von Andreas Bär
Was für ein Ausrufezeichen der SpVgg Bayreuth! Vor den beiden Spitzenspielen am Dienstag gegen den TSV Aindling und am Wochenende gegen die SpVgg Weiden feierte die Altstadt den zweiten Sieg in Folge und siegte beim FC Ismaning mit 2:1.
„Ich ziehe meinen nicht vorhandenen Hut vor der Mannschaft" nahm die Begeisterung des nur ganz selten zufriedenzustellenden Altstadt-Trainers Klaus Scheer nach dem unter schwierigsten Voraussetzungen erspielten Sieg für ihn fast schon euphorische Züge an.
Was dabei die wenigsten in der Öffentlichkeit wissen: Jeder momentane Sieg hat trotz des erklärten Verzichts auf die Beantragung der Lizenz für die Regionalliga sehr wohl noch einen sportlichen Wert: Schließlich genießen die drei ersten der Bayernligatabellen in der nächsten Saison im reformierten Totopokal eine zusätzliche Pause und müssen erst in der zweiten Runde auf Landesebene antreten, während die restlichen 15 Teams bereits in der Auftaktrunde antreten müssen. Mit dem FC Memmingen ist der größte Rivale durch den Sieg wieder in Schlagdistanz und hat nur noch einen Zähler Vorsprung auf die Altstädter.
So sehr dieser Gedanke bei den Spielern nur eine untergeordnete bis keine Rolle spielen mag: Was die Gelb-Schwarzen vor den Toren Münchens ablieferten, verdiente allerhöchsten Respekt und schreit förmlich nach Unterstützung in den beiden Schlagerspielen von den Rängen. "Bis kurz vor dem Spiel wusste ich nicht, wer mit zur Verfügung steht. Wir haben mit drei Mann gespielt, die sich trotz großer Probleme zur Verfügung gestellt haben" so Scheer hernach. Und wie die drei auftraten: Zwei davon avancierten direkt zu Matchwinnern, der dritte war der in Ismaninger Drangphasen überragende Akteur im Defensivbereich.
Seine bärenstarke, kraftraubende und dynamische Leistung krönte Nico Ludwig acht Minuten vor dem Ende: Wolf bediente Bachinger, dessen Schussversuch der Ex-Jenenser von der Linie schlug. Schon gegen Steinacher war er zur Stelle (73.), hatte freilich Glück, dass sein Abwehrversuch am eigenen Tor vorbeiging. Ludwig, dem der Substanzverlust der letzten Wochen und seine Verletzung scheinbar nichts anhaben konnten, avancierte an der Seite von Abwehrchef Marcel Trehkopf und Christian Schönwälder zum Fels in der Brandung: Immmer wieder stoppte er die wütenden Angriffsversuche der Hausherren und ließ über seine Seite überhaupt nichts anbrennen.
Seine vielleicht stärkste Vorstellung im Altstädter Trikot war aber nur ein Mosaiksteinchen des Erfolges, der auf einer großartigen Mannschaftsleistung basierte. Die Abwehrfraktion ließ kaum zwingende Möglichkeiten der Ismaninger zu. Meist waren es Versuche aus der zweiten Reihe, die entweder Jonas Selas Beute wurden (Stijepic/22.) oder das Ziel knapp verfehlten (Wolf/31; Stijepic (60.). Ein Querschläger Selas sorgte schließlich sogar noch für die erlösende und zu diesem Zeitpunkt hochverdiente Führung. Stanko Pavlovic fing ihn ab und bediente mit einem sensationell anmutenden 40-Meter-Pass Routinier Ingo Walther. Der Routinier bewies einmal mehr, dass Alter vor Schnelligkeit im Kopf und in den Füßen nicht schützt: 25 Meter vor dem Kasten erlief er das Spielgerät vor Keeper Jan Schlösser und spitzelte es an ihm vorbei ins lange Eck – ein neuerliches Traumtor des 39jährigen, der sich immer wieder zur unverzichtbaren Größe im Tanz der Altstadt-Youngster macht.
Neben Pavlovic, der sich trotz Verletzung zur Verfügung stellte, war auch der völlig überraschend auflaufende Mauro Macchia entscheidend am Sieg beteiligt. Sein Treffer zum 2:0 entsprach der Kategorie "mehr als sehenswert": Aus 20 Metern und spitzem Winkel zog der Italiener ab und ließ Schlösser keinerlei Abwehrmöglichkeit. Nach 53 Minuten schien die Partie gelaufen, zumal die bemühten Ismaninger sich immer wieder festdribbelten und die Altstadt mit den schwindenden Kräfte sparsam haushaltete und immer wieder Nadelstiche setzen konnte. Die hätten schon früh erfolgreich sein können: Matthias Hartmann agierte druckvoll und hatte Pech, dass er nach einem schönen Alleingang am Pfosten scheiterte (10.) und von Pflügler abgeblockt wurde (13.).
Die scheinbare Entscheidung nach einer sensationellen Sela-Parade: Nach einem abgeblockten Freistoß fand das Leder Wolf, der Schwarzbauer bediente: Dessen Hammer aus nur fünf Metern entschärfte Sela mit einem grandiosen Reflex, der den Konter einleitete, den Macchia zielstrebig abschloss.
Chancenlos war Sela kurz später: Als Lippert Manndecker Christian Schönwälder anschoss und der (vertretbare) Elfmeterpfiff zum Anschlusstor von Schwarzbauer führte. Mit Glück, Geschick und der nötigen Portion Selbstsicherheit retteten die Altstädter den Sieg über die Ziellinie. Der gelb-schwarze Jubel vor den Toren Münchens kannte keinen Jubel mehr. 50 Bayreuther Schlachtenbummler feierten die Elf und fieberten schon da den beiden Schlagerspielen gegen Aindling und Weiden entgegen, die nicht mehr nur statistischen sondern auch noch sportlichen Wert haben.
Stimmen zum Spiel:
Klaus Scheer (Bayreuth): „Ich bin sehr glücklich. Wir haben größte Verletzungssorgen und ich wusste bis kurz vor Spielbeginn nicht, wer spielen kann. Es haben sich alle zur Verfügung gestellt und drei Mann gespielt, die eigentlich nicht hätten spielen dürfen. Ich ziehe meinen Hut, den ich nicht habe, vor der Mannschaft, die bis zum Ende gekämpft hat bis zum Umfallen.“
Jörg Kurth (Ismaning): Ich bin sehr enttäuscht. Obwohl die Einstellung der Mannschaft passt, haben wir es nicht geschafft, diese kampfstarke Bayreuther Mannschaft zu knacken. Nach dem Tor habe ich gedacht, dass da noch etwas geht. Die entscheidende Situation war die Parade des Bayreuther Torwarts woraufhin das 2:0 fällt. Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen.“
Spielbericht eingestellt am 03.05.2009 13:41 Uhr