Die Vorzeichen waren klar: Der oberfränkische Liganeuling ging als Favorit in das Duell mit dem unterfränkischen Traditionsclub. Schließlich rangierte die Elf von Trainer Dieter Kurth auf dem fünften, der von Udo Romeis trainierte FCS mit 17 weniger gesammelten Zählern als die Heimelf auf dem 17. Tabellenplatz. Hinzu kam, dass die Unterfranken auf insgesamt fünf Akteure, darunter mit Benjamin Demel, Wladimir Slintchenko und Eray Cadiroglu große Teile der angestammten Viererkette, verzichten mussten. Der mitgereiste Slintchenko sagte vor der Partie: „Frohnlach ist im Angriff super besetzt, in der Defensive jedoch verwundbar. Wir werden bis zum Umfallen kämpfen und versuchen, zumindest einen Zähler mitzunehmen.“ Doch nicht nur die Gäste konnten nicht mit ihrer Wunschelf auflaufen. Auch die VfL-Elf trat ohne den in den USA weilenden etatmäßigen Kapitän Bastian Renk und den noch nicht einsatzfähigen Sinan Bulat an. Mit Andre Jeschke, Phillip Walter und Frank Zapf erhielten drei Akteure ihre Chance, die zuletzt nicht immer zur Startelf gehörten.
Die erste richtig dicke Chance der Partie: Schweinfurts Stefan Seufert zieht durch die Beine von VfL-Kapitän Christian Beetz ab. TW Christian Beer kann das Geschoss jedoch per Fußabwehr glänzend abwehren.
Andreas Schmitt
Den Gastgebern merkte man ihre Umstellungen mehr an als den Gästen, die noch vor Wochenfrist bei der Niederlage in Bamberg chancenlos waren. In der Viererkette musste man sich noch finden und auch im Mittelfeld fehlte manches Mal die Abstimmung. Den Schweinfurtern hingegen merkte man an, dass sie nichts zu verlieren hatten. Munter spielten die Schnüdel drauf los und hatten auch die erste dicke Torchance: Stefan Seufert kam in halbrechter Position im Strafraum vollkommen frei zum Schuss. Sein Geschoss, welches durch die Beine von VfL-Verteidiger Christian Beetz flog, wurde jedoch von Torwart Christian Beer sehenswert per Fußabwehr entschärft (13.). Nur eine Minute später schlug Seufert einen gut getimten Eckball über den ersten Frohnlacher Verteidiger hinweg, den in der Mitte Abwehrchef Oliver Kröner in den Kasten bugsierte. Allerdings nahm der Routinier die Hände zu Hilfe, weshalb der souveräne Referee Jonas Schieder (Weiden) den Treffer richtigerweise nicht anerkannte (14.). Nachdem die Gäste weiterhin die aktivere Elf waren, fiel der Führungstreffer der Oberfranken wie aus dem Nichts. Urplötzlich stand Tayfun Özdemir in halblinker Position frei vor dem Tor und vollstreckte an FCS-Torwart Stephan Essig vorbei zum 1:0 für die Truppe aus dem Coburger Land (29.). Ein Treffer, der dem Spiel der Heimelf gut tat, die Gäste jedoch keinesfalls schockte. Weiterhin versteckten sich die Schnüdel keineswegs und suchten ihr Heil in der Offensive. Doch das defensive Mittelfeld der Frohnlacher um Sebastian Hofmann und Christian Brandt hatte in der Viertelstunde vor dem Halbzeitpfiff seine stärkste Phase und unterband so manchen Angriff, sodass FCS-Stoßstürmer Simon Häcker gegen VfL-Aushilfskapitän Beetz und Innenverteidigerkollege Martin Sokotowski oft aussichtslos alleine auf weiter Flur agierte. Kein Wunder also, dass auch die schönste Frohnlacher Szene der Partie in die Minuten vor der Pause lag. Der agile Thomas Karg stoppte eine Flanke von links trotz Bedrängnis mit seiner Brust genau in den Lauf von Phillip Walter, der die Kugel instinktiv per Direktabnahme in die Maschen drosch - 2:0 (44.). Der VfL Frohnlach trat den Gang in die Kabinen im Bewusstsein an, nicht gerade gut gespielt zu haben, aber im Stile eines Spitzenteams aus zwei Chancen zwei Tore gemacht zu haben.
FCS-Abwehrchef Oliver Kröner nimmt im Anschluss an einen Eckball die Hand zu Hilfe. VfL-Angreifer Thomas Karg (re.) beschwert sich also zurecht und mit Erfolg. Die Unparteiischen pfiffen die Aktion der Unterfranken sofort zurück.
