von Andreas Bär
Welch ein Befreiungsschlag! Vor dem Heimspiel gegen den SV Memmelsdorf mit dem früheren SpVgg-Trainer Norbert Schlegel auf der Bank feierte die SpVgg Bayreuth beim zuletzt zuhause dreimal in Folge siegreichen Aufsteiger SV Schalding-Heining einen 2:1-Auswärtssieg und setzte sich mit nunmehr 17 Punkten erst einmal im Tabellenmittelfeld der Bayernliga fest.
Michael Eckert ist einer, der polarisiert. Neben dem Platz genauso wie auf dem Feld auch. In den wenigen Wochen, die er in Bayreuth ist, hat er alle fußballerischen Extreme bereits durchlebt. Sein Heimdebüt krönte er mit dem entscheidenden Treffer gegen Frohnlach. Bei der Niederlage gegen Seligenporten nahm ihn Trainer Klaus Scheer nach elf Minuten vom Feld. Und zuletzt avancierte Eckert auch auswärts wieder zu einem wichtigen Mann. In Thannhausen schon deutete er sein Potenzial mit zwei blitzsauberen Vorlagen an. In Kulmain ebnete der 20jährige Hersbrucker den Weg für den Sieg. Und im Passauer Vorort Schalding sollte er diese positive Tendenz weiterführen und zum spielentscheidenden Akteur werden.
56 Minuten waren gespielt, als der Ex-Fürther sein Herz in die Hand nahm und gegen Josef Krieg das Laufduell suchte. Zweimal vernaschte Eckert seinen Gegenspieler, die beiden verhakten sich und der nur selten überzeugende oberösterreichische Schiedsrichter zeigte auf den ominösen Punkt. Aus elf Meter zeigte sich Torjäger Christopher Klaszka wie schon im Pokal treffsicher und schoss seine Elf in Front. Keine sieben Minuten später stand Eckert erneut im Fokus. Mit einem langen Ball bediente Chris Wolf Michael Pfann, der einen kapitalen Patzer von Keeper Lippert nutzte und uneigennützig und wohlüberlegt Eckert in Position spielte. Wieder war der einen Tick schneller als Krieg, wieder landete das Leder in den Maschen. Ein teuer erkaufter Siegtreffer: Der Schütze musste ausgewechselt werden, da er sich die Schulter ausgekugelt hatte - ein scheinbar typisches Eckert-Spiel. Eine Halbzeit lang ging der mit einer Fleischwunde an der Zehe aufgelaufene Offensivmann mit seinen Teamkollegen kollektiv unter, avanciert schließlich zum entscheidenden Mann um dann doch wieder einen Rückschlag zu kassieren. Nach Spielende und einem Krankenhaus-Besuch war er verständlicherweise nicht überglücklich - aber doch froh, dass entgegen der ersten Prognose kein Bruch vorliegt.
Die spannende Schlussphase am Reuthinger Weg konnte er nicht verfolgen. "Es war eine ganz andere Mannschaft auf dem Feld" erkannte SpVgg-Trainer Klaus Scheer. Seine Elf um den nach zweitägiger Magenverstimmung angeschlagen in die Partie Abwehrführer Florian Jakl und den wieder einmal überzeugenden Youngster Chris Wolf nahm den Kampf gegen robust auftretende Hausherren an und suchte sein Heil in schnellen Vorstößen gegen die langsam aufmachenden Grün-Weißen. Bei einem Getümmel im Strafraum hätte Klaszka erhöhen können (70.), schaltete aber einen Tick zu spät. Pech hatte Pfann: Nach einem mustergültigen Pass tauchte er allein vor Lippert auf, die gehobene und danach wieder gesenkte Fahne des Assistenten ließ ihn den Angriff abbrechen und die Chance verpuffen (72.).
Der Aufsteiger verließ sich in der packenden Schlussphase auf seine Stärke bei ruhenden Bällen. Einige Male tauchten die Niederbayern vor dem Hassler-Tor auf und verfehlten dabei mitunter nur knapp. Pillmeier verzog knapp (74.), nach einem Freistoß von Süss (79.) war der Führungstorschütze erneut am Leder, scheiterte aber am Bayreuther Keeper. Und vier Minuten vor dem Ende war es erneut ein Freistoß des SV-Spezialisten Süss, der zum Eckball abgelenkt wurde.
Eben dieser Süss bereitete auch den Führungstreffer der Schaldinger vor. Gegen ideenlos und wenig zielstrebig auftretende Altstädter legte er sich nach einem Klaszka-Foulspiel das Leder zurecht und fand den von Biste am langen Pfosten allein gelassenen Pillmeier, der einen Köpfler in die Maschen bugsierte (20.). Bis zum Pausentee hätten die Hausherren die Führung durchaus erhöhen können, Hassler hielt seine Elf mit einer Parade gegen Krieg (27.) im Spiel, Eibls Direktabnahme (24.) verfehlte und Torjäger Neunteufel, ansonsten bei Jakl abgemeldet, kam einen Tick zu spät (39.).
56 Minuten lang deutete nicht viel auf einen Altstädter Sieg hin. Zwar kamen die Gelb-Schwarzen erheblich engagierter aus den Katakomben des feinen Funktionstraktes, gefährlich wurde es dennoch nicht. Bis Michael Eckert erwachte. Als der nach dem Pausentee starke Florian Wurster vier Minuten nach dem Ausgleich einen Höllmeier-Vorstoß bremste und im Gegenzug der allein vor Lippert auftauchende Eckert von seinem letztjährigen Teamkollegen Tobias Grabl hart an der Grenze des Erlaubten bedrängt wurde und nur um Haaresbreite verfehlte, kippte die Partie. Drei Minuten später war es soweit. Und Michael Eckert konnte mit schmerzverzerrtem Gesicht jubeln.
Spielbericht eingestellt am 29.09.2009 16:28 Uhr