von Ulrich Engel
Ob die kuriose Schlussphase alle Besucher vielleicht dann doch noch entschädigt hat, wird jeder für sich selbst beantworten müssen. Jedenfalls ist beim VfL die Luft raus, das wurde in den letzten Spielen mehr als nur einmal deutlich. Dennoch, es ist die Saisonleistung, die zählt, und die spricht eine ebenso deutliche Sprache. Der VfL hat sich direkt für die Regionalliga Bayern qualifiziert, und im Grunde ist die Spielzeit 2011/2012 abgehakt. Ob das jedoch die Akteure dazu berechtigt, sich mit einer derart schwachen Vorstellung vor dem eigenen Publikum aus der Saison zu verabschieden, steht auf einem anderen Blatt.
Wie auch immer, die Gäste vom TSV Gersthofen nutzten die Gelegenheit, um auf dem hervorragenden Rasen des Willi-Schillig-Stadions nochmals richtig Fußball zu spielen. Trainer Robert Walch hatte gerade mal zwei Leute auf der Bank, musste drei Spieler aus der A-Jugend und zwei Spieler aus der Reserve einsetzen. Selbst Ersatzkeeper Tobias Antoni stand mit der Rückennummer 13 auf dem Feld. Walch hatte allerdings auch einen Mariusz Suszko in seinen Reihen. Der kleine, wieselflinke und wendige Pole wirbelte so oft es ging die Frohnlacher Hintermannschaft gehörig durcheinander und wurde so zum auffälligsten Akteur auf dem Platz.
Zu Beginn der Partie sah es allerdings eher danach aus, als ob die Platzherren im eigenen Stadion nach einer kleinen Durststrecke endlich wieder erfolgreich aufspielen würden. Viele Zuschauer hatten sich jedenfalls auf einen klaren Heimsieg eingerichtet. Doch die Zeit verstrich, und an der Anzeigetafel stand zweimal die Null. Auch 45 Minuten nach dem Anpfiff von Schiedsrichter Steffen Mix, der im übrigen mit der äußerst fairen Begegnung keinerlei Probleme hatte, blieb es bei diesem 0:0. Das Spiel hatte bis dahin ein durchaus ansprechendes Tempo, und es gab einige Torszenen auf beiden Seiten. Dem Frohnlacher Spiel fehlte es jedoch an Durchschlagskraft. Im Mittelfeld wurde zwar ganz ansehnlich kombiniert, doch letztlich blieben die Aktionen überschaubar. Die Gäste kamen so auch immer wieder in Ballbesitz und deckten dann im Vorwärtsspiel manchen Mangel in der Frohnlacher Abwehr auf. Es gab Abstimmungsprobleme, es wurde zu leichtfertig attackiert, und Schlussmann Christian Horcher, der den Verein bekanntlich verlassen wird, dürfte oft wenig Freude an der Arbeit seiner Vorderleute gehabt haben. Der VfL agierte verkrampft und umständlich. Es fehlte der nötige Biss, und Chefcoach Dieter Kurth wurde an der Seitenlinie laut wie selten zuvor.
Nach dem Seitenwechsel nahm die Partie dann einen Verlauf, der Reaktionen zwischen Ärger, Sprachlosigkeit und Unverständnis hervorrief. Frohnlach war auf einmal völlig von der Rolle und überließ den eifrigen Gästen Ball und Raum, und die nahmen die Offerte gerne an. Mariusz Suszko machte Ernst und brachte sein Team nach 48 Minuten mit 0:1 in Führung. Stefan Schnurrer hatte vorgelegt. Der VfL hatte danach zwar immer wieder Ballbesitz und auch die eine oder andere Möglichkeit, doch vor dem Tor blieb es Stückwerk. Die Angreifer kamen einfach nicht zum Zug. Vieles wirkte jetzt zum Ende der Saison schlichtweg kraft- und zahnlos. Dagegen war die Einsatzfreude und Motivation der Gäste eindrucksvoll. Und als nach einem Doppelschlag in der 74. und 75. Minute der TSV plötzlich mit 0:3 vorne lag, schien ohnehin alles gelaufen. Zunächst war es nochmals Suszko, der seine starke Leistung mit seinem zweiten Treffer krönte. Kaum eine Minute später erhöhte Paul Fischer. Beide Male hatten die Gäste die Räume nutzen können und ohne Schnörkel den direkten Weg zum Tor gesucht und gefunden. Quasi im Gegenzug gelang den Platzherren der Anschlusstreffer. Sebastian Hofmann erwischte TSV-Torwart Christian Krieglmeier mit einem Distanzschuss auf dem falschen Fuß, und Dieter Kurth ließ seine Mannschaft wissen, dass noch 15 Minuten zu spielen waren. Doch die Zeit verstrich, und im Grunde war für die Beobachter die Sache längst gegessen. Manch einer hatte sich längst enttäuscht auf den Heimweg gemacht. In der 90. Minute war es erneut Sebastian Hofmann, diesmal mit dem Kopf nach einer Freistoßflanke von Tayfun Özdemir. Es stand auf einmal nur noch 2:3, und die Nachspielzeit betrug noch 120 Sekunden. Ein allerletzter richtig guter Spielzug, den sich die Zuschauer so oder so ähnlich schon viel früher gewünscht hätten, sorgte dann doch noch für das kaum für möglich gehaltene Remis. Der Ball wurde genau und direkt durch die gegnerischen Reihen gespielt, kam dann quer nach halblinks, und dort stand Kapitän Bastian Renk goldrichtig am Torraumeck schaffte den Ausgleich zum 3:3. Schiedsrichter Mix ließ gar nicht mehr anstoßen.
Dieses Unentschieden am Ende der Heimspielserie war jedenfalls in der Schlussphase durchaus unterhaltsam. Für den VfL steht nun endlich auch der 50. Punkt und der 60. Treffer auf dem Konto. Für die Gäste aus Gersthofen war der Punkt das Mindeste, was sie sich verdient hatten. Aus ihrer Tabellenposition heraus war ihr Auftritt im Willi-Schillig-Stadion jedenfalls aller Ehren wert.
Spielbericht eingestellt am 16.05.2012 14:24 Uhr