FC Oberhaid 0, FC Eintracht Bamberg 6 - so lautete das Endergebnis aus dem Toto-Pokal-Spiel aus der letzten Saison. Sechs Tore, die den damaligen Drei-Klassen-Unterschied deutlich widerspiegelten. Doch seitdem haben sich die Voraussetzungen grundlegend verändert, angefangen damit, dass der FC Eintracht nach dem Abstieg aus der Regionalliga nur noch zwei Klassen über dem gastgebenden FC Oberhaid beheimatet ist. Und auch jener FCO ist ein anderer als in der letzten Saison. Kämpfte man zum Ende der Saison 2014/15 noch gegen den Abstieg, so grüßt man heute von der Tabellenspitze der Bezirksliga. 13:2-Tore und die Maximalausbeute von neun Punkten aus drei Spielen bedeuten nicht nur Platz Eins, sondern haben auch das Selbstvertrauen in die eigene Stärke wachsen lassen. Dementsprechend rechneten sich die Gastgeber auch heute Chancen aus, auch wenn die Zielvorgabe vor Spielbeginn laut Trainer Alexander Stretz auf "weniger Gegentore als beim letzten Mal und vielleicht einen eigenen Treffer" beschränkt war. Dieses Vorhaben wollte der FCO in einem kompakten 4-2-3-1-System umsetzen, wobei die offensiven Hoffnungen auf dem brandgefährlichen Duo Pascal Seidelmann und Marcel Kutzelmann lagen. Der FC Eintracht trat in einem 4-1-4-1-System an, mehrere Stammspieler wurden heute geschont, damit sich die jüngere Garde um Timo Strohmer, Luca Ljevsic und Co. auf dem Platz beweisen konnte.
Mutig im Eins-gegen-Eins zeigte sich der Neu-Oberhaider Moritz Emig, der sich im Dribbling meistens auf den Bamberger Nicolai Altwasser traf.
Lena Weid
Dass sich der FCO keineswegs verstecken wollte, wurde bereits nach wenigen Sekunden klar, denn mit Anstoß feuerte Marcel Kutzelmann von der Mittellinie Richtung Gästegehäuse, doch sein Versuch war zu ungefährlich. Dennoch ein erster Warnschuss des Gastgebers, der sich im weiteren Verlauf zurückzog und dem Bayernligisten die Spielgestaltung überließ. Die zu Saisonbeginn neuformierte Bamberger Mannschaft ließ den Ball daraufhin sicher durch die eigene Viererkette laufen, vertikale Pässe auf die Offensivabteilung um Daniel Schäffler und Oliver Seybold waren aber kaum vorhanden. So hatte der Bezirkligist mit cleverem Verschieben wenig Mühe, den Angriffsbemühungen des FCE Herr zu werden. Im Gegenteil - mehrfach eroberte der FCO den Ball im Bamberger Mittelfeld und konterte über Marcel Kutzelmann und Pascal Seidelmann gefährlich Richtung Gästetor, doch mehr als zwei Distanzschüsse von Kutzelmann und Patrick Grüber sprangen dabei nicht heraus. Nach einer guten halben Stunde hatten dann auch die Eintracht ihre erste Chance - und was für eine. Nach einer flachen Hereingabe von Johannes Trautmann konnte Daniel Schäffler noch geblockt werden, der Abpraller landete aber bei Timo Strohmer, der flach die lange Ecke anvisierte. Doch der starke Roman Hochhalter im FCO-Tor brachte die Fingerspitzen an den Ball und lenkte diesen zur Ecke. Keine Minute später verschätzte sich Oberhaids Michael Fischer bei einem langen Ball und ermöglichte dem ansonsten blassen Luca Ljevsic den freien Weg zum Tor, der Youngster nahm dieses Geschenk allerdings nicht an und schob den Ball am kurzen Pfosten vorbei. Trotz dieser eher aus dem Zufall entstandenen Großchancen waren die Defizite in der Spieleröffnung bei den Bambergern nicht zu übersehen - auch Norbert Schlegel auf der Bank zeigte sich wenig erfreut über den Auftritt seiner Elf. Kurz vor der Pause bot sich der Schlegel-Elf dennoch die dritte Großchance zur Führung, aber nachdem eine Strohmer-Flanke über Umwege zu Daniel Schäffler gelangte, zielte dieser zu mittig und visierte den reaktionsstarken Keeper Hochhalter an. Dass es trotzdem nicht torlos in die Pause ging, lag dann ausgerechnet am bisher so starken FCO-Keeper: einen Schuss aus 20 Metern ließ Hochhalter nach vorne abprallen, Johannes Trautmann stand genau richtig und schob eiskalt ein - 0:1! Direkt danach pfiff Schiedsrichter Götz zur Pause.
Der FCO erarbeitete sich im Laufe der Partie zahlreiche Eckstöße und vielversprechende Freistöße - einzig an der Ausführung haperte es, denn wirklich gefährlich für das Bamberger Gehäuse wurde es selten.
