Der FC Eintracht Bamberg 2010 und der SC Eltersdorf, Joe Bechmann und Sven Röwe. Natürlich können zwei Spieler nicht für eine ganze Mannschaft oder gar einen ganzen Verein stehen. Aber der FCEler Joe Bechmann verkörpert einen gestandenen Fußballer und etablierten Routinier, der seine Leistung beständig abruft. Eben genau dies gelingt auch dem FCE Bamberg in der Bayernliga seit Jahren. Das Team ist routiniert und gefestigt und will wie in den letzten Jahren seine Leistung abrufen, um wie in vergangenen Saison unter den ersten Acht zu landen. Sven Röwe hingegen schaffte erst dieses Jahr den Sprung zum absoluten Stammspieler in der Bayernliga, ist jung und pfiffig und steht für für eine Eltersdorfer Mannschaft, die als Aufsteiger unbeschwert aufpielen kann und aus vielen jungen Spielern besteht. Beide Spieler sollten der heutigen Partie ihren Stempel aufdrücken.
Die Mannschaften begannen mit dem beliebten 4-2-3-1-System, bauten in Selbigem aber auf zwei sehr unterschiedliche Sturmspitzen. Auf der Bamberger Seite der 30-jährige, großgewachsene Peter Heyer, der unermüdlich seine Kilometer abspult, gefährlich in der Luft und eiskalt vor dem Tor ist. Auf der Eltersdorfer Seite der kleine Michael Jonczy, der sich weniger bewegt, dafür aber technisch versiert ist und immer Gefahr ausstrahlt, wenn er am Ball ist.
Der Bamberger Christoph Herl (li.) versucht gegen Alexander Eckert (re.) an den Ball zu gelangen.
Gerd Gaetzschmann
Eine der entscheidenen Szenen des Spiels geschah gleich in der zehnten Minute, in der gleich die beiden anfangs erwähnten Protagonisten beteiligt waren: Bambergs Abwehrass Joe Bechmann sieht, dass der in die Spitze gestoßene Sven Röwe aus dem Mittelfeld angespielt wird und entscheidet sich dazwischen zu gehen. Röwe aber ist einen Schritt schneller und legt sich den Ball direkt an Bechmann vorbei in den Raum. Joe Bechmann, der schon während der Ballannahme Röwes merkt, dass er nicht ans Leder kommt, schaltet den Rückwärtsgang ein, will sich drehen und verliert dabei das Gleichgewicht. Während er fällt, sieht Bechmann die letzte Möglichkeit einen Alleingang Röwes zu verhindern, indem er ihn am Trikot packt und zu Boden reißt. Röwe fällt und Bechmann sieht glatt Rot. Eine harte Entscheidung des Schiedsrichters, denn auch wenn die Situation Bechmanns ganz schlecht ausgesehen hat, ist es Fakt, dass Röwes gerader Weg zum Tor zwar frei war, aber Michael Mirschberger noch halblinks hinter den beiden stand und aller Wahrscheinlichkeit nach noch eingreifen gekonnt hätte. Eine bittere Pille also für die Bamberger, die darauf die Doppelsechs auflösen und Christoph Kaiser ins Abwehrzentrum beordern mussten. Kein Wunder, dass ein Bruch im Spiel ist, wenn der Abwehrleader nach zehn Minuten vom Platz muss. Der FCE erholte sich nicht von dem Schock und der Aufsteiger ergriff seine Chance wie ein Routinier - in Form von Sven Röwe. Der 22-Jährige erfasste einen Stellungsfehler des Heimtorwartes Muckelbauer geistesgegenwärtig und verwandelte aus dem Spiel heraus aus 25 Metern freistehend sowohl mit Präzision als auch mit Schärfe ins kurze Eck (18.). Keine zwei Minuten später war es wieder Röwe, der den Ausbau der Führung auf dem Fuß hatte, diesmal aber die Kraft vermissen ließ. Sein Offensivpartner Michael Jonczy machte es weitere vier Minuten besser. Jonzcy wurde von seinem Kapitän Tobias Strauß mustergültig bedient, narrte Mirschberger im Eins-gegen-Eins und netzte eiskalt ein (24.). Der FCE Bamberg wirkte wie paralysiert, stand im Mittelfeld viel zu weit von den Gegenspielern weg und agierte in der Offensive nur mit langen Bällen, die nicht ankamen, weil die Stürmer immer ins Abseits liefen. Als dann in der 27. Minute wieder Röwe erschien und den Ball punktgenau in den Lauf von Oliver Sebold lupfte, so dass dieser auf Muckelbauer alleine zulief, musste man sich schon Sorgen machen, dass es für die Bamberger eine deftige Niederlage geben könnte. Aber Syebold setzte seinen Heber an die Latte und auch Jonczy vergab daraufhin eine weitere Hundertprozentige, als er sich bei seinem Alleingang für ein Umkurven des Torwarts anstatt eines direkten Abschlussen entschieden hatte (32.). Der FCE Bamberg wankt gehörig, hielt sich aber auf den Beinen. Auch weil Alexander Depalla dafür sorgte, dass der erste gefährliche Angriff der Bamberger zustande kam. Deptalla setzte sich über links durch und flankte butterweich. Peter Heyer stand so alleine wie selten im Strafraum und ließ Mathias Lang im Eltersdorfer Kasten mit einem sauberen Kopfstoß keine Chance (36.). Dieser Anschlusstreffer brachte Sicherheit und der FCE schaffte es, dass man die Überzahl des Gegners kaum mehr wahrnahm. Man schob enger zum Gegner und verbuchte mehr Ballbesitz. Auch die langen Bälle gewannen an Präzision und fanden in Deptalla und Heyer immer wieder Abnehmer, wenn auch ohne große Gefahr. Die Hoffnung, dass man dem K.o. vielleicht doch noch entgehen könnte, war nach der ersten Halbzeit wieder da.
