Exakt 2.783 Zuschauer, bestes Fußballwetter und eine Live-Übertragung im Bayerischen Fernsehen sorgten am Samstagnachmittag für ein tolles Pokal-Ambiente im Fuchs-Park-Stadion. Das Toto-Pokal-Halbfinale gegen die SpVgg Unterhaching bedeutete für Jan Gernlein und seinen FC Eintracht Bamberg ein großes Highlight in diesem noch jungen Kalenderjahr 2025. Nach zuletzt drei Niederlagen in Folge sehnten sich die Domreiter sehr nach einem Erfolgserlebnis und auch die Gäste wollten mit aller Macht ins diesjährige Endspiel. Beide Mannschaften nahmen das Duell entsprechend von Beginn an ernst.
Die Eintracht, die in der Regionalliga derzeit auf dem vorletzten Tabellenplatz steht, bekam es an diesem Nachmittag mit einem angeschlagener Gegner zu tun, der sportlich aktuell kaum positive Schlagzeilen schreibt. Erst knapp eine Woche sind der Fan-Eklat und die mannschaftsinternen Streitigkeiten nach dem Derby gegen den TSV 1860 München her, da folgte mit der kurzfristigen Entlassung von Cheftrainer Heiko Herrlich am Freitagabend bereits der nächste Paukenschlag für den gebeutelten Traditionsclub, der in der 3. Liga kaum noch Chancen auf den Klassenerhalt hat. Interimsmäßig stand am Samstag Ex-Nationalspieler Sven Bender an der Seitenlinie der Vorstädter, der bis 2021 noch das Trikot von Bayer 04 Leverkusen getragen hatte.
Luc Ihorst (rot) in der Vorwärtsbewegung.
Sebastian Pflaum
Das Spiel begann so, wie man das wohl erwarten durfte. Der Drittligist machte von Beginn an klar, dass er dieses Pokalspiel trotz aller leidigen Erfahrungen der vergangenen Wochen nicht auf die leichte Schulter nehmen würde. Folglich gehörten die ersten Aktionen der Spielvereinigung, die vor allem über kontrolliertes Passspiel den Weg nach vorne suchte. Zwei Eckbälle sprangen dabei in den Anfangsminuten für die Gäste heraus, von denen einer dann aber plötzlich in einen aussichtsreichen Konter für die Domstädter mündete. Radzivon Hushcha startete in der siebten Minute auf Höhe des Mittelkreises durch und stand plötzlich mutterseelenallein vor Kai Eisele. Der Hachinger Keeper eilte aus seinem Kasten, verkürzte den Winkel und blieb am Ende standhaft gegen den Bamberger Angreifer. Da war sie, die erste Riesenchance für die Eintracht!
Insgesamt aber war weiterhin Unterhaching der Club, der in diesem Spiel zwingender agierte. Der dritte Eckball der Partie führte schließlich auch zur Führung für die Gäste. Simon Skarlatidis brachte den Ball von rechts in die Mitte, wo ihn Tim Knipping entscheidend verlängerte. Fabio Torsiello stand am zweiten Pfosten schließlich punktgenau bereit, um den Ball zum 0:1 für die Vorstädter einzuschieben (11.). Nach diesem Treffer verlagerte sich das Spielgeschehen direkt einige Meter weiter ins Mittelfeld. Haching versuchte, die tiefstehenden Gastgeber ein wenig aus der Reserve zu locken, sodass der ganz große Druck auf die Domreiter im letzten Drittel jetzt erst einmal abebbte. Dennoch musste die Bamberger Abwehrkette weiterhin auf beide Außenbahnen Acht geben. Simon Skarlatidis und Max Lamby brachten nämlich hüben, wie drüben immer wieder Tempo in die Offensivaktionen der Spielvereinigung, viele Angriffe aber wurden von den wachsamen Bambergern bereits im Keim erstickt.
In der 27. Minute hatte sich der Torschütze zum 0:1 eine weitere Chance kreiert, nachdem er mit einem Sololauf über rechts in den Strafraum des FCE eingedrungen war. Der Winkel war am Ende aber zu spitz, als dass hier größere Gefahr hätte aufkommen können. Sechs Minuten später startete Radzivon Hushcha abermals für die Eintracht durch und zog dabei gleich drei Gegenspieler auf sich. Am ersten marschierte er noch artistisch vorbei, doch mit vereinten Kräften stoppten die Hachinger Bambergs Nummer 22 dann doch noch rund 25 Meter vor dem Tor (33.). Die letzten Minuten der ersten Halbzeit waren jetzt beidseitig von der Suche nach Lücken in der gegnerischen Abwehrreihe geprägt, bis zum Pausenpfiff passierte insgesamt aber nicht mehr viel. Somit ging es mit dem knappen Ergebnis in die Kabinen.
