Drei Tage nach dem Hinspiel-Aufeinandertreffen sollte sich in Hösbach-Bahnhof klären, ob nun der Vizemeister der Staffel Ost oder West den nächsten Schritt in Richtung Landesliga machen sollte. Das 3:1 aus Sicht der SpVgg gab Rückenwind, jedoch durfte zu keiner Zeit fälschliche Sicherheit einkehren, denn schon im Hinspiel lagen die Mannen von Jürgen Baier vorerst lange zurück. Für den TSV Forst gab es nur eine Marschroute, um einen Zweitore-Rückstand aufzuholen, braucht es Offensivfußball.
Lukas Weineck (am Ball) mit einem satten Abschluss.
Felix Maier
Eigentlich hätte sich die SpVgg Hösbach auf den Lorbeeren des Hinspiels etwas ausruhen können, doch nicht mit der Mannschaft von Jürgen Baier. Vom Anpfiff weg machte eine Mannschaft wahnsinnigen Druck und obwohl die Gäste aus Forst anstoßen durften, war Hösbach-Bahnhof direkt am Drücker. Nach frühem Ballgewinn versuchte sich Patrick Schneider direkt mit dem ersten Abschluss (1.), wobei er seine zweite Chance noch deutlicher hätte nutzen müssen. Vom Bahnhof-Torhüter Väth kam ein langer Abschlag in Richtung von Stürmer-Kollege Felix Renner, der klug den Ball aufspringen ließ und so seinen Abwehrspieler ins Leere schickte. Renner legt quer auf Schneider und der müsste nur einschieben, doch lässt sich mit seinem Abschluss zu lange Zeit, so kann Forst korrigieren. Im Anschluss gab es eine Ecke für Hösbach-Bahnhof und der Ball landete tatsächlich nach etwas Tumult im Forst-Strafraum im Tor der Gäste. Trotz großem Jubel lag dem Torerfolg ein Offensivfoul zuvor, der Treffer wurde somit nicht gegeben (4.). Bis zur zwölften Spielminute hatten erneut Schneider (5.), Niklas Schöfer (6.) und Miglo Hein (9.) die Chance zur frühen Führung, doch es sollte vorerst einfach nicht klappen.
Zitiert aus dem Buch der Fußballphrasen, kam es, wie es kommen musste. Der TSV Forst schaffte es in besagter zwölften Minute erstmals sich aus den wütenden Angriffen der Hösbacher zu befreien und prompt wurde es gefährlich. Mehr noch, Schiedsrichter Arnold sah nach einem harten Zweikampf im Strafraum der Hausherren keine andere Möglichkeit, als auf den Punkt zu zeigen. Shaban Rugovaj trat zum fälligen Strafstoß an und verwandelte trocken ins untere linke Eck. Somit führten die Gäste aus Forst wie schon im Hinspiel früh, obwohl bislang die SpVgg aus Hösbach-Bahnhof deutlich mehr investierte und deutlich gefährlicher war. Doch die Hausherren in Rot reagierten, wie es sich für einen möglichen Aufsteiger gehört, ruhig und ohne Hektik übernahmen die Bahnhöfer Stück für Stück wieder das Geschehen.
Spätestens ab der 20. Minute stellte sich das Bild der ersten Viertelstunde erneut ein, Lukas Weineck scheiterte von der Strafraumkante (20.) und Yannick Mühlhoff verpasste nach starker Vorarbeit von Stürmer Schneider in der Mitte knapp den Abschluss (35.). In dieser Phase lag eher der Ausgleich in der Luft, als dass man an einen nächsten Treffer vom TSV glaubte. Beinah drehte Forst dann aber so plötzlich wie bei der Führung das Geschehen, wenn auch SpVgg-Torhüter Jannik Väth hierzu seinen Beitrag leistete. Der Keeper kam nach einem langen Ball in die rechte Spitze von Forst aus seinem Sechzehnmeterraum hinaus und klärte den Ball auch, jedoch direkt in die Füße von Shaban Rugovaj. Der Torschütze zum 1:0 verarbeitete das Leder und wollte aus gut 30 Metern Maß nehmen, wurde jedoch in letzter Sekunde bedrängt und so landete der weite Abschluss knapp neben den Kasten der Hausherren.
Erneut schüttelte sich Hösbach-Bahnhof nach diesem Aufreger und kam mit offensiven Antworten zurück. Felix Renner verpasste es gleich doppelt (40./44.) den Ausgleich zu besorgen, doch stimmte schlichtweg die Einstellung bei den Bahnern. Dennoch gelang kein Treffer und beide Mannschaften gingen mit der Forst-Führung in die Kabinen.
Miglo Hein (rot) holt Burhan Bayat (vorn) unfair von den Beinen.
Felix Maier
Beide Trainer nutzten die Halbzeitpause ausgiebig, um ihre Mannschaften für die restlichen 45 Minuten einzustimmen. Wie schon im ersten Durchgang kam Hösbach-Bahnhof mit viel Mut auf den Rasen. Die erste Szene nach dem Anpfiff gehörte der Heimmannschaft. Einen Einwurf von links verlängerte Patrick Schneider gekonnt mit dem Kopf in den Strafraum, erst hier konnte Forst mit vereinten Kräften klären. Hingegen anders als im ersten Durchgang startete auch Forst mit mutigen Angriffen. Direkt nach der beschriebenen Klärung konterte der Gast strukturiert über einige Stationen in die Hälfte der Bahnhof-Elf. Es bot sich vom Anpfiff weg ein offener Schlagabtausch, wobei es auf beiden Seiten vorerst am letzten Pass in die Spitze fehlte. Einen Punkt hatte Baier bei seiner Halbzeitansprache zweifelsohne angesprochen, die hohen Bälle.
