Mit gutem Körpereinsatz hält sich der junge Bamberger Jonas Wirth den Schweinfurter Florian Galuschka (re.) vom Leib und behält das Leder.
Michael Horling
"Das war so nicht einkalkuliert. Deshalb freuen wir uns riesig", strahlte Eintracht-Coach Christoph Starke. "Wir sind alle enttäuscht über die 90 Minuten", haderte auf der anderen Seite Klaus Scheer. Der hatte nach dem guten 0:0 von Erlangen die selbe Stammelf auflaufen lassen und im Vergleich zu seinem Gegenüber und dessen akuter Personalnot einige Trümpfe in der Hand. Nämlich mit Daniel Mache und Alexander Schreckinger gestandene Spieler auf der Bank, die Scheer noch nicht mal einwechseln konnte. Dafür brachte er ganz frühzeitig die wiedergenesenen Eray Cadiroglu und Pascal Kamolz, "weil die ersten 45 Minuten gezeigt haben, dass es eine falsche Entscheidung war"."In der ersten Halbzeit haben sich die Mannschaften weitestgehend neutralisiert", drückte Starke das aus, was knapp über 1.000 Fans sahen. "Keine Mannschaft mit Selbstvertrauen und Elan", wie Scheer sein Team beschrieb. "Bei uns hats gut funktioniert", so Starke, dessen Bamberger die an sich so heimstarken Schweinfurter nicht entfalten ließen. Blöde fiel dennoch das zu diesem Zeitpunkt verdiente 0:1, als ausgerechnet der Bamberger Erkan Esen im Mittelfeld den Ball verlor, Florian Pickel davonzog und schoss, Andi Bäuerlein den Ball zur Ecke lenkte und von da ihn schon wieder durch Pickel getreten heranfliegen sah. Abgewehrt wurde er zunächst, im zweiten Flankenversuch aber gewann Nicolas Görtler das Kopfballduell gegen Wladimir Slintchenko. Mit der Bamberger Zweiten hatte Görtler erst an Pfingsten an selber Stelle gar doppelt getroffen....Scheers schnelle Entscheidung: Cadiroglu kam und mit ihm eine ganz andere Partie. Seine Flanke erreichte zehn Minuten nach dem Seitenwechsel Sebastian Kneißl, der schoss, aber Stefan Karl rettete für den bereits geschlagenen Florian Muckelbauer auf der Linie. Fünf Minuten später dann doch das 1:1. Nach Freistoß von Benjamin Demel zog Kneißl flach und platziert ab. "Da war Schweinfurt sehr stark am Drücker und wir hatten das notwendige Glück des Tüchtigen", weiß Christoph Starke. "Eray hat unheimlich Druck gemacht über links", staunte selbst Klaus Scheer ein wenig. Doch viel mehr als Einzelaktionen gelangen den Schweinfurtern nicht. Scheer vermisste gute Mittelfeldaktionen genauso wie Ordnung oder eine spielerische Linie.
Dynamisch zieht der wieder genesene Schweinfurter Goalgetter Pascal Kamolz durch die Bamberger Hälfte, Michael Mirschbergers Grätsche kommt zu spät.
Michael Horling
Der entscheidende dritte Treffer des spätsommerlichen Nachmittags stellte zu dieser Phase das Match auf den Kopf. "Die Mauer steht total falsch, muss doch den kurzen Pfosten dicht machen", grollte Scheer. Doch Florian Pickels Freistoßball passte flach ins kurze Eck. "Da haben wir uns endlich befreien können, nachdem die zweite Halbzeit bis dahin eigentlich ganz anders lief als besprochen", so Starke. "Aber wir haben mit Leidenschaft Fußball gespielt. Kämpferisch und läuferisch war das erste Sahne", lobte er das Team. "Schwer zu beurteilen aber, ob der Sieg verdient oder unverdient war."Eine Konterchance über Alexander Deptalla brachte fast das 1:3, näher aber waren die Schnüdel am Ausgleich. In der letzten Minute der Nachspielzeit zog Kapitän Demel aus dem Hintergrund ab, faustete Muckelbauer das Leder über die Latte. "Nun müssen wir auswärts punkten", fordert Klaus Scheer angesichts des "Dreiers" in der Fremde mit nacheinander weiten Fahrten nach Unterhaching, Rosenheim und Heimstetten. Errst im Oktober kicken die Schweinfurter wieder zu Hause. "Hoffentlich finden unsere Zuschauer nächsten Samstag im nächsten Derby gegen Würzburg den Weg ins Stadion", hätte Christoph Starke nichts gegen eine gute Kulisse als Lohn für den Höhenflug. Den könnten die eigenen Fans aber bremsen. Im Block mit den rund 30 beinharten Schlachtenbummlern, wurde zunächst eine Rauchbome gezündet und nach dem 2:1-Führungstreffer ein Feuerwerkskörper. Schiedsrichter Benjamin Cortus unterbrach zwei Mal die Partie, Johannes Beckmann musste in die Kurve und zur Einsicht mahnen. Beim letzten ähnlichen Vorfall im selben Stadion im Herbst 2009 bekam der FC 05 für das Vergehen seiner Fans die Punkte vom Sieg gegen die Würzburger Kickers wieder abgezogen. In Schweinfurt registriert man nun mit Spannung die anstehende Bestrafung des Bayerischen Fußball-Verbandes.
Spielbericht eingestellt am 04.09.2010 21:18 Uhr