Der einzige Wermutstropfen dabei: Die späte Nachricht des Großbardorfer Siegtreffers gegen den fix abgestiegenen oberfränkischen Nachbarn SpVgg Bayern Hof. Hätte die Schlegel-Elf einen Punkt erspielt, hätten die Altstädter mit einem Sieg über den TSV Großbardorf den Klassenerhalt aus eigener Kraft schaffen können, so muss man gewinnen und auf einen Ausrutscher Heimstettens (gegen Bamberg) oder Aindlings (gegen Würzburg) hoffen.
Nicolas Schlegel setzt sich einmal mehr gegen Patick Ziegler durch.
Andi Bär
Die eigene Vorstellung ähnelte der eines Abstiegskandidaten in keiner Weise: Wie ausgewechselt präsentierten sich die von Trainer Wolfgang Mahr taktisch umformierten Altstädter und erinnerten in ihrer Art des Auftretens eher an eine Spitzenmannschaft denn an eine verunsicherte Truppe mit fünf Niederlagen im Gepäck. Sowohl defensiv, wo Jakl und Hofmann auf der Abräumerposition bärenstark agierten, als auch offensiv. Dort sorgte Timothy Nicolaus bei seinem Debüt-Starteinsatz für die nötige Entlastung von Christopher Klaszka, der die sich bietenden Räume gut nutzte. Die neue Offensivlust der Altstädter schien auch Victor Gradl und dem in die Startformation gerückten Nicolas Schlegel Flügel zu verleihen. Die beiden schoben das zügige Spiel nach vorne immer wieder gut an. Schon nach sechs Minuten die Sicherheit bringende Führung: Klaszka bediente Nicolaus, der Herl in Aktion spielte. Der seit langem wieder befreit aufspielende Mittelfeldmann schob das Leder ins lange Eck. In fast schon nervenzerreißender Langsamkeit trudelte das Spielgerät ins lange Eck: Ein echter Befreiungsschlag für das angespannte Nervenkostüm. Es entwickelte sich eine flotte Partie mit klaren Altstädter Vorteilen - wobei die Unterhachinger immer wieder gefährliche Nadelstiche setzten, sich aber am starken Innenverteidigerpärchen Fiedler und Mayr die Zähne ausbiss. "Wir haben in allen Mannschaftsteilen hochkonzentriert agiert", lobte Interimstrainer Wolfgang Mahr. Auch der nach überstandener Krankheit ins Tor zurückgekehrte Stephan Essig wusste zu überzeugen. Dessen Gegenüber Müller hatte freilich weit mehr Arbeit zu verrichten. "Wir hatten ja mehr Torchancen als in den letzten fünf Partien zusammen", stellte Mahr nicht umsonst fest. Immer wieder scheiterten Klaszka (11./46.), der befreit aufspielende Nicolaus nach Herls Pass (10.) und nach Klaszkas überragender Vorarbeit (31.), Pfann nach feinem Doppelpass mit Nicolaus (37.) in aussichtsreicher Position. Noch einige Male klärte die gute sortierte Hintermannschaft der Hausherren, bevor es brenzlig wurde. Auf der anderen Seite klärte Essig in höchster Not gleich zwei Mal gegen Grahammer und Kanca (24.) und hatte Glück, dass Grahammer (33.) und Kanca (8./12.) ihr Visier nicht genau justiert hatten und das Gehäuse verfehlten.
Timothy Nicolaus gab ein starkes Startelfdebüt und versetzt Ziegler und Co. einige Male.
Andi Bär
Das Zittern ging lange weiter, zumal die Hausherren gegen zu tiefstehende Altstädter nach dem Pausentee besser ins Spiel kamen: Hasenbeck verfehlte (60.) und Essig parierte Drums 18-Meter-Hammer sehenswert (65.).
Erst in der Schlussphase entschieden die Gelb-Schwarzen die Partie. Nach einem Foul von Jonas Hummels, Bruder des ebenfalls als Zaungast anwesenden frischgebackenen deutschen Meisters Mats, an Christopher Klaszka, bugsierte Victor Gradl das Spielgerät unter der Mauer hindurch ins kurze Eck. Und nur sechs Minuten später die Entscheidung. Mit einem Gewaltschuss aus 25 Metern in den Gambel, sorgte Sebastian Hofmann für schier unbändigen Altstädter Jubel. Der wurde nur getrübt durch den späten Großbardorfer Siegtreffer. Doch das war an diesem Nachmittag nicht das große Thema. Das Thema war die eigene Stärke. Und die stimmt zuversichtlich.
"Totgesagte lebten noch länger", schallte es nach 73 Minuten aus den gut geölten Altstädter Fankehlen. Die zuletzt überwiegende Depression wich der Euphorie. Und die sollte nicht abebben. Nach Spielschluss wurde es turbulent. Der einzige Wermutstropfen beim 3:0-Sieg der Altstädter drang nach Spielschluss durch: Die späte Nachricht des Großbardorfer Siegtreffers gegen den oberfränkischen Nachbarn SpVgg Bayern Hof. Hätte die Schlegel-Elf einen Punkt erspielt, hätten die Altstädter mit einem Sieg über den TSV Großbardorf den Klassenerhalt aus eigener Kraft schaffen können, so muss man gewinnen und auf einen Ausrutscher Heimstettens (gegen Bamberg) oder Aindlings (gegen Würzburg) hoffen. In die Freude mancher Altstädter Anhänger über den Abstieg des Lokalrivalen mischte sich die Ungewissheit. Werden die fränkischen Konkurrenten der SpVgg am nächsten Wochenende einen Gefallen tun oder geht die Saison in die Verlängerung? Die Frage der Fragen. Doch auch die rückte schnell in den Hintergrund. Schließlich galt es für viele, noch Erinnerungsfotos zu schießen und alte Geschichten aufzuwärmen. Neben dem nahezu unbeachtet dabeistehenden ehemaligen tschechischen Nationalspieler Roman Tyce (jetzt in Unterhaching aktiv) waren zwei beliebte Zaungäste in der Grünauer Allee. Zum einen der langjährige Altstädter Keeper Michael Hofmann und zum anderen der frischgebackene deutsche Meister Mats Hummels, älterer Bruder des Hachinger Manndeckers und Kapitäns Jonas. Auch sie mischten sich munter in die Diskussion um die Lage in der Bayernliga ein. Mit einem nicht überraschenden Tenor: In dieser Verfassung werden die Altstädter nicht absteigen. "Das war ein Fingerzeig, dass wir noch nicht tot sind", stellte auch Wolfgang Mahr fest. Einzig kennt er die Tücken des Fußballgeschäftes nur zu gut. Man ist auf Schützenhilfe angewiesen. Oder man muss eine solche Leistung wie am Samstag noch mindestens zwei Mal aufs Feld bringen. Im finalen Kick gegen Großbardorf und in einem eventuellen Ausscheidungsspiel gegen Aindling und/oder Heimstetten um den Relegationsplatz in der Bayernliga.
Spielbericht eingestellt am 22.05.2011 13:30 Uhr