von Ulrich Engel
Die Frohnlacher Hoffnungen auf einen Heimsieg nach einem Auswärtserfolg wurden am Samstag im Willi-Schillig-Stadion nicht erfüllt. Stattdessen erfüllte sich der Wunsch der TSG Thannhausen auf den ersten Auswärtssieg der Saison. Dass dieser Erfolg gerade beim VfL Frohnlach realisiert wurde, enttäuschte die Einheimischen nach 90 Minuten sichtlich. Manch einer der 350 Zuschauer ging sogar schon vor dem Schlusspfiff. Die 1:2-Niederlage gegen die Schwaben haben sich die Schützlinge von Werner Gückel selbst zuzuschreiben. Mit Nachlässigkeiten und viel zu wenig Biss haben sie für die Gäste den Weg zum Sieg geebnet und einige der Spieler werden sich fragen müssen, ob sie wirklich schon reif für die Bayernliga sind.
Dabei fing alles ziemlich viel versprechend an, denn bis Mitte der ersten Halbzeit haben die Platzherren aggressiv gespielt, gingen engagiert in die Zweikämpfe und boten beherztes Offensivspiel. Zwar hielten die Gäste da zumeist mit, doch insgesamt hatte der VfL alles unter Kontrolle. In diesem lebhaften Beginn gab es allerdings auch schon erste Warnsignale für den VfL. Nach 9 Minuten musste VfL-Torwart Alexander Weber einen Schuss von Marc Hämmerle abwehren. Gefährlich für die Gäste waren in dieser Phase aber auch ein wuchtiger Kopfball von Sinan Bulat und die folgende Eckballsituation, die Thannhausen gerade noch klären konnte. Nach einer Viertelstunde zeigte dann auch Thomas Karg seine Gefährlichkeit, scheiterte aber an Gäste-Keeper Sebastian Steidle. Dieses spannende Hin und Her schürte in beiden Lagern die Hoffnungen auf den Führungstreffer. Auch das Zusammenspiel zwischen Bastian Renk und Sinan Bulat nach 23 Minuten ließ die Erwartungen beim Frohnlacher Anhang wachsen, auch wenn Renk mit seinem Kopfball das Tor verfehlt hatte.
Umgekehrt war es dann im Gegenzug Stefan Mittelbach, der die Fans der Schwaben optimistisch stimmte, doch in dieser Situation behielt Christian Beetz die Übersicht. Die bis dann recht farbige Partie war spannend, verlor nach einer halben Stunde aber zunehmend den Spielfluss. Es schien, als würden sich beide Mannschaften nahezu neutralisieren. Alexander Weber konnte nach 33 Minuten sein Können bei einem Schuss von Srdan Stevanovic zeigen, ansonsten blieb die Angriffsarbeit nun auf beiden Seiten eher wirkungslos. Der entscheidende Pass kam bei beiden Teams nicht. Bis auf einen Versuch von Hämmerle kurz vor dem Seitenwechsel kam es bis zur 45. Minute kaum noch zu einer nennenswerten Aktion.
Dass in der Halbzeitpause erstmals im Willi-Schillig-Stadion der „Start me up“ von den Rolling Stones lief, mag ja manch einer der Zuschauer als Aufforderung an die VfL-Kicker verstanden haben, die Spieler selbst werden davon aber wohl nichts mitbekommen haben. Unbeabsichtigt zeigte die Halbzeitmusik aber Wirkung bei den Gästen, denn die gingen 4 Minuten nach Wiederanpfiff mit 1:0 in Führung. Flach und schnell wurde der Ball über halblinks durch die Frohnlacher Reihen gespielt und Torjäger Srdan Stevanovic gab der Kugel den letzten notwendigen Schub, visierte das lange Eck an und ließ Alexander Weber aus 12 Metern keine Abwehrmöglichkeit.
