Ein Ergebnis, das über den wahren Spielverlauf hinwegtäuscht. Bis kurz vor
dem Pausentee waren die offensiv sehr engagierten Hofer ebenbürtig,
lagen nicht unverdient in Führung und hätten zu diesem Zeitpunkt den
Sack schon zumachen können, wenn sie vor dem Tor die nötige
Zielstrebigkeit gezeigt hätten. Doch hätte, wäre, wenn: Am Ende standen
sie mit leeren Händen da, weil Bayreuths Torjäger Christopher Klaszka
binnen 40 Sekunden zwei Mal seine Qualitäten unter Beweis stellte und
die Hofer sich von diesem Rückschlag nie mehr wirklich erholten.
Christopher Klaszka gegen seinen einstigen Nürnberger Teamkollegen Gareis.
Andi Bär
Der normalerweise in solchen Derbys übliche gegenseitige Respekt war auf
dem Feld nicht spürbar. Beide Teams legen druckvoll los, versuchten die
Partie in die richtige Richtung zu lenken. Nach vier Minuten scheiterte
Bayreuths Kapitän Florian Jakl an Hofs einmal mehr starken Torwart
Matthias "Uschi" Karnitzschky. Auf der anderen Seite fand sich nach
Sams feiner Hereingabe kein Abnehmer (7.). Und munter ging es weiter.
Der Ex-Bayreuther Andreas Goss spielte das Leder mustergültig in den
Lauf seines letztjährigen Teamkollegen Michael Eckert. Der auffällige
Außenflitzer bediente Christoph Herl punktgenau. Und dessen Kopfball
lenkte Karnitzschky sehenswert über die Latte. Dass Andi Goss auch mit
seinen aktuellen Teamkollegen gut harmoniert, bewies er kurz später.
Michael Pfanns Rettungsversuch landete punktgenau bei Daniel
Felgenhauer. Der langjährige Profi ließ sich nicht lange bitten,
bediente Goss, dessen abgefälschter 20-Meter-Schuss den Weg in die
Maschen fand (13.) - der erste Derbysieg der Hofer nach 39 Jahren
schien greifbar. Die Bayreuther ließen sich von diesem frühen Rückstand
zwar beirren, hatten aber dennoch ihrerseits ebenfalls Chancen. Das
Spiel wog hin und her. Ersteinmal zielte Daniel Felgenhauer nur eine
Minute nach dem ersten Hofer Treffer aus 16 Metern einen Tick zu
ungenau, ehe auf der Gegenseite Karnitzschky eine Klaszka-Flanke vor
Eckert wegpflückte (15.). Chancenlos wäre der starke Hofer Hüter bei
Herls Kopfball gewesen - doch nach Jakls Flankenball segelte das Leder
von Herls Kopf um Haaresbreite am Kasten vorbei (19.). Der vor dem
Pausentee bärenstarke Cosmin Ichim war eine Minute später hellwach, als
er nach Klaszkas Pass das Leder vor Eckert wegspitzelte. Das Spiel
machten zu diesem Zeitpunkt aber die Hofer, die durch Bukowskis
Kopfball (25.) eine gute Möglichkeit verzeichneten. Auf dem Posten war
Essig nach Bukowskis Flankenball (32.), genauso wie sein Gegenüber nach
Herls 18-Meter-Versuch (34.). Keine Möglichkeit hätte Karnitzschky nach
Herls Eckball und Eckerts Köpfler gehabt: Der klatschte an die Latte
und von dort aus zurück ins Feld (35.). Es war eine heiße Derbykiste. Ein Spiel, das hin und herwog. Und Hof hatte die Vorentscheidung zwei Mal auf dem Fuß. Erst tauchte Daniel Sam nach Fiedlers Patzer vor Stephan Essig auf, der Bayreuther Tormann lenkte den Lupfer Sams mit den Fingerspitzen über die Latte (36.). Und drei Minuten später hätte Daniel Schäffler den Sack zumachen müssen. Bukowski spielte Felgenhauer sehenswert in Aktion, dessen butterweiche Flanke den am langen Pfosten lauernden Schäffler fand. Doch dessen Kopfball kam zum Entsetzen der Hofer Verantwortlichen punktgenau auf den den Winkel verkürzenden Stephan Essig (40.). Und dann kam, was kommen musste. Und das auch noch in geballter Form.
Nach einem Eckball von Herl bugsierte der bis dahin fehlerlose Ichim das
Leder in den eigenen Fünfmeterraum, Hofmann verlängerte auf Klaszka,
dessen Kopfball saß. Und es dauerte keine 40 Sekunden, ehe der
Bayreuther Sturmtank erneut hellwach war. Die Anhänger der Altstädter
feierten noch den Ausgleichstreffer, da spielte Kapitän Jakl einen
feinen Doppelpaß mit Klaszka, den dieser nur noch einschieben musste
(44.) - der Spielverlauf war auf den Kopf gestellt.
Florian Jakl und Harald Fleischer.
Andi Bär
Nach dem Pausentee war die Hofer Herrlichkeit vorbei. Zu viele Spieler
versteckten sich mit zunehmender Spieldauer, die Fehlerquote (Gareis!)
stieg vehement, das Offensivspiel litt unter den nachlassenden
Leistungen Arancinos und Fleischers, weshalb Daniel Sam als einzig
echte Spitze komplett in der Luft hing und nach der Pause nur noch
einmal auffiel, als er das Leder frustriert nach einem Foulpfiff auf
die Tribüne drosch und dafür den Gelben Karton vom bärenstarken Referee
Stein sah. Ansonsten konnte sich Sam das Geschehen geruhsam ansehen.
Schließlich spielte es sich maßgeblich auf der anderen Spielfeldseite
ab. Die vorzeitige Entscheidung zu Gunsten der Hausherren lag lange in
der Luft, ließ aber auf sich warten. Die dickste Chance verzeichnete
Florian Jakl, der von Klaszka feinstens in Position gebracht, zwei Mal
scheiterte (64.). Zwei Minuten später war es Klaszka, der mit einer
feinen 14-Meter-Abnahme an Karnitzschky scheiterte. Mit der
Einwechslung des zuletzt durchhängenden Chris Wolf nahm das Altstädter
Offensivspiel noch einmal Fahrt auf. Eckert bediente den Youngster nach
Gareis' Fehlpass mustergültig, Pajonk klärte gerade noch (78.). Zwei
Minuten vor dem Ende war es dann doch soweit. Einen Eckball von
Fleischer klärte Kossmann per Kopf, der lange Ball fand Chris Wolf, der
auf die Reise ging und Hofs Keeper im direkten Duell im Stile eines
Torjägers alt aussehen ließ. Die 150 Bayreuther Hardcorefans,
unterstützt von einigen aus Berlin angereisten Tennis
Borussia-Anhängern, feierten was das Zeug hielt. Hofs ebenfalls
stimmkräftige Fans mussten den Gästeblock bedröppelt verlassen und
warten weiterhin auf einen Sieg unter Norbert Schlegel.
Für Hof stehen schwere Zeiten an: Der Tabellenletzte hat weitere schwere
Spiele vor Augen. Gelingt nicht endlich der erhoffte dreifache
Punktgewinn warten auf Norbert Schlegel und Co. brutale Wochen. Anders
in Bayreuth: Durch den Sieg haben sich die Walther-Schützlinge im
Mittelfeld festgesetzt.
Spielbericht eingestellt am 17.10.2010 01:37 Uhr