Ein herzliches Willkommen aus dem sonnigen Stadion des FC Haarbrücken. Platzwart Heiko Kraußa hatte mal wieder ganze Arbeit geleistet und den virtuellen Rasen zu einem bestens bespielbaren "Teppich" hergerichtet. Anders als gewohnt, findet heute das brisante Bruderduell und Derby statt. Die beiden Mannschaften hatten sich darauf verständigt, die Corona-Pause ein bisschen zu nutzen, um etwas Neues auszuprobieren. Die Klingen wurden auf dem virtuellen Rasen gekreuzt und zwar beim PlayStation4-Spiel Fifa 20. Im Fokus stand hier natürlich der Spaß und das Ganze wurde mit einem deutlichen Augenzwinkern vorbereitet und schließlich ausgetragen.
Schiedsrichter der heutigen Begegnung war Deniz Aytekin. Der DFB hatte hier seinen besten Mann zur Verfügung gestellt, da enorm viel von diesem Spiel abhing. Kommentatoren, wie sich das für dieses Topspiel gehörte, waren Wolff-Christoph Fuß und Frank Buschmann. Zum Glück. Das dachten sich bestimmt einige. Claudia Neumann hatte sich nämlich angekündigt, konnte aber leider nicht teilnehmen. Die Ausgangsbeschränkung hätte eine sichere Internetverbindung gebraucht, welche in Deutschland nur Mangelware ist. Anders in Meilschnitz und Haarbrücken. Hier hatte die Telenec Neustadt einen "Bombenjob" gemacht.
Der Gast vom SVM spielte in einem offensiven 4-3-3. Anders die Heimelf, welche aus einer sicheren 4-2-3-1 agieren wollte. Beim Aufwämen merkte man zwar eine leichte Nervosität, aber auch vollen Fokus auf das bevorstehende Derby, wie man bei dem Aufwärmvideo von Sergej Desnenko sieht. Der ältere Bruder und Coach vom SV Meilschnitz, Dominik Walter, motivierte seine Jungs bis in die Haarspitzen: "Wir wollen heute definitiv ein anderes Gesicht als im Hinspiel zeigen, welches mit 2:4 gegen den FC Haarbrücken verloren ging." Philipp Walter wollte da weiter machen, wo seine Jungs beim letzten offiziellen Spiel gegen Ketschendorf 2 aufgehört hatten: "Voller Fokus auf das Derby und eine gute Vorbereitung stimmen mich positiv", so der Coach des FCH.
Caner Berk.
Philipp Walter
Mit leichter Verspätung pfiff der Unparteiische Aytekin die Partie um 15.03 Uhr an. Mit einer leichten Abtastphase starten beide Teams ins Spiel. Leichter Feldvorteil danach auf Seiten der Haarbrücker, welche auch die ersten zwei leichten Chancen zu verzeichnen hatten. Auf der anderen Seite war es Markus Kienert, welcher über die linke Außenbahn andribbelte und zwei Leute auf sich zog. Er zog nach innen und wurde gerade noch so vom "Sechser" Rene Sauerteig, alias Techniker, gestoppt. Dieser leitete sofort den tiefen Ball ein und spielte auf Adrian Skiba, welcher mit einem sehenswerten tödlichen Pass auf den pfeilschnellen Kevin Mechtold die komplette Abwehrkette überspielte. Mechtold, welcher keine Vorbereitung nötig hatte, ließ seine ganze Klasse aufblitzen, indem er seinen Mitspieler Moritz Engel über die rechte Seite mitlaufen sah und ihm den Ball mustergültig herüberlegte. Der Stürmer vom FCH hatte keine Mühe, den Ball zur 1:0-Führung über die Linie zu drücken.
Meilschnitz, sichtlich geschockt, wurde lautstark von seinem Coach auf den Fokus des Spiels zurückgebracht, sodass Meilschnitz nun sichtlich besser im Spiel war. Immer wieder war es der starke Kevin Alstede, welcher sich noch später ein kleines Privatduell mit dem FCH-Keeper Louis Nußwaldt lieferte, der aus aussichtsreicher Position in der 15. Minute am Torhüter scheiterte. Die darauffolgende Ecke brachte keine Gefahr, denn Nußwaldt klärte den Ball mit den Fäusten. Sofort das Umschaltspiel der Haabrücker. Wieder so ein Traumpass, diesmal auf Engel, welcher im Eins-gegen-Eins am heutigen Torhüter, Heiko Röttger, der mit einer sehenswerten Parade glänzte, scheiterte. Röttger, sonst als Torjäger beim SVM unterwegs, nutzte voraussichtlich die Ausgangsbeschränkung, um sich auf der Terrasse zu sonnen. Er war kaum wiederzuerkennen.
Nun aber wieder Druck vom SV Meilschnitz. Wieder über Alstede, welcher im Spiel nur mit "Boss" angesprochen werden möchte. "Boss" dribbelte in den Sechzehner, doch der oberfränkische Meister und Kapitän des FCH-e-Sport-Teams, Paul Klose, konnte das Dribbling gerade noch unterbinden. Die knapp 200 Zuschauer sahen eine unterhaltsame und intensiv geführte Partie.
Dann ein Ballgewinn bei Haarbrücken. Adrian Skiba auf den Rechtsaußen Sergej "Siegbert Schnösel" Desnenko. Wie im Training einstudiert nun die sofortige Hereingabe von außen. Mechtold lauerte in der Mitte. Den musste er doch machen. War der Druck zu groß? Philipp Walter kriegte die Hände nicht mehr vom Kopf. Das hätte das 2:0 sein müssen. Und schon lief wieder der Konter des SV Meilschnitz. Paul "Miroslav" Klose konnte den Ball zurückerobern und spielte quer zu Rene Sauerteig. Der Techniker wollte das Spiel verlagern. Der ehemalige Haarbrücker Kenny Schwesinger hatte diese Aktion wohl "gerochen" und fing den Diagonalball ab. Der Ball flog in den 16er und dann großer Aufschrei in der 32. Minute auf Seite der Meilschnitzer. War das ein Elfmeter?
