Während Karsten Wettberg bis auf Pascal Rausch seine stärkste Elf aufbieten konnte und drei Mann in die Startformation rotierte, musste Bayreuths Coach Heiko Gröger vor Spielbeginn zwei weitere personelle Rückschläge hinnehmen. Sowohl der später eingewechselte Stefan Kolb als auch Kapitän Alexander Schreckinger mussten verletzungsbedingt pausieren - und das, nachdem mit Sebastian Fiedler bereits einer der wenigen routinierten Kicker wegen eines Zehenbruchs schon seit Samstag ausfällt.
Julian Pötzinger (gelb) gegen Marco Wiedmann.
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Die blutjunge Bayreuther Abwehrformation - Michael Eckert mit 23 Lenzen war der mit großem Abstand älteste Defensivmann - sah nach nur drei Minuten erstmals alt aus. Ein Eckball von Christopher Schaab landete über Umwege Torjäger Bernd Rosinger, der mühelos einnetzte. Wer von einem Seligenportener Pokalspaziergang träumte, der wurde aber heillos enttäuscht. Die spielstarken Bayreuther konterten postwendend und übernahmen die Spielkontrolle. Eckert (7.) und Kioyo (12.) verpassten den schnellen Ausgleich, was sich fast gerächt hätte. Ismail Morina tauchte alleine vor Daniel Freiberger auf, brachte das Leder aber nicht am gut reagierenden Altstädter Keeper vorbei, der das Spielgerät um den Pfosten lenkte (14.). Besser als Morina machte es auf der Gegenseite Timothy Nicolaus. Der einstige Rothenburger verlud Keeper Brunnhübner nach Michael Eckerts blitzgescheitem Pass in die Nahtstelle der Viererkette eiskalt aus 14 Metern (17.). Nur eine Minute später blieb ein böser Brunnhübner-Schnitzer ohne Folgen. Und keine Zeigerumdrehung später durfte der SVS-Schlussmann schon wieder jubeln. Wieder war es ein Eckball, der bei dem am langen Pfosten postierten Sebastian Ruhl landete. Der Ex-Ismaninger ließ sich nicht zwei Mal bitten und vollstreckte eiskalt. Die Altstädter zeigten sich allerdings erneut unbeeindruckt und präsentierten gegen einen beileibe nicht schwachen Gegner die vielleicht stärksten 20 Minuten in dieser Saison. Mit frühem Pressing beeindruckten sie die Wettberg-Elf, ließen das Leder präzise, schnell und stets in der Vorwärtsbewegung in den eigenen Reihen zirkulieren. Es machte richtig Spaß der spielstarken Truppe zuzusehen. Nach einem Ballverlust Morinas an Manuel Hiemer landete das Leder über den erneut sehr lauffreudigen Francis Kioyo bei Timothy Nicolaus, der nach einem Haken an Keeper Brunnhübner scheiterte (23.). Glück hatten die Kloster-Kicker, dass Schiri Wander seine Pfeife in der 30. Minute ruhen ließ. Bei einem "Kopfballduell" zwischen Räder und Ruhl prallte das Leder weit über Kopfniveau auf den Unterarm Räders - ein klarer Handelfmeter für die Heimelf. Eine Zeigerumdrehung später visierte der bärenstarke Manuel Hiemer um Haaresbreite vorbei. Besser machte es Francis Kioyo Minuten später. Hiemer leitete das Leder brilliant mit der Hacke weiter auf Eduard Root, der den besser postierten Kapitän Kioyo mitnahm - der musste nur noch abstauben und glich erneut aus (34.). Die Spielfreude sollte damit nicht beendet sein. Erneut war es Hiemer, der den nicht in Abseitsposition befindlichen Timothy Nicolaus - Julian Schäf stand näher zu seinem Torwart - bediente. Der legte uneigennützig quer auf Francis Kioyo, der die vielumjubelte erste Bayreuther Führung erzielte.
