Während Weidens Trainer Christian Stadler nach dem 7:0-Kantersieg über den VfL Frohnlach am Wochenende seine mit Selbstvertrauen ausgestattete Topelf aufs Feld schickte, schonten die Rothosen ihre Garde der älteren Spieler. Mit Billick, Lewerenz und Vocaj standen nur drei nominelle Stammkräfte in der ersten Elf – einer der Gründe, weshalb Bayernliga-Spielleiter Thomas Unger am Ende den 1500-Euro-Siegerscheck von Lotto Bayern den Weidener Kickern überreichen durfte.
Johannes Kohl entscheidet das Laufduell gegen den emsigen, aber glücklosen Flügelflitzer Steven Lewerenz.
Andreas Bär
Die "1c-Aufstellung" der Würzburger ließ jedoch anfangs kaum Zweifel aufkommen und bestimmte in den ersten Minuten vor den Augen von BFV-Präsident Dr. Rainer Koch und vielen Funktionären das Tempo gegen wenig überraschend defensiv stehende und mit einer gehörigen Portion Respekt aufwartende Hausherren. "Das war unser Plan", so Trainer Stadler "wir wussten, dass die Zeit für uns spielt." Aus einer kompakten Defensive um den überragenden Martin Schuster wollten die Weidener Nadelstiche setzen. Und das gelang minütlich besser. Die Würzburger, bei denen Flügelflitzer Lewerenz und die beiden Außenverteidiger Gutjahr und Bieler immer wieder versuchten, das Spiel auf die Flügel verlagert zu bekommen, um Vocaj und Jabiri mit Flanken zu füttern, ließen in ihren Bemühungen nach. Und Weiden witterte seine Möglichkeit. Vor allem der omnipräsente Friedrich Lieder forderte das Leder immer wieder und leitete gefährliche Kontersituationen ein. Richtig brenzlig für die Kickers wurde es dann nach einer halben Stunde. Ein Schecklmann-Kopfball landete noch knapp neben dem Kasten, den durchgebrochenen Lieder konnte die Kickers-Abwehr mit allerhöchster Mühe noch am Torerfolg hindern. Den fälligen Eckball zirkelte Lieder punktgenau zu Peter Schecklmann, der den vielumjubelten Führungstreffer markierte. Die Schlussoffensive der dadurch erwachten Rothosen überstand die Weidener Abwehr um den überragenden Martin Schuster mit vereinten Kräften schadlos.
Youngster Johannes Scherm blockt Fabian Weiß kompromisslos.
Andreas Bär
Auch der eingewechselte Toptorjäger Christopher Bieber und Daniel Diroll konnten an der Weidener Überlegenheit nichts ändern. Diroll war es aber immerhin, der nach der schönsten Würzburger Kombination (60.) nahe am Anschlusstreffer war, aber nur den Außenpfosten anvisierte. Und so kam, was kommen musste: Nachdem Keeper Dominik Forster einen Flankenball vor Steven Lewerenz wegpflückte (72.), war es endgültig vorbei mit der Würzburger Herrlichkeit. Auffällig dabei: Vor allem aus der körperlichen Überlegenheit an beiden Enden des Spielfeldes machten die Gäste zu wenig. Im Gegenteil. Weiden erarbeitete sich auch in der Lufthohheit zunehmend Vorteile. Das war schon beim zweiten Treffer (55.) offensichtlich. Thomas Wildenauer krönte seine bärenstarke Leistung, erlief sich das Leder und setzte einen Flankenball an: Der von hinten in Fünfmeterraumnähe stoßende Egeter übersprang seinen Gegenspieler um zwei Köpfe und wuchtete das Leder vehement und unhaltbar in die Maschen. Die krönenden Schlusspunkte setzten Friedrich Lieder und Thomas Wildenauer. Erst erlief sich Lieder dank eines vorbildlichen Pressingeinsatzes das Leder, Wildenauer luchste Bieler das Leder ab und verfehlte mit seinem Pass in die Spitze Lieder nur knapp (76.), ehe eine erneute Galavorstellung der beiden den Schlusspunkt setzte. Erneut presste Lieder bei einem eigentlich verlorenen Ball, den schlechten Aufbaupass auf Bieler klaute erneut Wildenauer. Dieses Mal tauchte Lieder alleine vor Mildner auf und versenkte das Leder unter tosendem Jubel der (nur) 450 Zuschauer sehenswert ins linke untere Eck. Die Krönung einer verdammt starken Mannschaftsleistung der Blau-Schwarzen.
Die Weidener hoffen nun darauf, dass Bayreuth sein Halbfinale gegen die SpVgg Unterhaching siegreich gestaltet. Schließlich würde dann ein neuerlicher Klassiker ins Haus stehen. Seit Jahrzehnten schon lieferten und liefern sich die Wasserwerk-Kicker und die Altstädter knackige, hartumkämpfte und sehenswerte Duelle. Vor allem in Weiden. Dann, wenn hunderte Bayreuther Anhänger sich auf den Weg machen und auch das sonst so zögerlich strömende Weidener Fußballpublikum sich auf den Weg ins Wasserwerk macht. Würzburg dagegen hofft, in der Liga wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren. Die Meisterschaft steht im Fokus. Und daran zweifelt eigentlich keiner mehr, dass diese auch erreicht wird.
Spielbericht eingestellt am 23.04.2015 12:12 Uhr