von Ulrich Engel
Es war ein tolles und kurzweiliges Bayernligaspiel, das die 320 Zuschauer am Samstag im Willi-Schillig-Stadion gesehen haben. Viele gute Spielzüge, bissige Zweikämpfe und eine fast schon dramatische Schlussphase, in der die Gäste von der SpVgg Weiden keinesfalls unverdient, doch am Ende auch glücklich den VfL Frohnlach mit 2:3 besiegen konnten. Innerhalb von nur fünf Minuten fielen die entscheidenden Treffer. Weiden übernimmt nach diesem schwer erkämpften Erfolg die Tabellenführung, während der VfL Frohnlach trotz der Niederlage zeigen konnte, das er alle Mittel hat, um sich in der höchsten bayerischen Amateurliga zu etablieren und auch gegen die Spitzenteams mehr als nur mithalten kann.
Von Beginn an war das große Engagement auf beiden Seiten zu spüren. Weiden wollte und musste nach dem 0:0 vor einer Woche zu Hause gegen Schlusslicht FV Würzburg was tun und tat in Frohnlach auch viel. Die Gäste waren für den VfL der erwartet schwere Gegner. Doch die zweifellos vorhandenen spielerischen Mittel reichten zunächst nicht, um die Platzherren ernsthaft in Verlegenheit zu bringen. Der VfL stand gut geordnet, legte ein äußerst effektives Zweikampfverhalten an den Tag und ließ Weiden trotz starker Präsenz auf dem Feld nicht zum Zug kommen. Die Frohnlacher merkten allerdings auch sehr früh, dass jeder auch noch kleine Fehler sofort gefährlich werden konnte. So wie beispielsweise in der 11. und 16. Minute, als jeweils Alexander Konjeric vor VfL-Keeper Alexander Weber zwar an den Ball, aber nicht zum Abschluss kam. Für den VfL ergaben sich in dieser Phase der Partie kaum Torszenen. Zwei Freistoßaktionen von Bastian Renk waren zu ungenau. Jedenfalls war Weber im VfL-Tor deutlich mehr beschäftigt als sein Gegenüber Okrucky.
In der 29. Minute kam Weiden erneut zu einer guten Aktion, als Florian Schrepel seinen Mitspieler Sebastian Kneissl in Szene setzte, der aber knapp am zweiten Pfosten vorbei zielte.
Nur 60 Sekunden später demonstrierte auf der anderen Seite Thomas Karg erneut seine Qualität als Torjäger. Der Pass in die Tiefe war von Tobias Eichhorn gekommen und Karg konnte sich gegen zwei Gegenspieler durchsetzen und ließ vom Elfmeterpunkt aus TW Okrucky mit seinem überlegten Flachschuss keine Abwehrmöglichkeit. Eine einzige Chance reichte den Platzherren für den Führungstreffer. Das Match wurde nun noch lebhafter und auch etwas bissiger, blieb aber fair. Weiden probierte bis zur Pause alles für den Ausgleich. Ein Freistoß von Tobias Zott verpasste dabei den Frohnlacher Kasten knapp. Doch die Gäste hatten auch Glück, dass in der 45. Minute Sinan Bulat an der Strafraumgrenze das Zuspiel von Karg von links nicht unter Kontrolle bringen konnte; der Weg zu Tor wäre frei gewesen.
Nach dem Wiederanpfiff verlief die Begegnung nicht anders als vor dem Seitenwechsel. Es gab weder personelle Veränderungen, noch veränderte sich das optische Bild auf dem Spielfeld. Weiden versuchte das Spiel zu machen, hatte mehr Ballkontakte und setzte den VfL immer wieder unter Druck. Doch die Hintermannschaft, in der sich neben Oliver Riley vor allem André Zapf eine Bestnote verdiente, stand stabil, blieb geordnet und ließ nichts anbrennen. Bis zur 63. Minute. Zwei Minuten vorher war bei den Gästen der eigentlich angeschlagene Andreas Fischer für Michael Bock ins Spiel gekommen und war prompt erfolgreich. Es stand 1:1 und dieser Ausgleichtreffer war auch völlig verdient für die Oberpfälzer, die jetzt natürlich nachsetzten und die Partie nun endlich zu ihren Gunsten drehen wollten. Es wurde eng für Frohnlach. Weiden kam zu einigen Eckbällen, die alle brandgefährlich waren, die aber nicht verwertet werden konnten.
