von Andi Bär
Was für Auftritt! Die SpVgg Bayreuth hat sich vor dem richtungsweisenden Spiel gegen den FC Ismaning am kommenden Samstag durch einen harterkämpften 3:2-Sieg bei den Würzburger Kickers in eine fast schon perfekte Ausgangslage katapultiert.
Nur noch ein Zähler Rückstand auf den neuen Spitzenreiter SpVgg Weiden und den punktgleichen FC Memmingen haben die Bayreuther nach einer wahren Energieleistung auf dem traditonsreichen Dallenberg – gleichzeitig sammelten die Altstädter aus den letzten sieben Partien 19 Punkte und avancieren damit zum Team der Stunde in der Fußball-Bayernliga.
In Würzburg war es weniger das spielerische Moment, das den Sieg bescherte: Vielmehr war es ein Sieg des unbändigen Willens gegen eine Würzburger Elf, die weit stärker auftrat, als es der Tabellenstand vermuten lässt. „Mit der ersten Hälfte war ich hochzufrieden“ resümierte Kickers-Interimstrainer Dirk Züchner. Sein Team stand kompakt, lauerte auf Bayreuther Fehler und Konterchancen über den blitzschnellen Wojtek Droszcz, der immer wieder lichte Momente ins Kickers-Spiel brachte. Die Altstädter hatten ihre liebe Mühe gegen die Rothosen, obwohl sie das Spiel über weite Strecken optisch dominierten. Einer der vorzüglichen Vorstöße der Gelb-Schwarzen sorgte letztlich für erste Beruhigung in einem dann zum Nervenspiel werdenden Kick. Es war sinnbildlich für die engagierte SpVgg-Leistung, was vor dem Führungstor ablief. Ein Paradebeispiel für mannschaftsdienliches Verhalten. Nach einem sehenswerten Dribbling in der eigenen Hälfte vertändelte Marcel Mayr das Leder schon fast, der erneut umsichtig auftretende Stefan Seufert grätschte sofort dazwischen, spitzelte das Leder zu Seitz, dessen Sololauf in einer perfekten Flanke punktgenau auf Michel Petrick endete: Der letztjährige Hallenser ließ sich die Chance nicht nehmen und netzte stilsicher ein. Apropos Petrick: Der omnipräsente Hüne zeigte seine stärkste Leistung im Altstädter Trikot, die nur einen Makel aufwies: Er verpasste nach einem Rischflankenlauf, mit einem sehenswerten Flugkopfball die vorzeitige Entscheidung herzustellen (37.), Keeper Zimmerhakl war bei dem scharfen Köpfler auf dem Posten. „Wir hätten die Entscheidung schon vor der Pause herstellen müssen“ haderte Erfolgstrainer Klaus Scheer mit dem zu zaghaften Spiel seiner Mannschaft in der Offensivbewegung.
Und es kam, was kommen musste: Die Hausherren legten den Respekt ab und kamen druckvoll aus den Katakomben. Droszcz wirbelte die SpVgg-Hintermannschaft einige Minuten lang durch. Wurster konnte noch vor dem einschussbereiten Ex-WFVler klären (48.), ehe der Bayernauswahlspieler Eichler in Aktion spielte. Dessen abgeblockter Schuss kam zu Tobias Riedner, der druckvoll zum Tor zog und das Leder aus gut 16 Metern unhaltbar für Keeper Manuel Wolff ins Netz drosch – der Beginn einer auf höchstem Unterhaltungsniveau angesiedelten Halbzeit, die zeitweise ziemlich nervenaufreibend für alle Beteiligten war. „Die Zuschauer hatten ihren Spaß“ so Dirk Züchner, der die neuerliche Altstädter Führung mitansehen musste. Und was für eine sehenswerte! Sturmtank Petrick kam an der Außenlinie ans Leder, setzte sich gegen gleich drei Rothosen durch und wurde von Sascha Göbel unsanft von den Beinen geholt. Petricks Frust entlud sich gleich doppelt. Erst beförderte er mit einem (allerdings harmlosen) Schubser Riedner zu Boden, sah dafür eine gelbe Karte des wenig überzeugenden Referees Hofmann, der mit seiner angedachten Linie für wenig Ruhe im Spiel sorgte. Es brodelte in Petrick. Eine Tatsache, die auch Freistoßschütze Matthias Heckenberger nicht verborgen blieb: Seine Flanke kam punktgenau auf Petricks Kopf, der das Leder mit aller Vehemenz im Stile des jungen Heinz Schneider in die Maschen wuchtete – was für ein Tor! Ohne den inzwischen siebenfachen Torschützen Petrick, er wurde von Klaus Scheer vorsorglich vom Platz geholt, gab der Treffer aber keine Sicherheit – im Gegenteil: Die Kickers übernahmen das Kommando erneut. Trehkopf hatte bei einer Abwehraktion im Mittelfeld einiges Glück, dass er für sein Handspiel nur die gelbe Karte sah (60.), Droszcz wurde abgeblockt (62.). Just als sich die Partie beruhigte und Brand nach einer feinen Rushiti-Vorlage mit einer Direktabnahme nur knapp verfehlte (71.), kam Würzburg erneut zurück: Einen Stellungsfehler des noch seine Hintermannschaft dirigierenden Mayr nach einem Eckball nutzte erneut Riedner, dessen Kopfballaufsetzer unhaltbar für Wolff einschlug. Mit einem Remis rechnete dennoch niemand. Zu sehr agierten beide Teams mit dem unbedingten Siegeswillen. Ein Umstand, der sich letztlich für die Altstädter bezahlt machte. Stapelfeld wurde gerade noch abgeblockt (85.), Rushitis Schuss abgelenkt zur Ecke. Und dann kam der große Auftritt von Marcel Trehkopf. Nach einem Eckball nickte er das Leder vielumjubelt von der SpVgg-Bank eiskalt ein, Göbels Rettungsversuch kam zu spät – ein Tor mit Ansage. Schließlich waren es Trehkopf und Co-Trainer Alex Hofmann, die noch unter der Woche verstärktes Kopfballtraining ansetzten: Mit Erfolg. Es sollte mitverantwortlich sein für einen herrlichen Abschluss unter einem denkwürdigen Fußballnachmittag, der noch lange Zeit für Gesprächsstoff sorgen wird. Schließlich wurde man das Gefühl nicht los , dass die Altstädter endgültig zu einem Spitzenteam in der Liga gereift sind. Auch oder gerade weil sie nicht auf spielerischer Linie, dafür auf kämpferischer Linie umso mehr überzeugten.
Spielbericht eingestellt am 29.09.2008 10:18 Uhr