„So ein Spiel gegen den Club kommt immer zum richtigen Zeitpunkt“, freute sich Trainer Timo Rost auf den Vergleich mit dem Traditionsverein aus der Frankenmetropole, für den er einst selbst seine Fußballschuhe schnürte. Jenes Highlight in der Vorbereitung sah er dabei auch als Dankeschön an die Altstädter Anhänger, die die Mannschaft in der schwierigen Vorsaison stets die Treue hielten. Rein sportlich erhoffte sich der SpVgg-Coach weitere Erkenntnisse darüber, wie sich die Gelb-Schwarzen unter Gegnerdruck verhalten. Personell konnte Timo Rost dabei bis auf den angeschlagenen Neuzugang Gregor von Westphalen, der jenes Wochenende gerne zur Werbung in eigener Sache genutzt hätte, und Verteidiger Steffen Eder, der gerne gegen seinen Ex-Club aufgelaufen wäre, auf den gesamten Spielerkader zurückgreifen. Erstmals war dabei auch Kodjovi Koussou mit von der Partie. Der Ex-Löwe gab in der zweiten Hälfte gegen den Club sein Debüt im Altstädter Trikot. Damit war nur noch ein Platz im Altstädter Kader frei. Den könnte gegebenenfalls Martin Holek einnehmen. Zumindest war der Ex-Hofer diese Woche Trainingsgast bei den Altstädtern. „Wir brauchen noch einen Stürmer, der die Dinger reinmacht“, hofft Timo Rost in diesen Tagen noch auf die Verpflichtung eines richtigen „Bretts“ in der Offensive. Das Ergebnis war für den Altstädter in der Vorbereitung nicht der primäre Punkt. Dennoch wollte sich seine Elf gegen den Club gut verkaufen, schließlich bemühte man sich die letzten Jahre stets vergeblich, das fränkische Aushängeschild ins Hans-Walter-Wild-Stadion zu lotsen. Im Vorfeld wurde vereinbart, dass die Mittelfranken mit der stärksten Elf anreisen. Neuzugang
Paul-Philipp Besong aus Dortmund war jedoch noch nicht mit von der Partie.
Anton Makarenko (gelb) befördert den Ball aus der Gefahrenzone.
Thomas Nietner
Wie erwartet übernahmen die Gäste auch mit dem Anpfiff das Spielgeschehen, ohne dass sich die Altstädter jedoch versteckten. Die Altstädter setzten wie von Timo Rost auf eine sichere Defensive und schnelles Umschaltspiel gegen den Bundesligaabsteiger. Auch wenn die Nürnberger in der Anfangsphase das eine oder andere Mal zum Torabschluss kamen, gelang es den Altstädtern von Beginn an, die Räume im Mittelfeld im Kollektiv eng zu machen. So überließen die Gastgeber den Mittelfranken bis kurz hinter der Mittellinie den Ballbesitz, um dann den Ball zu erobern. "Wir gehen jede Begegnung so an, dass wir nur auf unser Spiel schauen. Wir hatten einen Plan und den haben wir wieder gut umgesetzt", sprach Christopher Kracun von einem disziplinierten Auftritt der Altstädter in der Defensive. Mehr als zwei, drei Möglichkeiten boten sich dem Zweitligisten in der Folge nicht. Die Altstädter hielten gegen den Favoriten gut mit. Das machte den Gelb-Schwarzen Mut. Einen ihrer Vorstöße führte nach einer halben Stunde sogar zur Altstädter Führung. Einen Schuss von Kapitän Anton Makarenko wehrte Club-Keeper Patric Klandt nach vorne ab, so dass Chris Wold vom Strafraum die Chance zum Nachschuss bekam. Im dritten Testspiel war dies das erste Gegentor für die Canadi-Elf, die jedoch im Gegenzug prompt die richtige Antwort hatte. Die Durchsage das Stadionsprechers war noch nicht beendet, da traf Törles Knöll nach einem Pfostenschuss von Teamkollege Felix Lohkemper zum 1:1. So ging es leistungsgerecht mit einem Unentschieden in die Halbzeitpause.
Felix Lohkemper (weiß) entwischt Verteidiger Edwin Schwarz: Aber halb so wild - Abseits!
