Der Gastgeber hatte bei der Wahl seines Gegners die Möglichkeit, sich unter anderem mit dem Nachbarn vom FC Coburg zu messen. Allerdings entschied man sich für den Regionalligisten 1. FC Schweinfurt 05 und damit ein wahres Highlight oder „ein richtig geiles Spiel“, wie Spielertrainer Johannes Müller resümierte. Der in dieser Saison noch ungeschlagene 1. FC Mitwitz belegt nach drei Spielen und fünf Zählern in der Bezirksliga Oberfranken West den achten Tabellenplatz. Auf dem gleichen Rang steht der 1. FC Schweinfurt mit zwei Partien mehr und sieben Zählern, allerdings ganze drei Ligen höher. Dabei steht der vor rund 20 Jahren beim SC Weismain als Spieler aktive Gerd Klaus an der Seitenlinie, während ihm der ehemalige Bayernliga-Coach des VfL Frohnlach, Stefan Braungardt, als Co-Trainer assistiert.
Angesichts einer komfortablen Führung beruhigt Johannes Golla (li.) das Spiel gegen Matthias Wich und spielt den sicheren Querpass.
Benjamin Hofmann
Ohne Lukas Föhrweiser (beruflich verhindert) und Florian Maurer (Urlaub) war an diesem Tag die Favoritenrolle dem 1. FC Schweinfurt 05 zuzuschieben. Das Team von Gerd Klaus reiste mit seinem Regionalliga-Kader an und musste lediglich auf Marco Haller verzichten, der in der Liga bisher in jedem Spiel gesetzt war. Vor Anpfiff gaben sich beide Trainer optimistisch: Für den 1. FC Mitwitz stand diese Begegnung selbst als Highlight im Mittelpunkt, während die Gäste bereits früh für klare Verhältnisse sorgen und keinesfalls etwas anbrennen lassen wollten. Nach einer kurzen Phase des Abtastens war es der Gastgeber, der überraschenderweise das erste Zeichen setzte. Einem Fehlpass in der Schweinfurter Vorwärtsbewegung folgte ein Konter über Andre Langguth und der Schuss von Max Schülein von der Strafraumgrenze wurde im letzten Moment geblockt. Im Gegenzug ein Steilpass Richtung Eckfahne auf Kevin Fery, doch Marc Hofmann war zur Stelle und lief diesen Ball abgeklärt ab. Nach zehn Minuten zog sich Daniel Diroll vermutlich eine Muskelverletzung zu und wurde durch den ehemaligen Stürmer der Eintracht Bamberg, Nicolas Görtler, ersetzt. Weiterhin spielte der gastgebende FC gut mit und scheiterte nur knapp an einer Sensation: Nach einem Eckball schraubte sich Marc Hofmann in die Luft und nach seinem geblockt Kopfball landete die Kugel plötzlich vor den Füßen von Christoph Müller, dessen Abschluss jedoch in größter Not von FCS-Keeper David Paulus pariert werden konnte. Der Regionalligist erspielte sich nach diesem Warnschuss zwei gute Chancen: Erst fand ein von der rechten Grundlinie zurückgelegter Ball von Johannes Golla keinen Mitspieler. Anschließend knallte Lukas Illig einen Ball aus 18 Metern abgefälscht an die Latte, bevor er nach Eckball aus ähnlicher Position klar über das Gehäuse zielte. Trotz guter eigener Torchancen ließ sich der 1. FC Mitwitz in dieser Anfangsphase nicht zu sehr herauslocken, sondern konzentrierte sich auf die eigene Defensivarbeit und hatte im richtigen Moment auch das nötige Glück auf seiner Seite. Nach guten 20 Minuten hatte der Gast die Partie allerdings vollkommen unter Kontrolle. Andre Langguth versuchte kurz zuvor, im Konter durchzubrechen, konnte jedoch alleine gegen drei Regionalliga-Verteidiger nichts ausrichten. Ohne dem Anschein großer Gefahr verdeutlichte plötzlich Nicolas Görtler den Klassenunterschied: Aus guten 25 Metern zog er ab und setzte das Spielgerät oben rechts in den Winkel und ließ Jan Winterstein keine Abwehrmöglichkeit. Das Team von Gerd Klaus erhöhte nun den Druck und schnürte den Bezirksligisten in seiner Hälfte fest. Lediglich bei ein paar wenigen technischen Fehlern oder unsauber gespielten Pässen konnte der Gastgeber verschnaufen. Wenige Minuten vor der Halbzeit zischte nach schönem Doppelpass ein Flachschuss von Julian Löschner unten links vorbei, bevor Nicolas Görtler einen Kracun-Eckstoß am Elfmeterpunkt per Kopf über den Kasten von Jan Winterstein zog. Außerhalb des Strafraums machte es Görtler in der darauffolgenden Szene besser – diesmal war es der linke Winkel mit einem herrlichen Schlenzer aus dem Fußgelenk und erneut war Winterstein machtlos. Die erneute Chance zum Anschlusstreffer für den FCM war kurz vor der Halbzeit gegeben, als sich Lukas Fröba an der rechten Außenbahn bis zur Grundlinie durchtankte, aber Langguth die flache Hereingabe an der Strafraumgrenze verpasste.