Andreas Schmitt
Durchgang Zwei jedoch sollte beweisen, dass den Frohnlachern zum echten Spitzenteam noch ein wenig fehlt. Denn es waren nicht die Gastgeber, die im sicheren Wissen um einen Zwei-Tore-Vorsprung einen Schub erhielten. Vielmehr wirkten die aufopferungsvoll gegen die Niederlage ankämpfenden Schnüdel wie von der zweiten Luft beseelt. Doch der Reihe nach: Für den ersten Aufreger nach dem Pausentee sorgte ausgerechnet der sonst starke VfL-Torwart Beer, als er einen Ball vollkommen unbedrängt in die Beine von FCS-Stürmer Häcker schob, der jedoch überhastet abschloss (52.). Gästetrainer Romeis erkannte, dass sein Team noch etwas reißen könnte und wechselte mit Christian Alexandru Dan und Florian Galuschka frühzeitig neue Offensivkräfte ein. Vor allem Letzterer sorgte gehörig für Betrieb, ging energisch in die Zweikämpfe und riss seine Kameraden mit. In der 54. Minute schoss er die Kugel gegen das Lattenkreuz, im Nachschuss scheiterte Häcker an Torwart Beer. Wenige Minuten später war jedoch auch dieser machtlos, als Galuschka geschickt in die Gasse freigespielt wurde und den verdienten Anschlusstreffer markierte (60.). Nun erlebte man eine hochklassige Bayernligapartie! Die Schweinfurter, angepeitscht von ihren stimmgewaltigen Fans, dominierten kämpferisch, doch auch der VfL war über Konter – vor allem durch den eingewechselten Paul Scheller – stets gefährlich. Doch die Frohnlacher wirken auch verunsichert. Eine typische Szene: Sokotowski eroberte den Ball, rutschte dann aber beim Schuss weg, wodurch er seinen Mitspieler Kristian Böhnlein anschoss und Schweinfurt Einwurf erhielt (67.). Unter den Zuschauern machte schon der Begriff des „VfL-Leistungsabbruchs“ die Runde. Sicherlich ein wenig übertrieben. Denn auch die Blau-Weißen hatten noch zwei gute Gelegenheiten. Walter dribbelte sich hervorragend an vier Gegenspielern vorbei, schloss dann aber mit der Picke extrem schwach ab (72.). Und Scheller schloss ein Solo mit einem genialen 20-Meter-Geschoss ab, welches den FCS-Kasten jedoch knapp verfehlte (75.). So wurde die Schlussviertelstunde dramatisch. Die Schweinfurter Zuschauer peitschten ihre Elf noch einmal nach vorne, Frohnlach stemmte sich den Angriffen mit Mann und Maus entgegen. Und ausgerechnet in dieser für den neutralen Fußballfan so erfeulichen Phase des Spiels, in welcher beiden Teams nicht alles gelang, jedoch beide sich mit fairen Mitteln bis aufs Letzte bekämpften, rückte der Referee in den Mittelpunkt des Geschehens. Eine Schweinfurter Flanke von rechts wurde von Böhnlein abgewehrt. Erst als Schiedsrichter Schieder auf den Elfmeterpunkt deutete, realisierten die Zuschauer, dass der 21-Jährige mit der Hand am Ball war. Ein Strafstoß, den man geben kann, aber nicht muss! Geht man danach, ob der Arm absichtlich zum Ball gehen muss, war es kein Elfer. Zählt einzig, ob der Arm angelegt war oder nicht, darf man ihn geben. Hier sollte endlich eine klare Regelung getroffen werden! Für die Frohnlacher und den bemitleidenswerten Linksverteidiger sicher eine harte Entscheidung. Für die Schweinfurter war der Ausgleich, den Murza Mekic sicher aus elf Metern erzielte, jedoch hochverdient!
Am Ende eines in der zweiten Halbzeit leidenschaftlich geführten Fußballspiels ist das Unentschieden das gerechte Ergebnis. Nutzte der VfL Frohnlach trotz mittelprächtiger Leistung die Fehler des Gegners im ersten Spielabschnitt eiskalt aus, verpasste es die Heimelf im zweiten Spielabschnitt hingegen ihre Konterchancen besser auszuspielen. Der FC Schweinfurt 05 hat sich den Punkt mit einer äußerst couragierten Leistung mehr als verdient und darf sich in der Form der zweiten Halbzeit berechtigte Hoffnungen machen, die Abstiegszone verlassen zu können.
Spielbericht eingestellt am 12.11.2011 20:52 Uhr