Julian Schäf versucht Martin Weiß zu stören. Der will offensichtlich das Leder gerade knutschen.
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Mit einem Doppelwechsel reagierte Karsten Wettberg - eine glückliche Entscheidung. Vor allem Dominik Stolz ergriff die Initiative und war von der wackligen Altstädter Hintermannschaft nur sehr schwer zu fassen. Seligenporten kam weit besser ins Spiel, die Altstädter taten sich in der Vorwärtsbewegung schwer, da die Gäste weit disziplinierter auftraten als noch vor dem Pausentee. Die erste dicke Chance der Gäste nach 63 Minuten: Der auffällige Wiedmann kam nach einer weggefausteten Ecke aus der zweiten Reihe zum Abschluss, sein Versuch wurde um Haaresbreite am Pfosten vorbei abgefälscht. Eine Minute später der erste spektakuläre Stolz-Auftritt, als er aus 16 Metern nur um einen Wimpernschlag am Pfosten vorbeivisierte. Die nun druckvoller auftretenden Oberpfälzer mussten nicht lange warten, ehe sie jubeln durften. Stolz spielte im Duett der "Dominiks" Räder punktgenau und schnell in Aktion, indem er den einen Schritt zu spät kommenden Hannemann düpierte und Räder nach seinem Pass zielgenau einnetzte (70.). Es ging munter weiter. Mit der Einwechslung von Stefan Kolb wollten die Altstädter nach vorne noch einmal neuen Druck aufbauen, Seligenporten lauerte auf den finalen Streich. Die Gäste waren dabei dem Siegtreffer näher. Wiedmann scheiterte aus 16 Metern an Freiberger (76.), Hannemann klärte in allerhöchster Not gegen Stolz. Als alle schon mit einem Elfmeterschießen rechneten, ein letzter Auftritt des gewöhnungsbedürftig leitenden Schiedsrichters. Nach drei kleinen Foulspielen an Altstädter Spielern in der gegnerischen Hälfte ließ er drei Mal den Vorteil laufen. Der aber wurde dann zum Nachteil. Schließlich verloren die Altstädter am Ende dann doch das Leder. Das schlimme dabei: Stefan Kolb grätschte gut 20 Meter vor dem Kasten das Leder vor dem anstürmenden Weiß weg - zum Entsetzen der Hausherren sah Wander diese Aktion als foulwürdig an. Wohl eine ganz bittere Fehlentscheidung, zumal er solche Situationen vorher 92 Minuten lang in mehr oder minder erschreckender Konsequenz laufen ließ. Teilweise würdigte er sogar sehr gelbverdächtige Foulspiele als regelkonformes Tackling. Sei es drum: Seligenporten war es egal. Der Freistoß landete im Fünfmeterraum bei Kapitän und Routinier Alexander Maul, der per Kopf den Seligenportener Siegtreffer markierte.
Am Ende waren doch alle zufrieden. Seligenporten aufgrund des Weiterkommens, Bayreuth aufgrund der gezeigten Leistung gegen ein Regionalligaspitzenteam. Das positivste dabei: Im Treffer vieler alter Bekannter blieben beide Seiten verletzungsfrei und lieferten pure Werbung für den Fußballsport. Und fast wäre Karsten Wettberg noch einmal von Francis Kioyo in ein kleines Trauma gestürzt worden. Schließlich stand der Ur-Sechziger einst hinter dem Tor des Münchener Olympiastadions, als Francis Kioyo den berühmten Elfmeter verschoss. Das ist lange her. Längst ist Kioyo ein sicherer Elfmeterschütze und in der zuletzt gezeigten Verfassung absoluter Führungsspieler der Altstädter. Um ein Haar hätte er auch Karsten Wettbergs SV Seligenporten aus dem Pokal gekegelt.
Spielbericht eingestellt am 03.10.2012 21:06 Uhr