"Sicherlich ist das Finale und alles weitere ein schöner Anreiz, aber wir müssen dafür erst einmal Rosenheim schlagen. Und ich denke, dass die Aufgabe vielleicht sogar noch einen Tick schwerer wird als gegen 1860 München", erwartete SpVgg-Coach Christian Stadler ein schweres Stück Arbeit für seine Elf und bot daher erwartungsgemäß seine beste Formation auf. So kehrte Dominik Schmitt nach abgesessener Gelbsperre gegen Nürnberg wieder in die Anfangsformation zurück. Ansonsten verzichtete der Ex-Weidener auf Veränderungen. Warum auch? Seine Elf hatte zuletzt nicht nur die Münchenern Löwen aus dem Pokal gekegelt, sondern auch die kleinen Cluberer in der Liga mit 2:0 geschlagen. Von einem Selbstläufer wollte der Altstädter Coach aber deshalb keineswegs sprechen. Auch die Oberbayern waren schließlich heiß auf ihr "Finale dahaom". "Sie sind schwer zu knacken. Das macht es uns in einem Pokalspiel, in dem man sehr mit Bedacht spielen muss, natürlich noch schwerer", wusste Christian Stadler aus seiner Pokal-Erfahrung mit der SpVgg SV Weiden. Auch Gästecoach Tobias Strobl verzichtete indes ebenfalls auf Experimente. Die Rosenheimer reisten mit der "vollen Kapelle" an und steckten auch die knapp vierstündige Busfahrt gut weg.
Julian Kolbeck ist mit dem Kopf zur Stelle und erzielt das erlösende 1:0 für die Altstädter.
Thomas Nietner
Den Zug zum Tor hatten die Gäste aber offenbar daheim gelassen. Der Ligakonkurrent erwies sich zwar robust und kompromisslos in den Zweikämpfen, aber am Strafraum waren die Oberbayern mit ihrem Latein in der Regel am Ende. Das lag auch an einer aufmerksamen Altstädter Defensive, die von Beginn an hellwach war. "Wir haben schwer in die Partie gefunden", sah Christian Stadler bei seiner Elf indes Probleme im Spiel nach vorne. So neutralisierten sich beide Mannschaften weitgehend im Mittelfeld, nachdem auch die Rot-Weißen mit einer Dreierkette agierten. So blieben beide Schlussmänner erst einmal ohne Tätigkeitsnachweis. Erst nach einer Viertelstunde kam erstmals so etwas wie Torgefahr durch Ivan Knezevic auf. Jetzt wagten die Altstädter langsam mehr und hatten durch Julian Kolbeck schon bald darauf die zweite Möglichkeit. "In der ersten Hälfte sahen wir noch nicht so gut aus", stand dennoch für Mergim Bajraim fest und auch Christian Stadler musste gestehen, dass er schon schönere Spiele gesehen hatte. Ein Spiel, das sich aber dennoch langsam in Richtung Bayreuth drehte. Die Altstädter waren in der zweiten Hälfte der ersten Halbzeit spielbestimmend und konnten nun phasenweise an die letzten Auftritte anknüpfen. Auch weil Kristian Böhnlein nicht nur um jeden Ball kämpfte, sondern auch immer wieder gute Geistesblitze hatte. So wie beim Altstädter Führungstreffer: Der Kapitän schlug aus dem Mittelfeld heraus einen Freistoß lang nach vorne, genau auf den Kopf von Abwehrchef Julian Kolbeck. Eine maßgenaue Vorarbeit für den kopfallstarken Ex-Fürther, der die Bayreuther Führung besorgte. Angesichts der guten Defensivleistung und des Chancenplus ging die Halbzeitführung auch absolut in Ordnung. Rosenheim hatte bis dahin keine einzig zwingende Offensivaktion.
Chris Wolf (gelb) kann den Ball spielen, ehe ihm Michael Denz stören kann.
Thomas Nietner
Da änderte sich schon Sekunden nach dem Seitenwechsel, als der eingewechselte Korbinian Linner nur knapp mit seinem Kopfball scheiterte. Die Gäste zeigten fortan nun mehr Mut und kamen besser ins Spiel. Die Altstädter konnten sich ihrer Sache nun nicht mehr ganz so sicher sein. Aber die Bayreuther Deckung hielt weiterhin. Dennoch war der Sieg noch lange nicht in trockenen Tüchern. Das wusste auch Christian Stadler: "Wir konnten uns jedoch die Sicherheit erarbeiten. Es war sicher nicht das schönste Spiel, aber wir haben nach dem 1:0 gut verteidigt und die Konter gut zu Ende gespielt." Anfangs liefen einige dieser Kontermöglichkeiten noch ins Leere. So hatten Ivan Knezevic und der eingewechselte Mergim Bajrami bereits den zweiten Altstädter Treffer auf dem Fuß. Solange dieser aber nicht fallen wollte, blieben die Rosenheimer weiter im Spiel. Das konnte noch eine enge Kiste geben. Letztendlich waren die Angriffsbemühungen der Gäste über die gesamte Spieldauer nicht zwingend genug, um die Heimelf in Verlegenheit zu bringen. Eine ihrer Kontermöglichkeiten wussten die Gastgeber kurz vor dem Ende dann zum Lucky-Punch zu nutzen: Mergim Bajrami vollendete dabei mustergültigen Konter zum vorentscheidenden 2:0. Der eingewechselte Patrick Weimar schraubte das Ergebnis in der Nachspielzeit noch nach oben. Da war Rosenheim aber bereits geschlagen.
Kristian Böhnlein (gelb) zog einmal mehr im Altstädter Mittelfeld die Fäden.
Thomas Nietner
Jetzt trennt die Altstädter nur noch ein Sieg von der DFB-Pokal-Runde. Im "Finale dahaam" wollen die Gelb-Schwarzen am Pfingstmontag - am "Finaltag der Amateure" (21. Mai) - die Schnüdel in die Knie zwingen und die Saison erfolgreich abschließen. Die Unterfranken konnten sich mit 4:1 gegen Memmingen durchsetzen. "Ich hoffe, wir haben bis dahin den Klassenerhalt in der Tasche", liegt der Fokus für Christian Stadler in den nächsten Wochen erst einmal auf der Liga. Für die Altstädter folgen nun die Wochen der Wahrheit. "Wir wollen die Euphorie mit in die Liga nehmen", hofft Wolfgang Mahr auch nun auf einen Schub für den Ligaendspurt. Auf den Pokalerfolg gegen Rosenheim lässt sich dabei sicherlich aufbauen. Nach dem erneuten Heimsieg fällt es schwer zu glauben, dass die Gelb-Schwarzen weiterhin mitten im Abstiegskampf stecken. Aber die Negativserie der Vorrunde hängt den Altstädtern immer noch nach. Gegen Memmingen gilt es nun am Freitag, auch in der Liga einen weiteren Schritt in die richtige Richtung zu machen. Im Pokal trennt die Altstädter nach einer insgesamt souveränen Vorstellung nur noch ein Sieg von der Teilnahme am DFB-Pokal.
Spielbericht eingestellt am 10.04.2018 22:24 Uhr