Lena Weid
Anscheinend hatte Norbert Schlegel in der Kabine die richtigen Worte gefunden, seine Mannschaft kam deutlich engagierter in die zweiten 45 Minuten und hätte in Form von Oliver Seybold beinahe auf 2:0 erhöht, doch Roman Hochhalter parierte dessen Direktabnahme glänzend. Ein Vorgeschmack auf eine FCE-Feuerwerk? Das zumindest konnte man anfangs vermuten, denn das Spiel des Bayernligisten wirkte nun deutlich zielstrebiger. Vor allem aber erhöhte die Schlegel-Truppe die Laufbereitschaft, doppelte die ballführenden Oberhaider Spieler konsequent und erstickte somit die Offensivbemühungen der Gastgeber bereits im Keim. Mitten in diese starke Phase des FCE schlich sich dann aber der Schlendrian ein - Innenverteidiger Andre Jerundow spielte einen Katastrophen-Fehlpass direkt in die Füße von Moritz Emig. Dieser zögerte nicht lange und wuchtete den Ball aus 20 Metern am langen Bein von Eintracht-Kapitän Mirza Mekic ins lange Eck. Simon Retzlaff im Tor war chancenlos - 1:1! Ein Tor beinahe aus dem Nichts! Dem FCO war es egal - unter lautstarker Unterstützung der einheimischen Fans legte der Bezirksligist wieder vermehrt den Vorwärtsgang ein. Fast hätte sich die Euphorie nach dem Ausgleich sogleich gerächt, denn nach einem Steilpass von Daniel Schäffler hatte Timo Strohmer Keeper Hochhalter bereits umspielt, setzte den Ball aber am leeren Tor vorbei ans Außennetz. Im Gegenzug klärte Lucas Schraufstetter einen langen Ball zentral vor die Füße von Patrick Grüber, doch die Direktabnahme des FCO-Sechsers strich flach am Tor vorbei. Nun war wieder die Eintracht an der Reihe - und wie! Zunächst fand der eingewechselte Alassane Kane im Eins-gegen-Eins seinen Meister in Hochhalter, ebenso wie kurz darauf Daniel Schäffler. Keine Zeigerumdrehung später wuchtete Timo Strohmer den Ball aus zwölf Metern knapp über den Kasten. Rächte sich diese fahrlässige Chancenverwertung des FCE? Bekamen die Oberhaid die Chance zum Lucky-Punch? Mitnichten. Nach einem unnötigen Handspiel von Seidelmann an der Außenlinie brachte Andre Jerundow den Ball aus dem rechten Halbfeld vors Tor, Lucas Schraufstetter erwischte den Ball mit der Fußspitze und der Ball kullerte ins kurze Eck, 2:1 für den Favoriten! Der FCO zeigte sich vom erneuten Rückstand keineswegs geschockt, doch mehrere Freistöße wurden leichtfertig vergeben. Fünf Minuten vor dem Ende brachte der schönste Spielzug des Spiels die Entscheidung: Eine Flanke von Strohmer legte Nico Haas per Kopf quer, der heranrauschende Sebastian Schäferlein lenkte die Kugel Richtung Tor, wo Alassane Kane aus drei Metern keine Mühe hatte, zu vollenden. 1:3, das Spiel war gelaufen. Sicher schaukelte der Favorit nun den Zwei-Tore-Vorsprung über die Zeit.
Trotz der Niederlage kann der FCO erhobenen Hauptes aus dem Spiel gehen, bot man dem großen Favoriten doch 85 Minuten die Stirn und zeigte sich gegenüber der letztjährigen Niederlage stark verbessert. Mit der gezeigten Leistung kann die Stretz-Truppe weiterhin mit viel Selbstvertrauen in die anstehenden Aufgaben in der Bezirksliga gehen. Die traditionell starke Offensive wird diese Saison durch eine kompakte Defensive komplettiert - die Mischung eines künftigen Meisters? Sicherlich sind solche Spekulationen verfrüht und entsprechen auch nicht den Zielsetzungen des Vereins, doch mit den bisher gezeigten Leistungen kann der FCO jedem Gegner gefährlich werden. Selbst der in der Bayernliga beheimatete FC Eintracht Bamberg fand lange Zeit kein probates Mittel gegen die Defensivabteilung des Gastgebers. Zwar trat die Schlegel-Elf nicht in absoluter Bestbesetzung an, die in die Startformation gerückten Spieler sollten sich aber sehr wohl beweisen und Norbert Schlegel von ihren Fähigkeiten überzeugen. Einige haben heute wohl ihre Chance verspielt, künftiger näher an die ersten Elf zu rücken, zu wenig bot man vor allem im ersten Durchgang an. Trotz durchwachsener Leistung steht der FC Eintracht nun in der nächsten Runde des Toto-Pokals. Auch der Gegner wurde bereits am heutigen Abend ausgelost, der Gegner in der nächsten Woche ist kein geringerer als Regionalligist FC Schweinfurt 05. Somit können sich Trainer, Spieler und Fans auf ein attraktives Heimspiel gegen den ewigen Rivalen aus Unterfranken freuen.
Spielbericht eingestellt am 13.08.2015 00:15 Uhr