“Wir gehen sicher als Favorit in das Spiel.", wusste Gäste-Trainer Marco Konrad. Nicht nur, weil sein Team das höherklassige ist, sondern auch, weil es einen Trainingsvorsprung gegenüber den Bambergern hat. Aber: "Wir haben gesehen, dass auch wir noch viel Arbeit vor uns haben. Entschlossenheit vor dem Tor, Konsequenz in der Abwehr, das gilt es zu trainieren.” Selbstbewusst und engagiert wollte er seine Mannschaft sehen. Bei der fehlten Natsuhiko Watanabe und Kai Luibrand. Dafür ging es bei Keeper Felix Thiel, hinter dessen Einsatz ein Fragezeichen stand. Es ging - und der Torhüter setzte später zwei Ausrufezeichen...
Für Julian Kolbeck war es nach etwas mehr als zwei Wochen Training die Premiere als FCE-Trainer in einem Pflichtspiel: "Wir versuchen von Training zu Training die fußballspezifische Fitness nach der langen Pause wieder herzustellen, sind aber noch nicht bei 100 Prozent. Aber in so einem Spiel geht es vor allem um Einsatz und Willen. Vielleicht gelingt uns ja ein kleines Fußballwunder."
Bambergs Kapitän Marc Reischmann (vo.) deckt den Ball gegen den Illertissener Lukas Rietzler ab.
Markus Schütz
Angesichts der Tatsache, dass es gegen einen Regionalligisten ging, wählte der FC Eintracht eine etwas defensivere Ausrichtung. Ziel war es, die Räume eng zu machen und immer wieder in die Zweikämpfe zu kommen. Und im Anschluss schnell umzuschalten. Bei mancher dieser Umschaltsituationen hätte es zwar hier ein wenig mehr Mut, da ein wenig mehr Genauigkeit gebraucht, um selbst gefährlich zu werden. Oberste Prämisse war aber, so wenig wie möglich zuzulassen. Mit viel taktischer Disziplin und Aufwand im Spiel gegen den Ball, sowie einer hohen Körperlichkeit gelang dies dem Team um den über 90 Minuten überragenden Christopher Kettler. Das Spiel war - und das konnte den Illertissenern eigentlich nicht recht sein - ein Schlagabtausch aus dem Mittelfeld heraus. Zur Trinkpause Mitte der ersten Halbzeit war Neu-Trainer Kolbeck jedenfalls sehr zufrieden mit seinem Team. Diese Unterbrechung war allerdings ein wenig eine Zäsur in der Optik des Spiels. Der Regionalligist war danach sichtlich bemüht, die Kontrolle zu erlangen und vor allem die Bamberger langsamer zu bekommen. Das gelang dergestalt, dass der FVI nun mehr Ballbesitz hatte. Er stellte sein Aufbauspiel etwas um, so dass die Bamberger tiefer rücken mussten, um Zugriff zu bekommen. Illertissen traf sich jetzt auch im letzten Drittel besser, aber Neuzugang Semir Telalovic setzte den Ball aus halbrechts um einiges drüber. Das war nach etwas mehr als einer halben Stunde die dickste Gelegenheit bis dahin.
Die Bamberger Offensivaktionen nahmen etwas ab, aber in der 38. Minute setzte sich der starke Jakob Tranziska durch, drang in den Strafraum ein und kam zu Fall. Aber für den souveränen und sicheren Schiri Christopher Knauer reichte das Drücken mit dem Oberkörper nicht für einen Elfer. Und das war wohl auch vertretbar. Bei zwei, drei weitere Konter-Gelegenheiten - meist über Neuzugang Franz Helmer - fehlte die Genauigkeit. So ging es torlos in die Kabinen.
Illertissens Nicolas Keckeisen (li.) verwandelte im Elferschießen den letzten Strafstoß für die Gäste, hier bedrängt ihn Jakob Tranziska.
Markus Schütz
Der zweite Durchgang war lange Zeit ein Kräftemessen auf Augenhöhe, ein beiderseits engagiert geführter Abnutzungskampf im Mittelfeld - allerdings ohne große Torgefahr. Dafür standen die beiden Abwehrreihen zu gut und zu kompakt. Dafür verteidigten beide Teams zu konsequent. So war die erste Annäherung ein Fernschuss von Timo Strohmer, der viel Zug hatte, aber eben auch drüber ging. Auf der Gegenseite stand Semir Telalovic knapp im Abseits, sonst hätte es lichterloh gebrannt. Knapp 20 Minuten vor dem Ende musste dann Gästekeeper Thiel mit seinen Fäusten gegen den Abschluss von Franz Helmer klären. Und auf der Gegenseite hatte der FCE Glück. Vor allem aber Torhüter Fabian Dellermann, der sich bei einem Schuss von Fabio Maiolo verschätzte und den Ball ins Toraus lassen wollte. Der klatschte allerdings an den Pfosten und Telalovic war zur Stelle und staubte ab. Aber: Beim Schuss stand er im Abseits. Die beiden kurz zuvor eingewechselten Sebastian Valdez und Vlad Saprykin waren dann in der 78. Minute entscheidend am schönsten Bamberger Angriff und der dicksten Chance beteiligt. Der von Valdez über rechts stark eingesetzte Saprykin tankte sich zur Grundlinie durch und legte quer auf Jakob Tranziska. Dem allerdings versprang der Ball beim Abschluss, so dass er ihn aus sieben, acht Metern übers Tor setzte. Hier ein Lucky Punch und der Matchplan der Bamberger wäre wohl vollumfänglich aufgegangen. Weil auch die Gäste ihre letzte Gelegenheit - Fabian Rupp setzte den Ball nach einem Strobel-Freistoß am kurzen Eck vorbei - liegenließen, ging es direkt ins Elfmeterschießen.
Simon Kollmer (re.) hält sich einen der auffälligsten Gästespieler, Philipp Boyer, vom Leib.
Markus Schütz
Im Elfmeterschießen setzten sich dann die Gäste durch. Entscheidend dabei, dass Torhüter Felix Thiel zwei Strafstöße parieren konnte. Fabian Dellermann hielt zwar ebenfalls einen - aber als Nicolas Keckeisen zum 2:4 traf, war die Partie entschieden und der Regionalligist in der nächsten Runde.
Das war zwar bitter für die Bamberger, die sich aber mit einem sehr couragierten, geschlossenen Auftritt trösten konnten. Mehr noch, wie Trainer Julian Kolbeck danach attestierte: "Angesichts der Tatsache, dass wir erst seit zwei Wochen im Training sind, haben die Jungs ein taktisch überragendes Niveau an den Tag gelegt, viel Disziplin gezeigt und läuferisch einen sehr hohen Aufwand betrieben!" Dem ist zuzustimmen. Das war von Bamberger Seite eine geschlossene Mannschaftsleistung auf gutem Niveau.
Spielbericht eingestellt am 19.06.2021 22:21 Uhr