Weil der SV Schwaig am vergangenen Wochenende in der Nachspielzeit in der finalen Relegationsrunde zur Landesliga abgestiegen war, reichte der SG Herrieden der 3:1-Sieg gegen Büchenbach ebenso wenig wie der 2:1-Erfolg der DJK-SV Berg gegen Veitsbronn vom Pfingstmontag. Zum Endspiel um den letzten freien Platz in der Bezirksliga (Süd) 2022/23 gab es großen Zuschauerandrang, so dass die Partie erst mit einer Viertelstunde Verspätung beginnen sollte.
Der mittlerweile schon bekannt große Fanblock des Kreisliga-Zweiten aus Berg hatte noch einmal kräftig aufgestockt, aber auch die Herriedener bekamen lautstarke Unterstützung, was bei bestem Wetter am Rother Ostring einen tollen Rahmen, ja eigentlich schon Stadionatmosphäre, bot.
Ekstase im Berger Fanblock nach dem Führungstreffer.
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Die dann offiziell verkündeten 1120 Zuschauer durften ihr Kommen besonders in den ersten 45 Minuten nicht bereut haben. Denn beide Mannschaften verzichteten auf Ballgeschiebe, sondern suchten ihr Heil in der Offensive - und die hatte an diesem Abend auf beiden Seiten einiges anzubieten. Den Start machte der vermeintliche Underdog aus Berg, bei dem Rechtsaußen Filimon Haile mit Tempo Lücken riss und in der 14. Minuten den Ball dermaßen gefährlich ins Zentrum brachte, dass Herrieden die Situation nicht geklärt bekam, vielmehr wieder Max Bergler zur Stelle war und im dritten Relegationsspiel zum dritten Mal das 1:0 für die DJK-SV markierte. Haile hätte beinahe noch selbst nachgelegt (22.), doch der Spielfilm wollte ein ständiges Hin und Her - und so war Herrieden am Zug. Nach einer Hereingabe von der rechten Seite verteidigte diesmal die Berger Hintermannschaft schlecht, so dass Peter Bernhard seinen Torriecher einmal mehr unter Beweis stellen konnte und Herriedens Fanblock entzückte (24.). Die Freude darüber war zwei Minuten später schon wieder sprichwörtlich in den Schatten gestellte, weil Bergs Bergler kurz aufdrehte und maßgenau links unten zur erneuten Führung einnetzte. Dies nahm dann Herriedens Kapitän Kai Emmendörfer zum Anlass, um mal so richtig sein Ausnahmetalent zu demonstrieren und einen starken Slalomlauf durch die Oberpfälzer Abwehr zu starten - nur die Ablage misslang Herriedens Siebener. Dass er auch diese drauf hat, zeigte Emmendörfer dann zwei Minuten später, als er Bastian Göttlicher bediente, der sein Können wiederum mit einem herrlichen Schlenzer in die rechte obere Ecke zeigte - 2:2 (31.). Herrieden war nun klar am Drücker, doch Berg hatte mit Marcel Routon einen klasse Torhüter. Eine überragende Parade bei Göttlichers Kopfball (40.) sowie eine starke Reaktion bei einem abgefälschten Göttlicher-Schuss (44.) sorgten für das Remis beim Gang in die Pause.
Bastian Göttlicher (rechts) traf den Ball göttlich - der Jubel war groß beim erneuten Ausgleich der Herriedener
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Nach dem Seitenwechsel ging es im Prinzip zunächst einmal genauso weiter: Berg legte wieder vor, auch weil Herrieden die Konsequenz im Verteidigen abging - und auch ein bisschen Slapstick hinzu kam, als Samuel Lexen den Ball gar nicht selbst ins Tor befördern musste, weil Marcel Skurka beim Rettungsversuch seinen Torhüter anschoss und die Kugel von Nico Brinschwitz dann im Netz landete (48.). Die Reaktion der Herriedener war auch ein drittes Mal unbeeindruckt. Ein feiner Pass in die Spitze gab Bernhard freie Bahn, die der Goalgetter cool zu nutzen wusste - 3:3 nach 52 Minuten. Mit der untergehenden Sonne schwanden auch allmählich die Kräfte in einen bis dato bemerkenswert unterhaltsamen Spiel. Haile (65.) und Jonas Nießlbeck (87.) hatten auf Seiten des Kreisligisten noch die besten Chancen. Doch der vierte Treffer sollte nicht mehr fallen. Eine Verlängerung war folgerichtig.
Der beste Mann am Platz, Kai Emmendörfer, verwandelte den entscheidenden Strafstoß zum 8:7-Sieg für Herrieden.
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Auch in der Zusatzschicht war der Kräfteverschleiß bei beiden Farben kaum zu übersehen. Nur zu gerne hätte zunächst Bergler, dann Emmendörfer einen Strafstoß rausgeholt, aber Referee Christoph Stühler folgte dem Wunsch nicht und tat auch gut daran, die Partie nicht mit einem halbseidenen Pfiff zu entscheiden. Kein Pfiff, aber ein Knall ans Aluminium folgte in Minute 115, als Horlacher von rechts geflankt hatte und Göttlicher die Kugel perfekt volley abfasste und dabei nur noch von Routons Reflex und dem Querbalken am Torerfolg gehindert wurde.
So ging es nach 122 Minuten zur Entscheidung vom Elfmeterpunkt. Dafür hatten beide Teams schon den ein oder anderen Spezialisten im Laufe der Extrazeit gebracht. Herriedens Coach Fredi Skurka übernahm mit seiner Einwechslung auch selbst die Verantwortung und wurde dieser, wie vier seiner Jungs, gerecht. Weil Bergs Nießlbeck etwas zu hoch gezielt hatte, war es dem Herriedener Kapitän Emmendörfer vorbehalten, mit dem fünften Elfer den Deckel auf den Klassenerhalt zu machen. Danach sah man den Denker und Lenker der SG erst einmal nicht mehr, weil sich die Jubeltraube auf den Helden stürzte und den am Ende einer langen Relegation verdienten Klassenerhalt ausgelassen feierte. Für Berg endete die Saisonverlängerung zwar ohne Happy End, aber an die Zusatzspiele vor großer Kulisse mit einmaliger Unterstützung darf man auch beim Kreisligisten voller Stolz zurückblicken.
Spielbericht eingestellt am 11.06.2022 07:45 Uhr