Christoph Herl (li.) bei einem Ballgewinn gegen Manfred Krotz (re.).
Gerd Gaetzschmann
Der SC Eltersdorf schaffte es zwar nicht, sich ganz aus der Bamberger Umklammerung zu lösen, schaffte es aber nun, den ein oder anderen Konter über die schnellen Oliver Seybold und Michael Jonczy zu setzen. Dennoch behielt die Heimmannschaft das Heft in der Hand und die Tatsache, dass man mit einem Spieler weniger auf dem Platz stand, fiel kaum mehr auf. Auch die Hereinnahme von Tobias Dalke für den in der ersten Halbzeit ordentlich spielenden Youngster Markus Fischer trug Früchte. Die Standards und präzisen langen Bälle Dalkes deuteten immer wieder Gefahr an, die nach einer guten Stunde auch in Zählbares umgemünzt werden konnte. Der unermüdliche Peter Heyer setzte sich auf der linken Seite durch, tankte sich am Gegenspieler zur Grundlinie vorbei und legte mustergültig in Richtung Elfmeterpunkt zurück. Der eingelaufenen Dalke entschied sich dafür, diese Hereingabe mit dem Spann zu nehmen und traf das Leder im Herzen, so dass es zum Ausgleich im Netz der Eltersdorfer zappelte (63.). Die Freude war riesig, die Hoffnung präsent - für fünf Minuten. Wie aus dem Nichts - außer punktuell gesetzter Konter - schlug Eltersdorf zurück. Ein eigentlich harmloser Freistoß, der über das Bamberger Abwehrzentrum segelte, wurde von Michael Jonczy angenommen. Jonczy stand mit dem Rücken zum Strafraum, drehte sich und schlug den Ball "auf Verdacht" flach in dessen Zentrum. Der Kapitän Tobias Strauß reagierte am schnellsten und grätschte die Kugel aus sechs Metern Entfernung über die Linie (68.). Als dann knapp fünf Minuten später auch noch Oliver Seybold eine Flanke von Tobias Herzner unbedrängt am kurzen Pfosten einnickte, schien die Partie endgültig gelaufen. Einen abermaligen Zwei-Tore-Vorsprung mit einem Mann weniger und nur noch einer Viertelstunde Spielzeit im Rücken wettzumachen schien unmöglich.
Und der Punktgewinn blieb am Ende auch ein Wunsch. Zwar konnte Christoph Herl neun Minuten vor Schluss nach schöner Hereingabe des inzwischen eingewechselten Florian Pickel nochmals den Anschluss herstellen, mehr war aber schlussendlich nicht drinnen. Zwar warf FCE-Trainer Christoph Starke mit Christoph Kaiser und Michael Mirschberger seine kopfballstarken Innenverteidiger nach vorne, zu nennenswerten Chancen kamen diese aber nicht. Einzig Peter Heyer gelang es in der 90. Miute sich nochmals durchzusetzen und im Strafraum aufs Tor zu schießen. Der Schuss wurde aber rechtzeitig von einem Abwehrspieler geblockt, so dass der FCE Bamberg die erste Heimniederlage der Saison hinnehmen musste.
"Fünf Punkte nach fünf Spielen sind für unsere Ansprüche zu wenig". Ein Satz von Christoph Starke im Rahmen der nach dem Spiel stattfindenden Pressekonferenz, der verdeutlicht, dass man in Bamberg schon am Anfang der Saison unter Druck steht. Die Mannschaft ist erfahren, hat sich bereits in der Bayernliga bewiesen und wurde darüberhinaus auch noch punktuell und sinnvoll verstärkt. Aber trotz der neuen Spieler wurde einmal mehr schmerzlich deutlich, dass Joe Bechmann im Defensivzentrum kaum zu ersetzen ist und dass dem Gegner ohne ihn zu viele Chancen gelassen werden. Dem Bamberger Trainerstab fällt nun - nachdem auch Finnemann ausgefallen war - die schwierige Aufgabe zu, die Defensive neu zu strukturieren, um nächste Woche gegen ebenfalls auf Wiedergutmachung sinnende Großbardorfer gerüstet zu sein. Der Eltersdorfer Trainer, Ludwig Preis, hingegen kann auf einen gelungenen Auftakt in der Bayernliga zurückblicken. Eine Bayernliga, die er als Abenteuer für sich und seine Mannschaft bezeichnet. Ein Abenteuer, das er als Prozeß seiner jungen Mannschaft ansieht, die jedes Spiel genießen soll und die trotz des nicht ganz einfachen Auftaktprogramms gut dasteht und bewiesen hat, dass sie in der Bayernliga bestehen kann. Wie heute gegen ein etabliertes Team der Liga, das mit Spielwitz und Engagement zu Boden gerungen werden konnte.
Spielbericht eingestellt am 07.08.2011 02:28 Uhr