von Andreas Bär
Der Traum geht weiter! Gegen die vorher 16 Spiele unbesiegten Aindlinger gewann die personell arg gebeutelte SpVgg Bayreuth dank einer nicht nur kampfstarken, sondern auch spielerisch in vielen Belangen überzeugenden Vorstellung am Ende hochverdient, wenn auch aufgrund eines Aindlinger Lattenschusses in der Nachspielzeit glücklich, mit 3:2.
Nicht nur aus statistischen Gründen verdient eine auf den ersten Blick nur als Randnote geeignete Nachricht besondere Beachtung: Mit dem Schlusspfiff des hervorragenden Leiters Michael Emmer standen drei 18-jährige Eigengewächse und ein Bayernliga-Debütant, der gerade einmal 19 Lenze zählt, auf dem Feld - nicht verschwiegen werden soll dabei, dass mit Matthias Hartmann noch ein 20-jähriger das Wespen-Trikot überzog. Bei allem Respekt für andere Vereine, die eigene Spieler aus dem Jugendbereich in ihre erste Mannschaft einbinden und aller Not zum Trotz, die diese Konstellation erst möglich machte: Eine solch geballte Ladung an Jungspunden auf dem Feld dürfte in der bisherigen Bayernligasaison - Memmingens Truppe stellt die rühmliche Ausnahme dar - einmalig sein - die Geburtsstunde der neuen Oldschdod ist am Tag nach der Präsentation vom Vorstand um Heinz Schneider spätestens jetzt vollendet, auch wenn sie immer noch in den Kinderschuhen steckt und noch viel Arbeit vor allen Beteiligten steht.
Immerhin standen mit Chris Wolf und dem erstmal für den erkrankten Sebastian Brand startenden Patrick Gubitz zwei "Greenhorns" schon zum Anpfiff auf dem Platz. Trotz aller Blessuren, der eine oder andere Akteur spielte trotz großer Probleme, agierten die Altstädter anfangs rotzfrech und brachten die bis gestern beste Liga-Abwehr ein ums andere Mal in Verlegenheit. Ein Tor gelang allerdings (noch) nicht, weshalb die ohne ihre beiden Toptorschützen Florian Hönisch und Michael Westermair angetretenen Schwaben minütlich stärker aufkamen. Bis vor dem Tor agierten die Aindlinger wie ein echtes Spitzenteam, kamen insbesondere über Mario Schmidt immer wieder gefährlich auf. Die Offensivfraktion um Maximilian Mies und Manuel Müller ließ vor dem Tor die nötige Konsequenz vermissen. Kurz vor dem Pausentee dann doch die Führung der Gäste: Nach einer herrlich vorgetragenen Ballstafette über Mies und Hübl war es der agile Schmidt, der Jonas Sela überwand.
Von Schockzustand war allerdings nichts zu bemerken. Im Gegenteil: Mit dem Halbzeitpfiff wuchtete Abwehrorganisator Marcel Trehkopf einen tückischen und abgefälschten Freistoß in die Maschen des Aindlinger Tores und sorgte für kollektiven Jubel, der den Teamgeist der Bayreuther Elf untermauerte: Da feierte keiner für sich allein - eine Traube von elf gelb-schwarzen (und einem weiß gewandeten Keeper) tanzte über das Feld als wäre man gerade eben Meister geworden. "Der Wille ist da. Egal wer spielt" zollte unser Wespendompteur Klaus Scheer der Truppe seinen Respekt. Und auch Aindlings Erfolgscoach Manfred Paula gestand unumwunden ein und blickte nach vorne: "Ich wünsche mir, dass Bayreuth auch am Freitag gegen Weiden mit der Entschlossenheit und Zielstrebigkeit auftritt." Kein Wunder: Schließlich hat Weiden jetzt schon neun Zähler Vorsprung auf den TSV, der seine theoretische Meisterchance nur noch bewahrt, sollten unsere Jungs auch gegen den designierten Meister bestehen.
Das nötige Glück war der Altstadt freilich auch hold: So hätte Moritz Steiner die Aindlinger nach dem Pausentee in Führung bringen müssen. "Im Abschluss haben wir heute ganz schlimme Dinge erlebt" grollte Paula mit seiner Mannschaft. Besser machte es unsere Mannschaft. Jugend schützt vor Frechheit nicht. So oder ähnlich könnte man die Vorarbeit zum Führungstreffer umschreiben. Patrick Gubitz bediente seinen eigentlichen Spielpartner aus der A-Jugend und der zweiten Mannschaft, Johannes Weiss, sehenswert. Dessen ebenso schöner Flankenball fand Stanko Pavlovic, der aus einer eigentlich schon vergegenen Chance kaltschnäuzig doch noch traf. "Ein Kompliment geht an die jungen Spieler. Für die ist es nicht einfach. Sie müssen in zwei Mannschaften spielen und noch dazu die erste Mannschaft ergänzen. Dafür bedanke ich mich bei ihnen ausdrücklich" so Scheer, dessen fast schon beängstigend gute Laune noch größer wurde, als der einmal mehr überzeugende Matthias Hartmann einen Konter kaltschnäuzig abschloss (83.). Die Partie schien gelaufen, da auch ein von Geisler gehaltener Foulelfmeter den Altstädter Rückenwind nicht bremsen konnte. Der von Emre Anuk gefoulte Mauro Macchia schoss zu unplatziert (75.). Mit Lörings Anschlusstor, der ansonsten bei Wolf, Walther und Stapelfeld in besten Händen befindliche Ex-Profi feuerte ein unhaltbares Geschoss ab, wuchs die Spannung noch einmal. Und Eugen Kunz hatte in der 91. Minute Pech, dass sein Hammer an der Querlatte landete - das Glück des Tüchtigen für unsere Jungs stand da Pate. Grund genug für Klaus Scheer, auf die Euphoriebremse zu treten und zu warnen: "Wir hätten alle Spiele verlieren können" erinnerte er an die drei knappen Siege und fügte süffisant hinzu: "Ich habe TSV-Trainer Manfred Paula vor dem Spiel noch gebeten, es gnädig zu machen und uns nicht abzuschießen." Die 90 Minuten, die folgten, hätte sich unser Trainer wohl kaum erträumt. Und blickte danach schon wieder nach vorne: "Gegen Weiden ist es ein noch schwereres Spiel. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Befinden uns allerdings auf einem sehr guten Weg."
Spielbericht eingestellt am 10.05.2009 07:26 Uhr