Toto-Pokal auf Landesebene, Hauptrunde Zwei. An einem herrlichen Sommerabend war alles angerichtet in der Memmelsdorfer Schmittenau. Der heimische SV empfing den Regionalligisten vom SV Seligenporten. Beide Mannschaften erlebten in ihrem Ligaalltag zuletzt eher durchwachsene Zeiten: Memmelsdorf verließ in der Landesliga Nordost in den letzten vier Spielen dreimal den Rasen als Verlierer. Seligenporten kann nach sechs Spielen gar erst drei Zähler aufweisen und rangiert auf dem letzten Tabellenplatz. Die heutige Pokalpartie bot also beiden Teams die Gelegenheit, positive Erlebnisse zu sammeln. Heimtrainer Rolf Vitzthum erhoffte sich ein anständiges Spiel seiner Truppe, um zurück in die Spur zu finden. In einem 4-1-4-1-System schickte er seine Jungs auf den Rasen, wobei Tominslav Siric als Rechtsverteidiger seine Startelfpremiere feierte. Im Zentrum begannen Kapitän Michael Wernsdorfer, Niklas Griebel und Markus Saal, auch weil Tobias Weber berufsbedingt erst verspätet eintraf. Auf Seiten der Gäste schickte der ehemalige Bundesligaprofi und zweimalige FCN-Interimscoach Roger Prinzen seinen SV Seligenporten in einer 4-4-1-1-Formation aufs Feld. Die schnellen Lucas Werner und Fotios Katidis sollten Schwung auf den Außenbahnen machen, während im offensiven Zentrum die technisch versierten Angreifer Danilo Dittrich und Raffael Kobrowski aufliefen. Für den Viertligisten galt natürlich nur ein Weiterkommen, alles andere wäre eine bittere Enttäuschung.
Im Zentrum trafen häufig Kai Neuerer (li.) und Michael Wernsdorfer (re.) aufeinander.
Tobias Röder
Beide Mannschaften brachten von Beginn an viel Tempo in die Partie. Die Gäste aus Seligenporten standen in ihrer Grundformation sehr hoch und setzten den SVM frühzeitig unter Druck. Dabei transformierte sich das 4-4-1-1-System in eine 4-4-2-Formation, da Danilo Dittrich und Raffael Kobrowski die Memmelsdorfer Verteidiger nebeneinander anliefen. Aber auch der SVM agierte sehr forsch und mutig. Durch situatives Pressing störten sie den Spielaufbau des Regionalligisten nachhaltig. Die Folge des Drucks auf beiden Seiten waren viele lange Schläge, zumeist als Diagonalball umgesetzt, welche den kopfballstarken Abwehrreihen jedoch kaum Schwierigkeiten bereiteten. Nur selten gelang einem Team eine nachhaltige Kombination, im Zweifel der Heimelf sogar häufiger als den höherklassigen Gästen. So bot das Spiel wenig Strafraumszenen, sondern war von Luft- und Zweikämpfen geprägt - beinahe ein klassischer Pokalfight eben. Die erste Torannäherung konnte der Landesligist aus dem Bamberger Land verzeichnen, doch Christopher Sowinski setzte seine Volleyabnahme nach Flanke von Philipp Hörnes über den Kasten (18.). Ein individueller Fehler ermöglichte den bis dato harmlosen Gästen dann die Führung. Memmelsdorfs Torwart Florian Dörnbrach bekam einen Ball auf seinen schwächeren linken Fuß zurückgespielt und schlug ein unglückliches Luftloch. Stürmer Raffael Kobrowski schnappte sich die Kugel und verwandelte aus spitzem Winkel eiskalt ins verwaiste Tor (23.). Memmelsdorf zeigte sich keinesfalls geschockt, sondern blieb seiner Ausrichtung treu und war sehr bemüht. Allerdings schien das Spieltempo teilweise etwas zu schnell zu werden, sodass sich viele Ungenauigkeiten und Ballverluste einschlichen. Dem SV Seligenporten wiederum gelang es nicht wirklich, aus der Führung Sicherheit zu ziehen. Weiterhin agierten die Oberpfälzer zu ungeduldig, brachten sich gegen anlaufende Memmelsdorfer fast selbst in Bedrängnis und ließen sich zu vielen weiten Schlägen hinreißen. So geschah bis zum Pausenpfiff des souveränen Schiris Patrick Hanslbauer nichts Erwähnenswertes mehr, das Spielgeschehen fand vorrangig im Mittelfeld oder in Luftkämpfen statt.
Als einzige Sturmspitze rieb sich Fabian Baumüller (li.) gegen Pascal Schärtel (re.). und Co. auf.
