Unverhofft war der TSV Burgebrach in die Relegation zur Landesliga gerutscht, wollte sich die Chance auf den erstmaligen Aufstieg in die Verbandsebene jedoch nicht entgehen lassen. Rein sportlich hatte sich der TSV in der Rückrunde ohnehin bestens präsentiert – 23 Zähler aus elf Begegnungen bedeuten Platz eins in der Bezirksliga-Tabelle des Jahres 2024. (Fast) noch beeindruckender kam da allerdings die Bilanz des heutigen Kontrahenten von der SpVgg Bayreuth 2 daher: 24 Punkte nach der Winterpause führten die als Letzter überwinternde kleine Oldschdod beinahe noch zum direkten Klassenerhalt – letztendlich fehlte den Bayreuthern nur ein Zähler, um eine nahezu perfekte zweite Halbserie zu krönen. Die Favoritenrolle war daher den Gästen zuzuweisen – wohlwissend, dass in 180 Minuten Fußball die verrücktesten Dinge passieren können.
Sinnbildlich für die erste Halbzeit: Bayreuths Felix Landgraf spielt den Ball, bevor Moritz Ludwig eingreifen kann.
Simon Ruß
Und wer weiß, welchen Verlauf die Partie genommen hätte, wenn Andreas Pfahlmann nach Flanke von Marcel Kutzelmann per Kopf bereits nach einer Minute zur Führung getroffen hätte. So ging der Ball allerdings am Kasten vorbei – und die Bayreuther zogen im Anschluss ihr Spiel auf. Dieses war anfangs auf einen sicheren Spielaufbau bedacht – immer wieder schaltete der Landesligist dann aber über seine pfeilschnelle Offensive um Aron Mills, Felix Landgraf und Kilian Schwabe um. Insbesondere der 19-jährige Schwabe war bei den Tempogegenstößen von der Burgebracher Defensive kaum zu bremsen – und nach einer Viertelstunde auch mit dem nötigen Quäntchen Glück gesegnet: Denn seine Hereingabe von links wurde von einem langen Abwehrbein derart unglücklich abgefälscht, dass die Kugel über TSV-Keeper Florian Dörnbrack hinweg den Weg ins Tor fand. Im Anschluss zeigte sich der Landesligist technisch weiterhin versierter – die nächste dicke Chance hatte aber die Heimelf: Chris Romaus kam am linken Fünfereck zum Abschluss, donnerte die Kugel jedoch per Vollspann über den Kasten (30.). Anschauungsunterricht in Sachen Effizienz zeigte auf der anderen Seite umgehend die junge Oldschdod: Zunächst kombinierten sich Aron Mills und Felix Landgraf in vollem Tempo durch die Burgebracher Defensive, der anschließende Abschluss Landgrafs trudelte abgefälscht durch den Strafraum vor die Füße von Kilian Schwabe, der die Kugel sicher im Kasten des TSV unterbrachte. Und es kam noch dicker für Heimelf: Nach einem Steckpass aus dem Mittelfeld war Felix Landgraf auf und davon und vollendete trocken flach ins Eck – 0:3. Kurz darauf war der erste Durchgang vorüber – die Gäste agierten als U21 dabei bemerkenswert abgezockt, während der TSV seine wenigen guten Chancen liegen ließ.
Rassiger Zweikampf zwischen Heimakteur Chris Romaus und Nick Gregorzewski.
Simon Ruß
Mit dem Drei-Tore-Rückstand im Gepäck war schon vor Wiederanpfiff klar: Die zweite Halbzeit würde für den TSV zum Balanceakt aus eigenem Offensivdrang und defensiver Stabilität werden. Hilfreich war da, dass sich die Bayreuther deutlich zurückhaltender zeigten und nicht mehr mit aller Gewalt auf weitere Tore drängten. Dennoch hätte Felix Landgraf beinahe das 0:4 nachgelegt, visierte aber zu hoch (57.). So blieb die Heimelf zumindest halbwegs im Spiel, eine Aufholjagd wirkte allerdings weit entfernt. Bis dann erneut Felix Landgraf auffällig wurde – dieses Mal aber in negativer Hinsicht: Bereits gelbverwarnt spitzelte er nach einem Foulspiel den Ball zur Seite und erhielt zu Recht die Ampelkarte (72.). Im Anschluss erhöhte Burgebrach Minute für Minute den Druck, wirkliche Großchancen konnte sich der TSV jedoch nicht erspielen: Entweder war ein Bayreuther Abwehrbein im Weg oder der Bezirksligist traf beim letzten Ball die falsche Entscheidung. Als die Baier-Elf kurz vor Spielende dann vergeblich einen Handelfmeter reklamierte, schien das Schicksal besiegelt. Schon in der Nachspielzeit angelangt, zeigte dann aber das bis dato eher unauffällige Burgebracher Sturmduo seine ganze Klasse: Andreas Pfahlmann zog eine Flanke von rechts weit in den Strafraum, dort lauerte Marcel Kutzelmann und traf per Kopf gegen die Laufrichtung des Keepers.
Felix Landgraf klärt zur Ecke, bevor Burgebrachs Moritz Ludwig flanken kann.
Simon Ruß
Kurz darauf war Schluss – und am Ende waren sich beide Lager ihrer eigenen Gefühle nicht ganz sicher: Die Burgebracher haderten mit dem frühen Drei-Tore-Rückstand und der Hypothek fürs Rückspiel, die Bayreuther hätten ihrerseits gerne das Zu-Null ins Ziel gebracht. Nichtsdestotrotz liegt der Vorteil in jedem Fall bei der jungen Oldschdod, die am Sonntag im altehrwürdigen Hans-Walter-Wild-Stadion beste Chancen aufs Erreichen des Relegationsendspiels hat. Ganz abgeschrieben werden sollte der TSV Burgebrach nicht – schließlich wurden schon „ganz andere Rückstände im Fußball aufgeholt“ wie Trainer Bernd Baier im Anschluss schmunzelte.
Spielbericht eingestellt am 24.05.2024 01:07 Uhr