von Ulrich Engel
Unglückliche Niederlagen sind immer eine bittere Pille für die Mannschaft, die sich so eine Niederlage einfängt. Den VfL Frohnlach traf es am Samstag bei sommerlichen Temperaturen im heimischen Willi-Schillig-Stadion in der 89. Minute der offiziellen Spielzeit. Nach einem Eckball von rechts nutzte der FC Memmingen einen dummen Fehler in der Frohnlacher Hintermannschaft und erzielte das Tor des Tages. Dabei hatte VfL nach dem Seitenwechsel das Geschehen weitgehend kontrolliert, hat bei den Gästen kaum etwas zugelassen. Im Grunde nutzten die Allgäuer ihre einzige nennenswerte Torszene in den zweiten 45 Minuten zum äußerst glücklichen Siegtreffer.
Der FC Memmingen zeigte von Beginn an großes spielerisches Potential, ließ den Ball laufen, glänzte mit präzisen Zuspielen und sorgte besonders über die Flügel für druckvollen Fußball. Der VfL, der in dieser Aufstellung bisher noch nicht zusammen gespielt hatte, tat sich anfangs schwer. Immerhin fehlten neben den verletzten Thomas Karg, Tobias Eichhorn und vor allem Bastian Renk auch noch Sinan Bulat und Marco Dießenbacher in der Startelf. Auch Oliver Riley suchte man auf dem Spielbericht vergeblich. Doch trotz der spielerischen Präsenz der Gäste kam der VfL nach zwölf Minuten zu einer ersten guten Aktion nach vorne. Frank Fugmann kam im Strafraum der Gäste an den Ball, doch FC-Schlussmann Karl Kögel hatte aufgepasst. Auf der anderen Seite sorgte eine Standardsituation für Alarm vor dem Frohnlacher Tor. Benedikt Deigendesch zog nach einer Ecke aus 20 Metern ab und verfehlte den Arbeitsplatz von Alexander Weber nur knapp.
Memmingen agierte ruhig und abgeklärt und bewies durchweg viel Übersicht. Man nutzte das gesamte Feld für gefällige Ballstafetten, ließ andererseits aber auch den Platzherren Räume für deren Spielaufbau. So entstanden auch beim VfL immer wieder ansehnliche Kombinationen, die vom Gegner aber rechtzeitig gebremst wurden. Zwingender aber war das Spiel der Gäste, das, besonders wenn es über die Flügel ablief, dem VfL Probleme machte. So ganz ohne war das Angriffspiel der Frohnlacher aber auch nicht. Da mussten sich auch schon mal zwei Abwehrspieler um den schnellen und beweglichen Manuel Fiori kümmern.
Memmingen hatte zwar deutliche Feldvorteile in diesem Spielabschnitt, doch es fehlte ihnen an echten Torchancen. So kam der VfL mit zunehmender Spieldauer nach und nach auf Augenhöhe zum Tabellenführer und fand auch immer wieder den Weg vor das Tor der Gäste. Christian Brandt fand eine gute Schussposition aus fast 25 Metern, hatte aber das Visier etwas zu hoch eingestellt (30.). Etwas später wurde es erneut für die Gäste gefährlich, doch die gute Zusammenarbeit zwischen Manuel Fiori und Christopher Hopf führte nicht zum Erfolg. In den Schlussminuten des ersten Durchgangs machten die Gäste noch einmal Druck und hatten durch Deigendesch zwei gute Möglichkeiten. In der 41. Minute zog der Memminger Neuzugang von den Stuttgarter Kickers einen Freistoß fast aus Linksaußenposition scharf und genau auf den ersten Pfosten, so dass Weber gerade noch mit den Fäusten abwehren konnte. Und kurz vor dem Halbzeitpfiff war es nochmals Deigendesch, nach Vorarbeit des agilen Memminger Mittelstürmers Candy Decker über rechts. Und diesmal landete die Kugel auch im Netz, doch die Fahne des SR-Assistenten war oben, auch wenn nicht jeder, vor allem auf Memminger Seite, diese Abseitsentscheidung akzeptieren wollte.
Gründe für personelle Veränderungen sahen beide Trainer nicht, so dass die Mannschaften die zweite Halbzeit so begannen, wie sie die erste beendet hatten. Der VfL startete nun selbstbewusster und setzte sich nach und nach in der Memminger Spielhälfte fest. Die Gäste gerieten auf einmal in Schwierigkeiten und unter Druck. Matthias Weller kam nach einer guten Szene von Christopher Hopf an den zuvor abgewehrten Ball, hämmerte die Kugel aber gefahrlos für den FC in der zweiten Stock (56.). Dass drei Minuten später nicht die Frohnlacher Führung zustande kam, war kaum zu erklären. René Schubart stand mutterseelenallein am linken Torraumeck, hatte Platz und Zeit und kam trotzdem nicht zu einem Abschluss. Die Gäste durften sich bei Fortuna bedanken. Und das sollte nicht das einzige Mal sein.
Der VfL war längst dran am Tabellenführer, spielte gut nach vorne, stand sicher in der Abwehr. Memminger Angriffe wurden Mangelware und fanden so gut wie nicht mehr statt. Und es wurde immer klarer, dass jetzt ein Treffer das Spiel wahrscheinlich entscheiden würde. Und die VfL-Fans hofften natürlich auf einen Treffer ihrer Mannschaft. Die Platzherren machten dem Spitzenreiter das Leben schwer. Ein souveräner Tabellenführer waren die Allgäuer schon lange nicht mehr. Aber Frohnlach mühte sich vergeblich vor dem Tor des Gegners. Marco Dießenbacher scheiterte am aufmerksamen Karl Kögel. Und die Zeit verging schnell. Ein paar Minuten vor dem Ende nahmen die Gäste noch ein letztes Mal ihre verbliebene Energie zusammen und kamen massiv vor das Tor der Frohnlacher. Fast das komplette Team hatte sich, wie schon bei etlichen anderen Spielen zuvor auch, für die Schlussoffensive bereit gemacht. In der 89. Minute gab es eine Ecke von rechts. Martin Sokotowski und Frank Fugmann, die bis dahin eine gute Leistung gezeigt hatten, waren sich nicht einig und behinderten sich gegenseitig. Der lachende und ebenso glückliche Dritte war Stefan Pfohmann, der das Frohnlacher Missverständnis nutzte und den freien Ball aus fünf Metern mit voller Wucht ins Netz beförderte. Alexander Weber hatte nicht den Hauch einer Abwehrchance.
In der Nachspielzeit hätte es dann beinahe doch für den Ausgleich gereicht. Dießenbacher Schuss streifte knapp am Memminger Tor vorbei und bei einem abgefälschten Freistoß von Christian Beetz war Karl Kögel auf dem Posten.
„Wer oben steht, hat halt auch das Glück auf seiner Seite“. Das war einer der vielen Versuche, das Match zu resümieren. Doch es bleibt die Tatsache, dass der seit Wochen sieg- und torlose VfL nach dieser bitteren Niederlage wieder ein kleines Stück in der Rangliste nach hinten gerutscht ist. Da nutzt die Erkenntnis wenig, dass man dem Tabellenführer Paroli bieten konnte und ihn insgesamt wenig souverän aussehen ließ. Der VfL sollte schleunigst wieder zu Erfolgen kommen, um nicht schwierigen Zeiten entgegen zu steuern, die man in dieser Saison nie und nimmer erwartet hatte.
Spielbericht eingestellt am 27.09.2009 13:46 Uhr