Mit den schnellen Stürmern Patrick Schneider und Felix Renner verlegte Hösbach-Bahnhof viel auf dieses taktische Mittel, denn gerade bei hohen und weiten Bällen schien die Forst-Abwehr anfällig. In der 51. Minute sollte das Mittel ein erstes Mal perfekt ineinandergreifen. Aus der eigenen Hälfte kam ein langer Ball auf den lauernden Renner, wie schon zu Beginn der ersten Hälfte verlud der flinke Stürmer seinen Gegenspieler komplett und war damit frei durch in Richtung Hamdoun unterwegs. Den Forst-Keeper ließ Renner gekonnt stehen, womit er nur noch ins verwaiste Tor einschieben musste. Forst tat sich mit den nun besser werdenden Hösbachern zusehends schwer. Schneider verpasste nach erneutem Patzer der Forst-Hintermannschaft bei einem hohen Ball jedoch den Führungstreffer (57.). Als Vorlagengeber wollte es für Schneider auch nicht klappen, denn einen auf Renner per Kopf verlängerten hohen Ball, konnte der Stürmer nur über den Kasten von Hamdoun bugsieren. Der TSV Forst schaffte es nach dem Ausgleich kaum noch klare Torchancen zu kreieren, wobei den Gästen keinesfalls die Gefahr abzusprechen war. Es fehlte schlicht am finalen Pass und der nötigen Genauigkeit im Spielaufbau. So verloren die Mannen von Pero Skoric viel zu oft den Ball.
Yannick Mühlhoff (li.) klärt gegen den anlaufenden Burhan Bayat (re.).
Felix Maier
Die Uhr tickte unermüdlich für die SpVgg Hösbach-Bahnhof, das Unentschieden reichte den Hausherren, doch wollten beide Mannschaften das Ergebnis so nicht hinnehmen. Neben spielerisch hitzigen Situation wurde gerade in der Schlussviertelstunde die Partie härter und härter. Schiedsrichter Alexander Arnold hatte alle Hände voll zu tun und sollte in den ablaufenden 15 Minuten stolze fünf Gelbe Karten zeigen müssen. Forst verlegte das Spielfeld mehr und mehr in die Hälfte der Hausherren und stellte wirksam auf eine Dreierkette um. Sowohl in Sachen Fouls wie auch im spielerischen Sinne stoch nun TSV-Allrounder Burhan Bayat hervor. Er wich keinem Zweikampf aus, ließ keine Möglichkeit verstreichen, sich mit den Gegenspielern deutliche Wortgefechte zu liefern, doch blitzte seine spielerische Klasse gleichermaßen auf. In der 84. Minute schnappte sich der wenige Offensiv-Akteur das Leder nahe der Außenlinie gut 35 Meter vor dem gegnerischen Tor und nahm Tempo auf. Er ließ den ersten Verteidiger stehen, den zweiten Verteidiger und erst nach einem weiteren SpVgg-Verteidiger schloss der Stürmer ab. Nach dem sehenswerten Solo konnte Väth den satten Abschluss gerade so um den Pfosten lenken.
Forst wollte nun mit allen Mitteln diesen nächsten und möglichen Siegtreffer erzielen und es sollte gelingen. Nach einer abgefälschten Flanke von der rechten Seite trudelte das Leder in den Strafraum, wo der eingewechselte Jannis Mehler völlig frei am Fünfmeterraum köpfen konnte. Die Bogenlampe gegen die Laufrichtung von Väth fiel unhaltbar in die lange Ecke (86.). Jetzt wurde doch auch Hösbach-Bahnhof hektisch. Der bereits vorbelastete Niklas Schöfer handelte sich direkt nach dem Führungstreffer der Gäste die Ampelkarte ein und schwächte sein nun in Rückstand geratenes Team noch weiter. Es lief bereits die Nachspielzeit als Mehler erneut die Chance auf einen Treffer hatte, doch landete sein Abschluss von der Strafraumkante abgefälscht bei Väth (90.+1). Ein Tor fehlte den Gästen, um zumindest in die Verlängerung zu gehen, mit einer Ecke in der sechsten Minute der Nachspielzeit setzte der TSV Forst dann alles auf eine Karte. Torhüter Mohamed Hamdoun verließ seinen Kasten und tatsächlich sollte das Leder über Umwege bei dem Keeper landen, das Spielgerät wurde jedoch auf der Linie geklärt. Patrick Schneider, der sicherlich sehnsüchtig auf sein Tor wartete, schaltete am schnellsten in den Offensiv-Modus zurück und sprintete in Richtung leeres TSV-Tor. Der lange Ball kam aus der eigenen Hälfte und Schneider vergoldete seine gute Leistung mit grenzenlos umjubelten Treffer zum 2:2. Danach sollte Arnold nicht mehr anpfeifen, alle Bände in Hösbach-Bahnhof brachen sofort.
Spielbericht eingestellt am 04.06.2023 20:50 Uhr