Max Lamby (re.) war über Außen ein stetiger Unruheherd. Hier wird er von Luca Ljevsic (li.) angegangen.
Sebastian Pflaum
Für die Eintracht bedeutete dieses 0:1, dass im zweiten Abschnitt noch alles möglich blieb. Ein eventuelles Elfmeterschießen war nur ein Tor entfernt, auffällig gierig agierte die Elf von Jan Gernlein jetzt also mit Beginn des zweiten Abschnittes. Dass dies mit entsprechenden Risiken einherging, war abzusehen. So war auch Haching weiterhin immer torgefährlich. In den ersten Minuten nach Wiederanpfiff fiel vor allem Simon Skarlatidis auf, der zwei abgeblockte Torannäherungen aus zweiter Reihe abfeuerte. Insgesamt begann mit der zweiten Halbzeit nun aber eine eher harmlose Phase des Drittligisten.
Auf der anderen Seite witterten die Domreiter jetzt ihre Chance und münzten dies auch in viele, kontrollierte Angriffe um. Luca Ljevsic hatte sich in der 54. Minute perfekt freigespielt, stand aber nach einem Steckpass von Marc Reischmann knapp im Abseits, sodass der zielgerichtete Versuch in Richtung Hachinger Tor nicht mit in die Wertung einfließen sollte. Den Zuschauern auf den Rängen war das egal, sie spürten jetzt, dass ein Ausgleichstreffer in der Luft lag und gaben entsprechend alles, um ihre Domreiter zu unterstützen. In der 62. Minute sorgte Jan Gernlein mit der Hereinnahme von Andreas Pfahlmann für frischen Wind in der Bamberger Offensive. Dieser Wechsel sollte sich zeitnahe auszahlen. Die 65. Minute war angebrochen, als ein langer Abschlag von FCE-Keeper Fabian Dellermann den 1:1-Ausgleichstreffer initiierte. Radzivon Hushcha gewann rund 30 Meter vor dem Tor einen entscheidenden Zweikampf, ehe das Leder zum Joker kam. Mit einem präzisen Flachschuss ins lange Eck stellte er das Ergebnis in der Folge wieder auf Anfang.
Sebastian Valdez (li.) legt diesen Ball im Sechzehner quer, Max Lamby (re.) kann die am Ende ungefährliche Flanke nicht mehr verhindern.
Sebastian Pflaum
Getragen vom Momentum, warfen die Domreiter nach dem Ausgleich weiterhin alles rein. Doch Haching hatte jetzt Blut geleckt und wurde, je länger das Spiel dauerte, wieder zunehmend stärker. Erste zaghafte Versuche von Luc Ihorst und Simon Skarlatidis wandelten sich zu immer konkreter werdenden Aktionen im Bamberger Strafraum. Die Gastgeber konnten mit Befreiungsschlägen zwar immer wieder für Entlastung sorgen, der Druck der Vorstädter wuchs nun aber mehr und mehr. Mit Beginn der dreiminütigen Nachspielzeit bekam die SpVgg Unterhaching abermals einen Eckball zugesprochen, der dem Spiel eine entscheidende Note geben sollte. Der ehemalige Nürnberger Johannes Geis trat an, um das Leder von Links in die Mitte zu schlagen. Damit servierte er perfekt für den hereinlaufenden Manuel Stiefler, der die Gäste mit einem druckvollen Kopfball ganz spät auf die Siegerstraße und somit ins Endspiel brachte (90.+1).
Für die aufopferungsvoll kämpfenden Gastgeber bedeutete dies einen späten Genickbruch, von dem man sich nicht mehr erholen sollte. Als die Begegnung wieder angepfiffen war, warfen die Bamberger zwar noch einmal alles nach vorne, ein missglückter Ball in die Spitze wurde schließlich aber zu einem Konter, den Johannes Geis nach Vorarbeit von Simon Skarlatidis sauber zum finalen 1:3 zu Ende spielte (90.+3). Kurz darauf war Feierabend und die SpVgg Unterhaching durfte den Einzug ins Toto-Pokalfinale gegen den FV Illertissen bejubeln.
Nach Spielende spielten sich auf der Haupttribüne des Fuchs-Park-Stadion leider noch unschöne Szenen ab, nachdem Anhänger beider Fanlager aufeinandergetroffen waren. Am Ende war das Einschreiten des Sicherheitsdienstes und der Polizei nötig, um die rund 15 an der Rangelei beteiligten Personen wieder voneinander zu trennen. Der Nachmittag ging damit leider etwas unwürdig zu Ende, wenngleich sich die Situation auch schnell wieder beruhigte. Sportlich geht es für den FC Eintracht Bamberg nun kommendes Wochenende mit dem Gastspiel bei der SpVgg Ansbach weiter, die SpVgg Unterhaching empfängt Alemannia Aachen.
Spielbericht eingestellt am 23.03.2025 02:38 Uhr