von Ulrich Engel
Die SpVgg Unterhaching hat den VfL Frohnlach am Samstag nach seinem kurzen Höhenflug wieder zurück auf den Boden der Bayernliga-Realität geholt. Nach einer starken ersten Halbzeit der Platzherren erwischte die Drittligareserve die Frohnlacher nach dem Seitenwechsel innerhalb kürzester Zeit eiskalt und legte innerhalb von 120 Sekunden den Grundstein für die erste Niederlage der Frohnlacher in dieser Saison. 3:1 siegten am Ende die Oberbayern, die allerdings ebenso gut dem Spielverlauf nach mit dem gleichen Ergebnis hätten verlieren können.
Denn eigentlich begann es für die Platzherren vielversprechend. Nach einer Zeit des Abtastens und des sich gegenseitigen Neutralisierens kam der VfL immer besser in Schwung und absolvierte in den ersten 45 Minuten eine sehenswerte Vorstellung. Den Schützlingen von Werner Gückel gelangen gute Kombinationen; sie setzten den Gegner unter Druck und spielten sich eine Reihe von hochkarätigen Chancen heraus. Den Hachingern glückte stattdessen in der Offensive kaum etwas.
Bereits nach zwölf Minuten registrierten die gut 300 Zuschauern die erste Großchance für den VfL. Sinan Bulat hatte von rechts außen geflankt und Thomas Karg brachte sich nach einer gekonnten Ballannahme in eine gute Schussposition. Doch Gäste-Keeper Matthias Luginger hatte aufgepasst und bleib Sieger gegen den Frohnlacher Torjäger. Fünf Minuten später brachte der gut aufgelegte Marco Dießenbacher Christian Brandt im Sechzehner der Gäste ins Spiel und wieder klärte Luginger großartig.
Die Partie nahm nun Fahrt auf. Der VfL agierte flüssig, spielte präzise Pässe, hatte besonders im Spiel nach vorne mehr zu bieten als der Gegner. Flott ging es trotz der großen Hitze auf beiden Seiten zu, aber der VfL bestimmte weitgehend die Schlagzahl. Doch auch die dritte Großchance konnten die Gastgeber nicht verwerten. Diesmal war Dießenbacher herrlich frei gespielt worden, hatte aus halblinks nur noch TW Luginger vor sich und verzog aus aussichtsreichster Schussposition (25.). Etwas später brannte er erneut vor dem Hachinger Kasten. Bulat hatte ein weiteres Mal Karg angespielt und diesmal kam Stefan Alschinger noch im letzten Moment mit dem Fuß dazwischen und verhinderte Schlimmeres für die Gäste.
Irgendwie schien es wie verhext für den VfL. Die toll heraus gespielten Möglichkeiten wollten einfach nicht ins Tor und manch einer der fußballbegeisterten VfL-Fans ahnte zu diesem Zeitpunkt bereits nichts Gutes. Nach dem Seitenwechsel sah es zunächst so aus, als ob der VfL mit seiner insgesamt guten Vorstellung – abgesehen von der nicht vorhandenen Chancenverwertung – würde weitermachen können. Doch dann wurden der VfL und seine Fans innerhalb von zwei Minuten eines Besseren belehrt und den Gästen gelangen aus dem Nichts zwei Treffer. Individuelle Fehler und zu wenig Konsequenz im Abwehrverhalten nutzten bei den Hachingern zunächst Yasin Yilmaz, der sich über die linke Seite ziemlich leicht in eine gute Schussposition spielen konnte und dann Alexander Weber keine Abwehrmöglichkeit gab (52.). 120 Sekunden später bei einem erneuten Konter war Yilmaz der Passgeber für Torjäger Ömer Kanca. Und wieder hatte Weber das Nachsehen und die U23-Elf des Drittligisten führte plötzlich mit 2:0. Und das zu einem Zeitpunkt, zu dem es eigentlich schon 3:0 für die Platzherren hätte stehen können und müssen.
