von Matthias Ley
Landesliga gegen Regionalliga, David gegen Goliath, ein Klassiker im Pokal. Dieses Mal mit dem erwarteten Ergebnis. "Ich habe einen taktisch sehr gut eingestellten Gegner gesehen, giftig in den Zweikämpfen, der super verteidigt. Nach dem heutigen Pokalsieg fahren wir mit Selbstvertrauen und Rückenwind nach München zu den kleinen Löwen." Aschaffenburgs Trainer Slobodan Komljenovic verteilt Komplimente. „Gerade in der ersten Halbzeit haben wir das hinten richtig gut gemacht. Bis auf 2, vielleicht 3 Szenen haben wir defensiv nichts zugelassen“ Trainer Thorsten Götzelmann fasst das Spiel zusammen. Abtswinds Trainer meint vor allem die Doppelchance von Aschaffenburgs Sturmspitze Salvatore Bari in der 39. Minute. Den ersten wuchtigen Kopfball vereitelt Abtswinds Keeper Malte Schulze-Happe. Den Nachkopfstoß köpft Linksaußen Carl Murphy für seinen geschlagenen Torwart ins weite Halbfeld. Und damit ist die erste Hälfte auch fast zusammengefasst. Ein Strich noch ans Außennetz von Sascha Wolfert. Das war es auch für die Gäste, die es geduldig angehen, Abtswind viel laufen lassen, den Ball sicher in den eigenen Reihen halten und auf die Lücke in Abtswinds 4-2-3-1 Aufstellung warten. „Wir hatten viel zu viel Respekt vor dem höherklassigen Gegner. Erst nach dem 0:1 haben wir das abgelegt“ mein Thorsten Götzelmann. Sein Gegenüber Slobodan Komljenovic fügt hinzu: „Es ist doch bezeichnend, dass wir eine Standardsituation brauchten, um in Führung zu gehen. Das sagt alles aus.“ Alban Lekaj bringt einen Eckball weit herein. Der baumlange Tarik Sejdovic steigt deutlich höher als das restliche Ensemble und erzielt per Kopf die verdiente Führung. Abtswind reagiert sofort und bringt den deutlich offensiveren Albert Fischer für den heute blass wirkenden Boby Paunescu. Ohne den respektvoll beladenen Rucksack spielt es sich deutlich spritziger. Bei einem mitspielenden Gegner wie der Viktoria kann auch mal vorne 1 gegen 1 gehen und etwas irres, etwas unkonventionelles versuchen. Carl Murphy trifft bei einem direkten Freistoß krachend Aluminium. Die Latte verhindert den Ausgleich. Kurz darauf taucht Jügen Endres frei vor Aschaffenburgs Keeper Peter Neuberger auf und schießt diesen nach kurzum ab, respektive an. Im Endeffekt muss auch hier eine Standardsituation herhalten. Nach einem kleinen Zupferer an sich selbst, bringt Tolga Arayici einen Freistoß aus halblinker Angriffsposition scharf auf den langen Pfosten. Aus dem Nichts fliegt Carl Murphy in die Flugbahn und köpft unhaltbar zum umjubelten Ausgleich ein. Auch nicht alltäglich, so ein fliegender Schotte. In der Folge entwickelt sich ein seltsam offener Schlagabtausch mit einigen guten Torabschlüssen auf beiden Seiten. Eigentlich hätte Abtswind als Underdog mit dem Ausgleich zufrieden sein können. Hinein ins Elfmeterschießen, dort das Glück suchen. Aber eine solche spielerische Variante kommt im Götzelmannschen Taktikrepertoire nicht vor. Also alles auf eine Karte gesetzt und hinten hilft schon der Teamgeist. Und wie sooft setzt sich einfach die höhere individuelle Qualität durch. Nach einer schönen, sicher vorgetragenen Kombination nutzt Alban Lekaj eine Rückgabe von Sascha Wolfert zum erneuten Führungstreffer. Das krumme Ding, mit viel Effet angeschnitten, senkt sich unhaltbar über Abtswinds Keeper Malte Schulze-Happe ins Netz „Nach dem zweiten Gegentreffer wurde es erst richtig schwer. Wir haben noch einmal alles nach vorne geworfen, aber einfach nicht die Lücke gefunden. Absoluter Respekt vor der Moral der Truppe“ Abtswinds Trainer Thorsten Götzelmann ist nicht unzufrieden. „Wenn wir diese spielerische Demonstration, diese Geduld im Aufbau in die Runde mitnehmen, dann bin ich sehr zufrieden.“ Und sieht kurz vorb Abpfiff noch den Treffer von Kevin Wittke zum 1:3-Endstand. Eine kurz ausgeführte Ecke, eine weite Flanke hinter den langen Pfosten, zurückgelegt und trocken direkt in die Maschen verwandelt. Einfach schöner Fußball, direkt, zielgerichtet, schnörkellos und effektiv. Dann ertönt der Schlussakkord in Blech. Aschaffenburgs Übungsleiter Slobodan Komljenovic, nach Abpfiff sichtlich entspannt, blickt bereits auf das kommende schwere Auswärtsspiel bei den kleinen Löwen. „Nach dem Pokalsieg fahren wir mit Selbstbewusstsein zum absoluten Favoriten der Regionalliga. Den Rückenwind aus dem heutigen Spiel nehmen wir gerne mit.“ Abtswinds Manager Christoph Mix gibt Aschaffenburgs Trainer und Betreuer noch einige heimische Spezialitäten mit auf den Weg. Mit einem kleinen Schmunzler bezieht er sich auf den Vorbericht auf der Aschaffenburger Homepage: „Der TSV kann neben seinem für Frische bürgenden Namen auch mit einem Sponsor – Kräutermix – aufwarten, der im Idealfall für freie Bronchien bei der Komljenovic-Truppe sorgen könnte.“ Dies möchte ich gerne aufgreifen und Euch mit einem leckeren Bronchialtee beehren. Dazu gehört natürlich auch ein Jägermeister, der wenigstens zu Teilen aus Abtswind stammt. Und wenn es noch etwas bedarf am kommenden Samstag, beim großen Favoriten der Regionalliga, dem TSV 1860 München 2, dann bekommt ihr auch noch einen Energietee oben drauf. Lasst es Euch schmecken.
Spielbericht eingestellt am 20.08.2015 21:08 Uhr