Doch es dauerte kaum 60 Sekunden und es stand 1:1. Aus dem Anstoß heraus lief der Ball über die linke Seite nach vorne, Stephan Winterstein gab von der Grundlinie aus die Flanke und Thomas Karg war einen Schritt schneller als Torwart Steidle und markierte den umjubelten Ausgleich. Die Gäste wirkten in der Folgezeit anfällig und verunsichert. Und die Frohnlacher verpassten, darauf zu reagieren, die vermeintliche vorübergehende Schwäche des Gegners auszunutzen. Man vergaß, energisch und zielstrebig nachzusetzen. Thannhausen hatte sich 25 Minuten vor dem Ende wieder gefangen und der VfL schien das Remis nur noch verwalten zu wollen. Doch man tat dies mit zu wenig Nachdruck, dafür mit vermeidbaren Nachlässigkeiten, für die Werner Gückel nach dem Spiel deutlich Worte fand. Manch einer seiner Spieler hatte nach 70 Minuten wohl schon mit dem Spiel abgeschlossen, dann sonst wäre es für die Gäste nicht so einfach gewesen, sich über die linke Seite durchzuspielen. Und Srdan Stevanovic demonstrierte, warum ein Torjäger ein Torjäger und nicht nur ein Angriffsspieler ist: er steht im richtigen Moment am richtigen Platz und erkennt sofort die Situation. Ohne zu fackeln schob er den Ball wie bei seinem ersten Treffer unhaltbar für Weber ins lange Eck.
Die Platzherren waren in der verbleibenden Zeit zwar redlich bemüht, das Resultat zu korrigieren, mehr aber auch nicht. Eine zündende Idee fehlte und mit der Brechstange war den Schwaben, die ihren ersten Auswärtssieg vor Augen hatten, nicht beizukommen. Auch die Auswechslungen auf Frohnlacher Seite blieben wirkungslos. Allein Christian Kaiser sorgte noch für ein paar wenige Hoffnungsmomente, doch auch er musste sich schließlich mit der Heimniederlage abfinden.
Und während sich Thannhausen auf eine vermutlich feucht-fröhliche Heimfahrt in den Landkreis Günzburg freuen konnte, sah man in den Frohnlacher Reihen lange Gesichter und hörte enttäuschte und ärgerliche Diskussionen. Nächste Woche wartet der SV Seligenporten auf den VfL und vorher am Mittwoch ist es der TSV Mönchröden, der die Frohnlacher zum Kreis-Pokalendspiel erwartet. Zwei Möglichkeiten für den VfL also, sich endlich die Leistungsstabiltät zu holen, die in der bayerischen Amateuroberliga gefordert ist.
Trainerstimmen:
Oliver Schmid (TSG Thannhausen):
Wir hatten auswärts ja bisher nicht viel zu erben. Wir haben erst einen Punkt in vier Spielen auswärts geholt und wollten das natürlich unbedingt ändern. Das hat man der Mannschaft auch angemerkt. Sie hat aggressiv gespielt, ehrgeizig und auch eine große Willensleistung gebracht. Spielerisch war allerdings einiges noch verbesserungswürdig. Dass der Sieg am Ende etwas glücklich zustande gekommen ist, interessiert uns heute nicht. Wir sind einfach glücklich, dass wir heute die drei Punkte geholt haben. Das war unser Ziel und wir haben endlich diese Serie der Auswärtsniederlagen beendet und sind froh, dass wir das ding heute gewonnen haben.
Werner Gückel (VfL Frohnlach):
Naja, was soll ich sagen. Wer ein Spiel gewinnt, hat sich das irgendwo auch verdient. Dass die Tore auf eine Art und Weise gefallen sind, die mir persönlich überhaupt nicht gefallen hat. Sachen, die wir vor dem Spiel ganz klar besprochen hatten, wurden nicht umgesetzt. Gerade beim 2. Tor haben wir uns amateurhaft angestellt, obwohl ja bekannt war, wie Thannhausen spielt. Dieses Verhalten war für mich fast hochnäsig und arrogant. Das kann ich einfach nicht akzeptieren. Ich kann auch nicht verstehen, dass manch einer meiner Spieler nach einem Fehlpass den Kopf hängen lässt und danach am Spiel nicht mehr teilnimmt. Die Spieler müssen sich klar sein, wie es in der Bayernliga abläuft. Was ich ansonsten aus dem Spiel mitnehme ist, dass wir die erste halbe Stunde durchaus aggressiv gespielt und das Spiel beherrscht haben. Doch insgesamt sind wir nach vorne nicht nachgerückt; die Laufbereitschaft ließ zu wünschen übrig. Nach dem 1:1 dachte ich, die Mannschaft kommt wieder in die Gänge, aber das war dann auch nur ein Strohfeuer. Wir hätten das Unentschieden auch über die Zeit bringen müssen und hatten dazu auch Möglichkeiten, weil Thannhausen nach dem Ausgleich anfällig war. Doch wir haben das alles nicht genutzt. Ich hoffe, meine Spieler werden sich das heute zur Brust nehmen.
Spielbericht eingestellt am 07.09.2008 15:12 Uhr