Beim VfL riss in der Folgezeit der Faden. Die Mannschaft war geschockt. Doch es gelang ihr, sich 20 Minuten später wieder ins Spiel zu bringen. Kapitän Matthias Weller war nach einer Freistoßsituation und einer weiten Flanke von Dießenbacher von rechts außen zur Stelle und erzielte mit dem Kopf den Anschlusstreffer gegen den guten, in dieser Szene aber machtlosen Gäste-Keeper Luginger (75.). Und während bei den Einheimischen wieder Hoffnung aufkam, legten die Gäste drei Minuten später noch einmal nach und kamen zu ihren dritten Treffer, der nun natürlich die Entscheidung bedeutete. Bei einer eher harmlosen Aktion waren sich Weller und Engelmann im Frohnlacher Torraum nicht einig, Weber reagierte zu unentschlossen und der lange Ludwig Huber sagte Danke und köpfte in aller Ruhe aus kurzer Distanz die Kugel zum 1:3 ins Netz (78.).
Damit war Frohnlachs Aufbäumen endgültig vorbei. Auch angesichts der Hitze waren nun die physischen Mittel des VfL erschöpft. Auch die im letzten Spieldrittel eingewechselten Offensivkräfte brachten – anders als eine Woche zuvor beim 4:1-Erfolg in Memmelsdorf - keine neuen Ideen und Impulse für ihre Mannschaft. Manuel Fiori hatte in der Schlussminute noch eine letzte Gelegenheit, scheiterte aber gegen Luginger.
Am Ende hatte sich der VfL seine Niederlage verdient. Und die alte Fußballweisheit, nach der es bestraft wird, wenn man die eigenen Torchancen nicht nutzt, hatte sich wieder einmal bewahrheitet. Doch schon am kommenden Mittwoch haben die Gückel-Schützlinge Gelegenheit, ihre Torquote und ihr Punktekonto zu verbessern, Da nämlich wartet um 18.30 Uhr die SpVgg Bayreuth auf die Frohnlacher.
Trainerstimmen:
Alfred Ruthe (SpVgg Unterhaching II):
„ Der VfL war am Anfang sicherlich mit die beste Mannschaft, gegen die wir in der noch jungen Saison gespielt haben. Und dass wir von den Großchancen von Frohnlach verschont worden sind, hat uns in diesem Spiel am Leben gehalten und war für Frohnlach in der zweiten Halbzeit dann ein noch größerer Schlag, weil wir dann aus dem Nichts heraus in Führung gegangen sind. Bei diesen Temperaturen war es dann sicherlich auch sehr schwer für Frohnlach, Vollgas zu geben und den Gegner hinten rein zu drücken. Wir haben dann rechtzeitig das zweite nachgelegt. Und nach dem Anschlusstreffer, also in der Phase, wo der Gegner denn eigentlich wieder ins Spiel kommt, machen wir das 3:1. Der Gegner hat uns sozusagen in die Karten hineingespielt, dass das heute so für uns gelaufen ist. Fehler haben wir auch genügend gemacht, sind aber Gott sei Dank nicht dafür bestraft worden.“
Werner Gückel (VfL Frohnlach):
„Vom fußballerischen war das heute bis zum 0:1 unsere beste Leistung bisher. Wir waren gut organisiert und haben gute Bälle auch vorne rein gespielt. Aber wir haben halt ganz einfach die drei Chancen nicht gemacht. In der zweiten Halbzeit sind wir dafür bestraft worden. Teilweise durch schlechtes Defensivverhalten. Bei allen Toren, die wir bekommen haben, hat es gewaltig an unserem Defensivverhalten und dem einiger Spieler gehapert. Aber wir sind ja auch nicht die Übermannschaft; wir wollen aus unseren Fehlern lernen. Vor allem unsere jungen Spieler haben heute gesehen, dass in der Bayernliga ein anderer Wind weht und dass sie noch einiges an Arbeit vor sich haben und bisher noch nicht das zeigen, was wir von ihnen erwarten. Grundsätzlich bin ich der Mannschaft nicht böse. Sie hat alles versucht und alles gegeben. Entscheidend ist jetzt für uns, wie wir am Mittwoch in Bayreuth auftreten. Dieses Spiel ist dann für uns wichtig; das heute ist abgehakt. Nach Bayreuth fahren wir, um zu gewinnen und dafür werden wir dann auch alles probieren. Was Unterhaching betrifft, müssen wir ganz einfach akzeptieren, dass wir es heute mit einer spielstarken Mannschaft zu tun hatten und dass wir das gewusst haben. Aber wir können aus diesem Spiel auch für uns und unsere Zukunft Positives herausnehmen. Wir haben 60 Minuten gut gespielt und dann haben wir Erfahrungen gesammelt.“
Spielbericht eingestellt am 09.08.2009 11:47 Uhr