Wohin soll Mario Totzauer (re.) den Ball nur spielen? Bereits tief in der eigenen Hälfte wird er von Marino Müller unter Druck gesetzt und findet keine Anspielstation mehr, da die Kondition der Gastgeber nach einer sehr engagierten ersten Halbzeit im zweiten Durchgang merklich nachließ.
Benjamin Hofmann
Nach dem Seitenwechsel hielt das Team von Gerd Klaus das eindeutige Übergewicht und probierte weiter über schöne Kombinationen, zum Torerfolg zu kommen. Immer wieder kam man über die beiden Flügelspieler Pedro Güthermann über links sowie Nikola Jelisic über rechts gefährlich nach vorne und legte von der Grundlinie lehrbuchmäßig zurück. Diese Kombinationen fanden allerdings lange Zeit nicht ins Ziel, erst nach gut einer Stunde hatte man das entsprechend erarbeitete Glück im Abschluss: Güthermann setzte sich links durch, legte quer und Marino Müller hatte keine Mühe mehr, den Ball aus acht Metern an Jan Winterstein vorbeizulegen, der bis dahin so manchen Hochkaräter der Gäste parierte. Wenige Minuten später trumpfte Nikola Jelisic mit einem Doppelpack auf: Nach einer herrlichen Kombination setzte er das Leder aus acht Metern konsequent in den linken Winkel. Anschließend war es ein kurz ausgeführter Eckball von den Gästen, der die Mitwitzer Defensive etwas überraschte. Güthermann setzte Jelisic in Szene und der ließ sich aus 20 Metern mit dem vierten Winkel-Treffer des Tages nicht zwei Mal bitten. Bei diesen Treffern spielte der Favorit seine ganze Routine aus: Man hatte an diesem Tag eben doch den einen Meter mehr Platz und die eine Sekunde mehr Zeit, als sonst. Außerdem zollten die Gastgeber ihrem engagierten Auftritt Tribut – die Kräfte ließen spürbar nach. In den letzten 20 Minuten setzte sich Jan Winterstein noch ein ums andere Mal gekonnt in Szene, ob in direkten Duellen gegen Nicolas Görtler und Lukas Illig, bevor Marino Müller den Schlusspunkt dieser Partie markierte. Einen Querpass von Illig verpasste der im letzten Moment von Mario Totzauer bedrängte Nicolas Görtler um Haaresbreite, sodass Müller nur noch einschieben musste. Der Gastgeber hatte in den Schlussminuten zwei weitere Möglichkeiten zum späten, aber verdienten Ehrentreffer: Nach schöner Kombination mit Matthias Wich scheiterte Andre Langguth zehn Meter vor der erlösenden Linie am Schweinfurter Schlussmann, bevor sich Johannes Müller selbst an einem möglichen Highlight im Spiel der „Blau-Weißen“ probierte: Einen Freistoß aus 25 Metern hob der Spielertrainer kraftvoll über die gegnerische Mauer, aber auch einen Meter neben den linken Pfosten vorbei – David Paulus flog bereits in die Ecke, aber dafür hätte er sich ordentlich strecken müssen.
Der Mitwitzer Kapitän Mario Totzauer (li., blau) kann Julian Löschner (verdeckt) von den Gästen entscheidend stören, doch dahinter lauerte noch Marino Müller und setzte mit seinem Treffer zum 0:6 den Schlusspunkt.
Benjamin Hofmann
Im ersten Durchgang hielt eine engagierte sowie defensiv-taktisch sehr gut eingestellte Mitwitzer Mannschaft eindrucksvoll gegen die Regionalliga-Truppe des FC Schweinfurt und hätte dabei sogar selbst in Führung gehen können. Nach dem Wechsel ließ bei den Gastgebern spürbar die Luft nach und das Team von Gerd Klaus wusste kleine Nachlässigkeiten sofort zu nutzen. Nichtsdestotrotz eine ordentliche Leistung des Bezirksligisten. Der Gast brauchte einige Minuten, dominierte dann aber über weite Strecken und ließ in den richtigen Momenten die individuelle Klasse beziehungsweise den Unterschied von drei Ligen aufblitzen.
Spielbericht eingestellt am 10.08.2016 06:40 Uhr