenerhalt.

	Einen überzeugenden Einstand lieferte Neuzugang Sebastian Müller (re.) im Trikot des FC Eintracht Bamberg ab. Hier bringt er seinen Kontrahenten Daniel May zu Fall.
	Michael Horling

„Heute habe ich einige Probleme, um die richtigen Worte zu finden", zögerte TSV-Coach Dieter Kurth aber nur kurz, um dann seinen Frust ganz klipp und klar auf den Punkt zu bringen: „Das war einfach nur maßlos enttäuschend!" Mal wieder hätten die Grabfelder eine an sich gute Auswärtsleistung wie die beim unglücklichen 1:2 in Ulm nicht bestätigen können. Ausgerechnet vor eigener Kulisse. „So verscheuchen wir die paar Zuschauer, die noch kommen. Da gibt es intern einiges zu bereden, da müssen wir Dinge knallhart ansprechen. Man muss an die Leistungsgrenze gehen in dieser Liga. Sonst hat man keine Chancen, egal gegen wen", so Kurth, der positive Aspekte nur am Rande erwähnte. „Wir haben ja schon gezeigt, dass wir es können!" David Schmiegs Debüteinsatz nach der Pause seit Sommer ging so an diesem Samstag gänzlich unter.

Auftakt nach Maß

Weil an sich fast nur die Bamberger spielten, denen der Auftakt nach Maß freilich gut tat. Peter Heyer passte nach innen auf Thomas Dotterweich, der schon nach vier Minuten unbedrängt zum 0:1 einschieben konnte. Einzig Adam Jabiris artistischer Schuss mit dem Rücken zum Tor gegen Sebastian Müller und Markus Grasser, als das Leder im Gegenzug an die Latte tropfte, deutete am Samstag auf einen offenen Schlagabtausch hin. „Eigentlich wollten wir ja gar keine Torchance zulassen. Eine war´s dann halt doch", hakte Starke das schnell ab. Mit Abstrichen darf auch der von Carls Murphy abgefälschte Schuss von Daniel May kurz vor der Pause noch als Gelegenheit der Großbardorfer bezeichnet werden. Stephan Essig hob das Leder über die Latte.
Doch sonst? „Keine Diskussion, dass das verdient war. Wir haben die Partie 90 Minuten kontrolliert, standen tief und kompakt wie geplant", zollte Starke der gesamten Mannschaft ein Lob. „Fünf klare Chancen" zählte der Coach. Christian Hassas Schuss (22. Minute, Keeper Bäuerlein flog und parierte) oder Sebastian Müllers Freistoß (25., Bäuerlein in höchster Not) zählten dazu, wohl auch die beiden Konterchancen über Josef Pickel und Peter Heyer in der Schlussphase, als durchaus auch ein 0:5 in der Luft lag, die Eintracht es aber nicht so ernst nahm mit der Konzentration im Abschluss. „Die Chancenauswertung war ganz schlecht", weiß Christoph Starke, der ein wenig darüber hinwegsehen konnte, weil bereits neun Minuten nach der Pause der zuvor noch verletzt behandelte Christoph Kaiser freistehend schon für die Vorentscheidung sorgen durfte. Kaum zu glauben, aber wahr: Von Seiten der Großbardorfer kam danch keinerlei Aufbäumen mehr. Gut nur, dass keine Fernsehkameras die Partie filmten, in der Erkan Esen im ersten Pflichtspiel für Bamberg endlich mal wieder spüren konnte, wie das denn so ist, wenn man in Schweinfurt gewinnt. Mit den Schnüdeln des FC 05 klappte das im Stadion zuvor nur ganz selten...

Ball flach halten, hoch gewinnen!

„Wir halten dan Ball trotzdem flach", bleibt Starke am Boden. Angesichts der neun Zähler auf Großbardorf und den Galliern auf dem ersten Abstiegsplatz sowie noch zwei auszutragenden Partien mehr dürfen die Bamberger aber sicher erstmal durchschnaufen. 37 oder 38 Punkte strebt der Coach an, macht 14 oder 15 aus noch 16 verbliebenen Möglichkeiten. Machbar allemal. Zumal der SV Darmstadt 98 nächsten Freitag auch nicht gerade mit erhobener Brust nach Weismain kommen dürfte. Beim 0:4 der Lilien zuhause gegen Ulm half auch die Unterstützung der über 11.000 (!) Zuschauer am Böllenfalltor nicht.
Wie trostlos hingegen war doch das, was am Samstag am Schweinfurter Willy-Sachs-Stadion passierte. Gerade mal rund 20 mitgereiste Bamberger sind für ein Frankenderby natürlich ernüchternd. Die Gesamtzahl von nicht mal 750 Zuschauern lässt befürchten, dass für die Großbardorfer auch finanziell das Abenteuer Regionalliga und das Auswandern in die Stadt zu einem Verlustgeschäft wird. Das kommende Heimspiel gegen Meisterschaftsanwärter Hessen Kassel (vielleicht gab´s daher im VIP-Zelt zur Einstimmung diesmal bereits Kassler?) dürfte angesichts der mitreisenden Schlachtenbummler als Übermacht nochmals zu einem Spektakel werden. Sollten dann aber die Reutlinger als Tabellennachbar dank ihrer vier Nachholspiele von derzeit zwei Punkten Vorsprung auf denkbare über zehn davonziehen, so klingen Gegner wie Fürth II, Pfullendorf, Frankfurt II, Wehen II oder Karlsruhe II danach recht trostlos.

	Sebastian Müller (re.) macht Druck über die linke Seite und setzt sich gegen Marcel Hirn durch.
	Michael Horling

Mehr denn je scheinen sich die Grabfelder nach ihrem Heimatsportplatz zu sehnen. Bewerben wird sich der TSV zwar um eine Regionalliga-Lizenz. Eine weitere Saison in Schweinfurt klingt aber zum heutigen Zeitpunkt auch im Falle eines Klassenerhaltes nur schwer vorstellbar. „Eine Million können wir halt nicht einfach so mal auf unserem Gelände investieren", weiß Vereinsvorstand Lothar Behr. Während die Bamberger (die den Sieg in Schweinfurt ihrem kürzlich durch eine Lawine verstorbenen Mannschaftsarzt widmeten) ab dem Sommer wieder in ihr altes  und saniertes Stadion dürfen und Weismain den Rücken kehren, liebäugeln die Großbardorfer mit ebenfalls ihrer Heimkehr und vielleicht dem Kompromiss, nur Spiele mit echter Brisanz verlegen zu müssen. Zu denen solche gegen Bamberg sicher nicht gehören...

"Ich wünsche Großbardorf alles Gute und mag den Verein auch wegen unseren ähnlichen Voraussetzungen sehr gerne", machte es Christoph Starke zur Herzensangelegenheit, „dass beide Vereine die Regionalliga halten. Aber das wird auch für uns noch ein ganz steiniger Weg." Angesichts des verdienten Dreiers von Schweinfurt sind die Domstädter ihrem Ziel nun aber ein gewaltiges Stück näher gerückt. So manchem Gast der Grabfelder machte das anscheinend so viel gar nicht aus. Das Essen im Zelt mundete zumindest, und ehe die Pressekonferenz begann, machten sich die ersten VIPs schon wieder aus dem Staub.