Tobias Röder
Beide Mannschaften kamen, personell wie taktisch, unverändert aus der Kabine. Seligenporten stand weiterhin enorm hoch, Memmelsdorf auf der anderen Seite wartete auf Gelegenheiten, um die Gäste im Spielaufbau unter Druck zu setzen. Aus dem Zwang des Rückstands heraus wurde der SVM etwas mutiger im Offensivspiel, was zu zumindest einigen Torchancen auf beiden Seiten führte. Memmelsdorf war besonders nach Standardsituationen gefährlich. Die beste Möglichkeit zum Ausgleich besaß Kapitän Michael Wernsdorfer. Eine aus dem Sechzehner geköpfte Ecke nahm der junge Tominslav Siric risikoreich direkt, der Schussversuch landete zehn Meter vor dem Gehäuse bei Wernsdorfer, doch der Spielführer brachte nicht genug Power in seinen Abschluss und so konnte Torwart Sebastian Kolbe relativ einfach parieren (54.). Auf der Gegenseite ergaben sich etwas mehr Räume für den SV Seligenporten. Sowohl durch die kräftezehrenden Spielweise als auch die offensivere Ausrichtung im Zeichen des Rückstands verlor der SVM etwas den Zugriff in der Rückwärtsbewegung und gestattete den Gäste ein paar Konterangriffe. Der aktive Fotios Katidis war es, welcher Keeper Florian Dörnbrack mit seinem Schuss aus 16 Metern zuerst prüfte (65.). Bei Memmelsdorf war inzwischen Tobias Weber für den bereits verwarnten Niklas Griebel eingewechselt worden. Der Mittelfeldakteur ließ sich im Spielaufbau wiederholt sehr tief fallen, um aus der defensiven Kette heraus Angriffe zu initiieren. Allerdings verhinderte ein weiterer indidvidueller Aussetzer eine mögliche Memmelsdorfer Aufholjagd. Ein SVM-Verteidiger verlor die Kugel leichtsinnig im eigenen defensiven Drittel, sodass der eingewechselte Lino D'Adamo frei über die rechte Außenbahn marschieren konnte. Aufblickend fand er mit seiner Flanke den ebenfalls gekommenen Marco Weber am zweiten Pfosten. Weber legte den Ball direkt auf Fotios Katidis ab, welcher nicht lange fackelte und Glück hatte, da sein Schussversuch unhaltbar für Hüter Dörnbrack abgefälscht wurde (79.). Damit war die Partie gelaufen. Auch wenn Memmelsdorf neben Deniz Yilmaz mit Toyin Ogunjimi noch einen zweiten Stürmer aufs Feld schickte und defensiv auf Dreierkette umstellte, sollte dem SVM heute kein Treffer vergönnt sein. Zweimal war die Heimelf nahe am Anschlusstor, doch der Querbalken war jeweils im Weg. Zunächst traf Philipp Hörnes diesen mit einem schönen Freistoß vom rechten Flügel (86.) und in der Nachspielzeit setzte Toyin Ogunjimi einen Kopfball oben auf die Latte, vorausgegangen war ein Eckball (90.+1). So blieb es beim 0:2 für den SV Seligenporten, welche damit die zweite Hauptrunde des Toto-Pokals für sich entscheiden und eine Runde weiter in Richtung DFB-Pokal fortschreiten.
Der eingewechselte Marco Weber (re.) bekommt das Leder akrobatisch unter Kontrolle, Philipp Hörnes (li.) kann nicht eingreifen.
Tobias Röder
Aufgrund zweier Patzer muss sich der SV Memmelsdorf die heutige Pokalniederlage auf die eigene Kappe schreiben. Der SV Seligenporten zeigte zwar insgesamt eine enttäuschende Vorstellung, nutzte die beiden ihm gebotenen Gelegenheiten aber eiskalt aus. Durch diese Effizienz sowie eine gute Abwehrleistung der Viererkette aus Pascal Schärtel, Julian Schäf, Stanislaus Herzel und Kevin Woleman rückt das Team von Roger Prinzen eine Runde weiter, während Memmelsdorf sich aus dem Pokalwettbewerb verabschiedet. Trotzdem können die Jungs von Rolf Vitzthum und Marco Zahn auf der couragierten Leistung sicherlich aufbauen. Fehlte es, wie auch beim Gegner aus dem Kreis Neumarkt, offensiv zu häufig an Genauigkeit, legte die Heimelf zumindest alle Fußballertugenden an den Tag, welche eine schwächelnde Truppe zurück in die Erfolgsspur bringen können. Lauf-, Kampf- und Einsatzbereitschaft lebte der SVM über 90 Minuten. Deshalb können beide Teams aus der heutigen Pokalpartie etwas mitnehmen - Seligenporten den erfrischenden Geschmack eines Sieges, Memmelsdorf das positive Gefühl einer anständigen Leistung.
Spielbericht eingestellt am 23.08.2017 22:38 Uhr