Aytekin, wie man ihn kennt, winkt sofort ab. Der Kontakt zu Köln war aber da. Aus meiner Position hätte man auf Elfmeter entschieden können. Die Zeitlupe zeigte, dass es keine klare Fehlentscheidung war, also weiterspielen. Die Fans aus Meilschnitz tobten auf den Rängen. Nach kurzer Zeit merkten die Fans und der SVM, dass hier doch was gehen kann. Sie erhöhten den Druck, doch wieder war es Alstede, der allein vor Torwart Nußwaldt stand und scheiterte. Das hätte der Ausgleich sein können, nein müssen! Beim nächsten Angriff der Meilschnitzer setzte der Routinier Desnenko ein Zeichen. Er holte sich den Gelben Karton zu Recht ab. Er wollte mit dieser Aktion seine Jungs wachrütteln. Der darauffolgende Freistoß flog an Freund und Feind vorbei und Nußwaldt konnte wieder in letzter Sekunde retten. Was ist das für ein Teufelskerl!
Wenig später zeichnete sich Röttger noch zwei Mal im Tor der Meilschnitzer sagenhaft aus. Doch in der 45. Spielminute vielleicht die Szene des Spiels. Keeper Röttger, gerade noch gefeiert, wollte einen Freistoß kurz ausführen. Sein Mitspieler wusste von dieser Aktion anscheinend nichts. Moritz Engel ahnte die Aktion und sprintete in den Passweg. Er fing den Ball ab und musste diesen nur noch ins leere Tor schieben. Was für eine kuriose Szene. Röttger wollte im Boden versinken. Wie man die Torhüter aber so kennt, ist man als Torwart niemals schuld. Er pfiff seinen ahnungslosen Abwehrspieler Hoch an.
Den Haarbrückern war das egal, denn die gingen mit einer 2:0-Führung in die Halbzeit.
Jannik Schmidt.
Philipp Walter
Um 15.11 Uhr pfiff Aytekin zur zweiten Halbzeit. Meilschnitz begann mit viel Ballbesitz. Über fünf Minuten ließ der SVM den Ball in den eigenen Reihen laufen und suchte die Lücken der Haarbrücker Ketten. Dann die erste Aktion von Meilschnitz. Bayer flankte in den 16er, doch der Ball war zu lang. Auf der Gegenseite dann wieder Engel, der sich diesmal über außen frei lief. Er flankte den Ball in die Mitte, wo Hoch den Ball sicher aus der Gefahrenzone köpfte. Was natürlich bei dem Spiel nicht fehlen durfte, war selbstverständlich die Kreisbewegung von Caner Berk, der sich das auch auf dem virtuellen Rasen nicht nehmen ließ.
Weiter ging es mit Chancen für den SVM. Kienert auf Alstede, der mit einem wundervollen Zidane-Trick in den 16er. Immer noch Alstede am Ball. Er legte quer auf Schmidt, doch sein Schuss wurde von Nußwaldt wieder entschärft. Die darauffolgende Ecke sorgte wieder für Gefahr. Der Anschlusstreffer lag in der Luft. Auch Schwesinger fand in der 64. Minute seinen Meister in Nußwaldt.
Bei der nächsten Chance in der 74. Minute für den FC Haarbrücken hatten die Fans schon den Torschrei auf den Lippen. Mechtold mit einem schönen Ball auf Mortiz Engel. Engel legte quer und Mechtold schaffte es nicht, den Ball im Tor unterzukriegen. Hoch konnte den Ball gerade noch vor der Linie kratzen. Was für eine Monsteraktion von Hoch.
Doch dann war es endlich soweit aus Sicht des FCH. Moritz Engel schnürte seinen Hattrick und erlöste die FCH-Fans und seine Mitspieler unter tobendem Applaus. Pünktlich nach zwei angezeigten Nachspielminuten pfiff der Unparteiische das erste e-Sport-Derby ab.
Kevin Mechtold.
Philipp Walter
Das Fazit ist eindeutig. Verdienter Sieger über 90 Minuten war der FC Haarbrücken. Der größere Gewinner war aber das komplette Event, welches mit etwa 200 Zuschauern auf der Couch eine positive Rückmeldung auf das erstmalige e-Sport-Ereignis gegeben haben. Leider war, wie es nicht anders zu erwarten war, die Bratwurst ab der 65. Minute ausverkauft, sodass man als anpfiff.info-Reporter in die Röhre gucken musste. Der selber gemachten am Abend gibt der anpfiff.info-Reporter aber volle fünf Bratwurst-Punkte.
Bleibt nun allen Beteiligten und Zuschauern Danke zu sagen, welche für dieses Event offen waren. Der Aufruf auch an andere Vereine. Wolltet ihr schon immer einmal euren Angstgegner besiegen oder wolltet ihr schon immer einmal ein Match gegen einen höherklassigen Gegner austragen? Dann meldet euch bei uns, sobald ihr euch mit einem Gegner einig seid. Wer weiß, wo und vor allem wann das nächste Topspiel startet. Bleibt zu Hause, aber vor allem bleibt gesund.
Beeindruckend dieses Aufwärmprogramm
FC Haarbrücken
Spielbericht eingestellt am 06.04.2020 20:20 Uhr