Inzwischen hatten beide Trainer ausgewechselt. Bei Frohnlach war nun Marco Stalla nach langer Verletzungspause zu seinem ersten Bayernliga- Einsatz für Bastian Renk auf dem Platz. Mit dem zweiten Wechsel bewies VfL-Coach Werner Gückel aber ein ebenso ein glückliches Händchen wir vorher schon Gino Lettieri bei den Gästen. Bei denen hatte der Wechsel Fischer für Bock schon gestochen. Beim VfL stach der Wechsel Hannes Sommerer für Thomas Karg. Sommerer war 9 Minuten im Spiel und brachte den VfL mit 2:1 in Führung. Nach einer Hereingabe von rechts zog Sommerer aus Halblinks mit dem Außenrist ab und überraschte TW Okrucky aus 12 Metern. Und hätten sich die Frohnlacher nach ihrem verständlichen Torjubel gleich wieder auf den Spiel konzentriert, hätten sie womöglich nicht schon im Gegenzug das 2:2 kassieren müssen. Alexander Geiger nutzte eine vorübergehende Unordnung und Leichtsinnigkeit in der VfL-Abwehr und ließ mit seinem Flachschuss aus Halblinks TW Weber keine Chance (83). Dieser Treffer setzte in der Schlussphase nochmals Kräfte bei den Gästen frei, die plötzlich spürten, dass sich das Spiel vielleicht doch noch zu ihren Gunsten drehen könnte. Die spielentscheidende Szene kam dann in der 87. Minute. Nach einem Zweikampf vor den Frohnlacher Trainerbank, die viele als Foul gegen Oliver Riley gesehen hatten, pfiff der ansonsten sichere SR Ferdinand Friedrich gegen Riley und stieß damit auf viel Unverständnis. Es folgte ein Freistoß für Weiden, der bei Oliver Georgiev landete und von dort aus im Frohnlacher Kasten. Weiden lag nun mit 3:2 in Führung und ließ sich in der verbleibenden Zeit die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. Ein wenig glücklich mag dieser Spielverlauf gewesen sein, doch über 90 Minuten gesehen war der Erfolg des neuen Tabellenführers der Bayernliga verdient.
Trainerstimmen:
Gino Lettieri (SpVgg Weiden):
Wenn die Tore zum Schluss fallen, kann man natürlich immer von Glück reden. Wir müssen, egal wo wir hinkommen, immer das Spiel machen, müssen Risiken eingehen. Auch heute haben wir versucht, von der ersten Minute an das Spiel zu machen, Frohnlach hat gut dagegen gehalten und ist gut gestanden. Was uns in der ersten Halbzeit gefehlt hat, war das richtige Zweikampfverhalten. Wir wollten es mit spielerischen Mitteln machen, aber das reicht in dieser Liga einfach nicht. Man muss erst einmal seine Zweikämpfe gewinnen, danach kann ich die spielerischen Mittel – und das ist die Qualität, die wir haben – einsetzen. Das 1:0 war, ich kann mich auch täuschen, der einzige Schuss in der ersten Halbzeit auf unser Tor, das hat der Stürmer super gemacht, wobei das Stellungsspiel unserer Innenverteidiger dabei eine Katastrophe war. In der zweiten Halbzeit haben wir dann das Kämpfen angefangen. Das Tor vom eigentlich verletzten Fischer war wichtig. Nach dem Tor von Sommerer war unser Glück, dass wir sofort den Ausgleich geschossen haben. Sonst hätten wir das Spiel vielleicht nicht mehr gedreht. Aber das spricht auch für den Charakter unserer Mannschaft.
Werner Gückel (VfL Frohnlach):
Wir hatten Weiden dort, wo wir sie haben wollten. Ihr Zweikampfverhalten war nicht so und ich habe sie auch spielerisch nicht so gut gesehen. Wir haben die Räume eng gemacht aber zu wenig zwingend nach vorne gespielt. Aber Weiden hat halt die individuelle Klasse einige Spieler, wie beispielsweise Fischer, aus eigentlich Nichts etwas zu machen. Das ist halt der momentane Unterschieden zwischen Frohnlach und Weiden. Aber ansonsten hat mich Weiden nicht überzeugt. Wenn wir so wie bisher weiter arbeiten, haben wir alle Möglichkeiten, uns auch da vorne zu etablieren. Wir brauchen uns auch nicht verrückt zu machen, weil wir das Spiel heute 3:2 verloren haben. Letztlich haben wir es aufgrund unserer Naivität verloren. Ich kann der Mannschaft nicht böse sein, aber wir können natürlich noch besser spielen als heute. Wir werden versuchen uns weiter zu verbessern und da werden wir auch weiter vorankommen.
Spielbericht eingestellt am 24.08.2008 15:07 Uhr