Thomas Nietner
Die Halbzeitpause nutzten beide Seiten, um bei hochsommerlichen Temperaturen ihre Personal durchzutauschen. Während der Club hierbei nahezu eine neue Mannschaft in den zweiten Abschnitt schickte, beschränkte sich Timo Rost dabei auf drei Wechsel. Einen Bruch im Spiel der Altstädter gab es daher nicht, beim Club lief es fortan dagegen eher schlechter als besser, auch wenn sich die ersten Torszenen vor dem Bayreuther Tor abspielten. Aber mit zunehmender Spieldauer gestalteten die Altstädter das Spiel immer ausgeglichener. "Von einem Klassenunterschied konnte man nicht sprechen", hatte Christopher Kracun mit jener Aussage Recht. Der Bundesligaabsteiger fand gegen den Regionalligsten fortan nicht mehr die Mittel, um die Altstädter in große Verlegenheit zu bringen. Ein Schuss von Alexander Fuchs, der nur knapp sein Ziel verfehlte, war dabei noch die gefährlichste Situation, die die Altstädter überstehen mussten. Das schüchterte die Gelb-Schwarzen, aber keineswegs ein. Bemerkenswert war vielmehr, dass die Rost-Elf trotz der hohen Temperaturen bis zum Ende weiter nach vorne marschierte. Ein Aspekt, den Timo Rost seiner Mannschaft hoch anrechnete und Angreifer Ivan Knezevic wie folgt erklärte: "Während der Club gegen einen klassentiefere Mannschaft nicht so viel Lust hatte, waren wir umso motivierter." Jenes Engagement zahlte sich aus. Nach einem Eckball, den Tobias Weber verlängerte, stand Teamkollege Sven Kopp nach 71. Spielminuten vor dem Club-Tor goldrichtig und erzielte die Altstädter Führung. Um ein Haar hätten die Nürnberger ein zweites Mal im Gegenzug beinahe wieder die passende Antwort gegeben, dieses Mal ding jedoch die Fahne des Schiedsrichterassistenten hoch: Abseits! Viel fehlte auch Virgil Misidjan bein einem Freistoß wenig später nicht. Sein Freistoß klatschte jedoch nur an das Altstädter Torgehäuse. Da hatten die Altstädter das Glück des Tüchtigen auf ihrer Seite. Das schmälerte den guten Eindruck, den die Rost-Elf insgesamt ablieferte jedoch nicht. "Das war wahnsinnig gut. Sie haben viel Engagement gezeigt und insgesamt wenig zugelassen", war Wolfgang Mahr voll des Lobes, nachdem der Regionalligist die Schlussphase bestimmte.
Kratzen und Beißen: Tobias Weber (gelb) bleibt gegen Törles Knöll Zweikampfsieger.
Thomas Nietner
Damit zwangen die Altstädter den Club erstmals seit vier Jahrzehnten wieder in die Knie, auch wenn man sich seit jenen goldenen Jahren der Altstädter in der zweiten Liga nicht mehr allzu oft über den Weg lief. Erneut zeigte die Rost-Elf dabei, wie diszipliniert sie die Vorgaben ihres Trainers umsetzen kann und was im Kollektiv durch engagierte Abwehrarbeit selbst gegen einen Zweitligisten machbar ist. "Einen Zweitligisten schlägt man auch nicht jeden Tag", war Timo Rost von der Umsetzung angetan, auch wenn er noch Verbesserungsmöglichkeiten sah und den Sieg nicht überbewerten wollte. Das war trotz aller Freude der Grundtenor nach dem Spiel bei den Gelb-Schwarzen. Um Umfeld war man bemüht, die Euphorie zu drücken. "Es war nur ein Testspiel", so der Altstädter Coach. Der Sieg tat dennoch gut und bestätigte die Gelb-Schwarzen in der Trainingsarbeit der letzten zwei Wochen. FCN-Coach Damir Canadi verwies derweil auf eine harte Trainingswoche. Dennoch enttäuschte der Bundesligaabsteiger über weite Strecken. Nach einem Aufstiegsanwärter sah dies längst noch nicht aus. Der Club-Coach kündigte in diesem Zusammenhang noch personelle Änderungen für die nächsten Wochen an. Auch bei den Altstädtern könnte sich in den nächsten Tagen noch etwas tun. Nicht auszuschließen ist, dass Martin Holek den letzten freien Kaderplatz besetzt. Der Ex-Hofer soll sich am Sonntag beim Test gegen Neudrossenfeld für einen Vertrag empfehlen.
Spielbericht eingestellt am 29.06.2019 23:13 Uhr